Von Außenseitern und Favoriten
Bei der Handball-WM in Schweden und Polen wird ab heute ein neuer Titelträger gesucht. Wer die besten Karten hat – und wie die Chancen des deutschen Teams aussehen.
Katowice Es geht los: Vom 11. bis 29. Januar wird in Polen und Schweden der neue Handball-Weltmeister ermittelt. Die Eröffnungspartie bestreiten am Mittwochabend um 21 Uhr Rekordweltmeister Frankreich und Gastgeber Polen in Katowice (live auf Eurosport). Die deutsche Mannschaft steigt am Freitag um 18 Uhr gegen Katar ins Turnier ein. Wir beleuchten die Chancen der Teams auf den Turniersieg.
• Dänemark: Es gab mal eine Zeit, da galt bei den Dänen die halbrechte Position als einzige Schwachstelle. Wenn es denn überhaupt eine war. Mit Mathias Gidsel spielt aber genau dort jetzt auch ein Ausnahme-Handballer. Viel spricht dafür, dass Trainer Nikolaj Jacobsen seinen zwei Meisterschaften mit den Rhein-Neckar Löwen noch seinen dritten WM-Titel mit den Dänen hinzufügt und demnächst wieder extrem glücklich in seinem Whirlpool im Garten liegen kann. Unser Urteil: Topfavorit
• Schweden Auch im schwedischen Kader tummeln sich auf jeder Position internationale Topspieler, hinzu kommt der Heimvorteil des Europameisters. Nach zweijähriger Verletzungspause ist Toptorwart Mikael Appelgren von den RheinNeckar Löwen zurück im Kader. Holt er nach dieser Leidenszeit den Titel, wäre das kitschig – und die schönste Belohnung für die Schufterei in der Reha. Unser Urteil: Gold-Kandidat • Frankreich Nikola Karabatic ist immer noch der bekannteste Spieler im Kader, auf dem Feld aber nicht mehr die dominante Figur. Diese Rolle hat Linkshänder Dika Mem übernommen, der beim Absprung gefühlt wie ein Flugzeug abhebt, schnell an Höhe gewinnt und noch dazu hart wirft. Die
Franzosen bezwangen die Dänen zuletzt. Und zwar 2021 im Olympia-Finale.
Unser Urteil: Final-Kandidat
• Spanien Seit zehn Jahren hält Kapitän Gedéon Guardiola die Abwehr der Iberer zusammen. Und noch immer haben die meisten Gegner weder ein Rezept noch Spaß, wenn sie gegen den ehemaligen Defensivstrategen der Rhein-Neckar Löwen spielen. Das zeigten die zurückliegenden Turniere, in denen die stets abgeschriebenen Spanier überzeugten: EM-Gold 2018, EM-Gold 2020, OlympiaBronze 2021, EM-Silber 2022. Die Iberer liefern, wenn sie müssen. Weil sie eine Abwehr mit Schlachtross Guardiola haben.
Unser Urteil: unterschätzter Halbfinal-Kandidat
• Island Auf der Insel bilden sie immer wieder Topspieler aus. Neu ist allerdings die derzeitige Ansammlung
an Ausnahmekönnern. Mit Gísli Kristjánsson und Ómar Ingi Magnússon vom deutschen Meister SC Magdeburg sowie Aron Pálmarsson vom dänischen Topklub Aalborg haben die Isländer einen Weltklasse-Rückraum. Der erst 22-jährige Viktor Gísli Hallgrímsson gehört schon jetzt zu den besten Torhütern Europas und wird mit dem THW Kiel in Verbindung gebracht. Das sollte als Gütesiegel reichen. Unser Urteil: Geheimfavorit • Norwegen Oft waren die Skandinavier in den vergangenen Jahren nah dran am großen Coup, doch die Krönung blieb der Mannschaft um Superstar Sander Sagosen versagt. Die individuelle Klasse im Rückraum ist da, um weit zu kommen. Auf der Torwartposition bleiben leichte Zweifel, die schnell zu etwas größeren Sorgen werden könnten.
Unser Urteil: Außenseiterchancen aufs Halbfinale.
• Deutschland: Allen in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) ist klar, dass sie nur mit mannschaftlicher Geschlossenheit und einer starken Verteidigung erfolgreich sein können. Es kommt also auf die richtige Strategie in der Defensive an, mit der sich viel wettmachen lässt – aber eben nicht alles, weshalb Liga und Verband in der Pflicht stehen, künftig Weltklasse-Rückraumspieler auszubilden. Löwe Juri Knorr ist auf dem besten Weg, dieses Niveau zu erreichen. Vielleicht gelingt das auch Julian Köster. Aber danach wird es dann doch recht dunkel. Ein alarmierendes Armutszeugnis für die größte Handballnation der Welt. Unser Urteil: Das Viertelfinale ist realistisch, angesichts der HeimEM 2024 sogar ein Muss. Alles Weitere ist ein Bonus. (Fotos: dpa)
Ozean. Der zehnfache Meister des Eilands schaffte den Sprung ins Sechzehntelfinale und tritt deswegen am Samstag bei bei Viertligist Grasse nahe der Cote d’Azur an. Beide Vereine trennen etwa 9000 Kilometer beziehungsweise ein Zwölf-Stunden-Flug. Das ist mal eine Auswärtsfahrt, die den Namen auch verdient hat. Nur die Mutigsten der Unerschrockensten werden am Samstag dabei sein. Rein theoretisch wäre übrigens ein noch weiterer Anfahrtsweg denkbar – nämlich dann, wenn ein Team aus der 15.000 Kilometer entfernten Inselgruppe Französisch-Polynesien sich für die Runde auf dem Festland qualifiziert.
Und auch den Rekord für die weiteste Auswärtsfahrt der Geschichte werden die Tamponnaise-Ultras nicht knacken: Der gehört weiterhin jenen Wahnsinnigen, die die 2009 die über 10.000 Kilometer zwischen St. Petersburg und der Wladiwostok, der Hafenstadt am Pazifik, zurückgelegt haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
TENNIS ATP Tour Adelaide/AUS Eurosport, 9 Uhr 2. Runde
SNOWBOARD Weltcup
Eurosport, 12.35 Uhr Parallelslalom Mixed-Team in Bad Gastein/A
BIATHLON Weltcup ARD/Eurosport, 14 Uhr
20 km Einzel (M) in Ruhpolding
SNOOKER Masters in London Eurosport, 15.40/22.45 Uhr 1. Rd.
HANDBALL-WM Vorrunde Eurosport, 20.45 Frankreich – Polen