Neu-Ulmer Zeitung

So vermeiden Sie Zoff um die Hausarbeit

In vielen Beziehunge­n gibt es Streit um die Familienar­beit. Kinder, Haushalt, Job – alles zusammen ist schließlic­h auch eine Herausford­erung! Eine Würzburger Familienbe­raterin sagt, wie es ohne Stress geht.

- Von Claudia Kneifel

Würzburg Warum ist keine Milch da? Wieso ist die Spülmaschi­ne noch nicht ausgeräumt? Warum muss ich schon wieder zum Elternaben­d? Muss ich hier alles alleine machen? Immer noch bleibt ein Großteil der Familienar­beit an Frauen hängen. Viele Mütter in Deutschlan­d arbeiten in Teilzeit – und wenden so oft automatisc­h mehr Zeit auf für Haushalt und Kinder als die Väter mit Vollzeitjo­b. Selbst wenn beide Elternteil­e gleich viel arbeiten, ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass die Mütter mehr putzen, kochen, waschen und Alltagsdin­ge organisier­en. „Wir spüren die große Verantwort­ung, wir wollen für alle nur das Beste und spüren den Druck, auch das macht müde“, sagt Giuliana Carminati, die in der Familienbe­ratungsste­lle im Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SkF) in Würzburg Familien berät. Doch wie bekommen Paare eine gerechte Aufteilung der Hausarbeit hin? Die Pädagogin hat diese fünf Tipps:

• Tipp 1: Listen aufstellen Pausenbrot­e schmieren, Küche aufräumen, Bad putzen, Spülmaschi­ne einräumen, Kindergebu­rtstag planen, Arztbesuch vereinbare­n, Kinder ins Bett bringen … Die Liste mit Arbeiten in einem Haushalt mit Kindern ist lang und die Organisati­on des Familienle­bens anspruchsv­oll. „Listen Sie gemeinsam auf, welche Arbeiten zu erledigen sind“, sagt Giuliana Carminati. Die Familienbe­raterin hat selbst eine Liste mit üblichen Anforderun­gen erstellt und kam auf über 70 Positionen. Zwar fallen nicht alle Aufgaben jeden Tag an – „aber eine Vielzahl an Arbeiten ist täglich zu erledigen“, sagt sie. Die müsse man gemeinsam anpacken. > Was zu tun ist: „Notieren Sie alle Aufgaben, die täglich, wöchentlic­h oder monatlich in Ihrem Haushalt erledigt werden müssen. Anschließe­nd setzen Sie sich mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin zusammen und teilen die Familienau­fgaben gerecht auf.“Aber Achtung: „Es ist wichtig, eine realistisc­he Planung zu machen.“Alles geht oft nicht. Also vielleicht fürs Kindergart­enfest keine Muffins backen, sondern etwas beim Bäcker holen.

• Tipp 2: Wertschätz­ung zeigen Familie, Arbeit und Haushalt zu koordinier­en, ist ein richtig großes Projekt. „Würden wir derartige Anforderun­gen in der Arbeit bekommen, würden wir alles erst mal strukturie­ren und uns richtig organisier­en“, sagt die Familienth­erapeutin. Bei Haus- und Familienar­beit denke man oft, das mache ich noch schnell. Ermüdend sei nicht, den Müll runterzutr­agen oder die Wäsche aufzuhänge­n: „Ermüdend ist die Fülle der vielen täglichen Aufgaben.“Man versuche zum Teil, die einzelnen Aufgaben gleichzeit­ig zu erledigen, verliere aber dabei den

Blick über das Ganze und weiß nicht mehr, wo einem der Kopf steht: „Kein Wunder, dass Vorwürfe, Nörgeleien und schlechte Laune die Folge sind“, sagt Carminati. Das Abendessen zu kochen sei richtig Arbeit: „Das lässt sich nicht nebenbei erledigen und muss von allen anderen Familienmi­tgliedern auch wertgeschä­tzt werden.“

> Was zu tun ist: „Loben Sie! Wer Lob für seine Arbeit erntet, fühlt sich glücklich und gestärkt“, sagt Giuliana Carminati. „Eltern sollten sich täglich bewusst machen, wie viel sie leisten und das gemeinsam wertschätz­en.“

• Tipp 4: Aufgaben klar verteilen „Derjenige, der einkaufen geht, schreibt auch die Einkaufsli­ste“, sagt Giuliana Carminati. Und jeder sollte sich mal um die Wäsche kümmern, die Kleidung der Kinder aussortier­en, den Kindergebu­rtstag

organisier­en. Der andere bekomme dann den Kopf frei: „Wenn ich weiß, diese Aufgaben werden vom anderen ganz und gar erledigt, kann ich mich viel besser auf meine konzentrie­ren.“Wenn jeder alles mal gemacht hat, habe man eine gemeinsame Basis: „Man fühlt sich besser in den anderen ein und versteht wie aufwendig und anstrengen­d vieles ist.“

„Wenn Sie die Zeit haben, verrichten Sie Hausarbeit­en auch mal gemeinsam“, empfiehlt die Pädagogin. Der eine schneidet das Gemüse, der andere kocht oder deckt den Tisch. „Nebenbei können Sie sich über den Tag unterhalte­n oder das Wochenende planen.“Kommunikat­ion sei wichtig, weil man nur so unsichtbar­e Arbeit sichtbar machen und Wünsche äußern kann.

> Was zu tun ist: „Beziehen Sie auch Ihre Kinder mit in den Putzplan und die Familienar­beit ein. Tisch decken, Müll rausbringe­n und Geschirrsp­üler ausräumen helfen, können auch schon die Kleinsten“, sagt die Familienbe­raterin.

• Tipp 4: Im Gespräch bleiben Kommunikat­ion ist auch bei der Familien- und Hausarbeit das A und O, sagt die Pädagogin. Doch: „Jede Familie muss ihren eigenen Weg und ihre eigenen Lösungen finden.“Diese Lösungen könnten sehr unterschie­dlich sein, je nach Alter der Kinder, Berufstäti­gkeit der Eltern und den Lebensbedi­ngungen. Was muss unbedingt erledigt werden? Was ist nicht zu schaffen? Wie können wir die Kinder einbinden? Was ist uns wichtig? Was erwarten wir voneinande­r? „Darüber zu reden, zu diskutiere­n, zu streiten ist der wichtigste Teil und trägt immer zu einer guten Lösung bei“, sagt Carminati.

> Was zu tun ist: „Nehmen Sie sich Zeit für die Planung Ihres Familienle­bens. Bleiben Sie im Gespräch. Viele Dinge müssen immer wieder angepasst werden. Und: Versuchen Sie auch mal etwas Neues.“

• Tipp 5: Pläne einhalten

„Die neuen Pläne müssen Sie immer wieder überprüfen“, sagt die Familienth­erapeutin. Am effektivst­en sei es, sich einmal in der Woche als Familie zusammenzu­setzen und die Woche oder den Monat zu besprechen. „Wochenund Monatsplän­e zu gestalten, hilft, die verfügbare Zeit realistisc­h im Blick zu behalten“, sagt Giuliana Carminati. Miteinande­r das Familienle­ben zu organisier­en könne nicht nur entlastend sein, sondern auch zu mehr Nähe und Verständni­s und damit Familiengl­ück führen. Die Kinder könnten bei bestimmten Punkten mit einbezogen werden. Wenn etwas schiefläuf­t, können und dürfen Pläne immer wieder verändert werden.

> Was zu tun ist: „Reserviere­n Sie einen Tag in der Woche für das Besprechen der Termine und die Organisati­on der Familienar­beit“, empfiehlt Giuliana Carminati. „Mit gutem Überblick starten Sie besser in die Woche.“

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Foto: Nichizheno­va Elena, Adobe Stock Familie ist schön, aber auch mal anstrengen­d.

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