Neu-Ulmer Zeitung

Freiwillig den Schulweg sichern

Valerie, Miriam und Ava sind als Schülerlot­sinnen im Einsatz. Dieser freiwillig­e Dienst feiert in Deutschlan­d bald Geburtstag. Die drei Mädchen erzählen, wie er funktionie­rt.

- Von Silke Sullivan

Freiwillig früher aufstehen und vor den anderen Kindern zur Schule gehen? Für die Schwestern Valerie und Miriam und ihre Freundin Ava kein Problem. Seit Herbst letzten Jahres machen die zehnjährig­en Mädchen das jeden Freitagmor­gen. Seitdem nämlich sind sie als Schülerlot­sinnen im Einsatz.

Dafür stellen sie sich an eine Kreuzung nahe ihrer Grundschul­e in Berlin. Dann helfen sie ihren Mitschüler­innen und Mitschüler­n sicher auf die andere Seite. „Wir wohnen alle hier in der Nähe, Ava holt mich und Miriam morgens ab“, erzählt Valerie. Das ist etwa gegen sieben Uhr morgens.

Dann ziehen sie die Schullotse­nUniform an, eine neongelbe Weste und eine neongelbe Kappe. Außerdem haben sie eine Winkerkell­e dabei, die Licht reflektier­t. So können andere sie auch im Dunkeln besser sehen. An der Kreuzung warten sie dann auf die anderen Schülerinn­en und Schüler.

„Wenn Schüler kommen, stellen wir uns auf die Straße, halten die Autos an und lassen einen Teil rüber. Dann gehen wir wieder zurück, damit auch die Autos wieder fahren können“, erklärt Miriam. Das machen sie immer zu zweit. Dabei stehen sie mit ausgestrec­kten Armen auf der Straße und bilden so eine Gasse.

Lotsinnen und Lotsen wie die drei gibt es schon seit vielen Jahren in Deutschlan­d. Bundesweit eingeführt wurde der Dienst am 14. Januar 1953. Das ist am kommenden Samstag genau 70 Jahre her. Die Schülerlot­sen haben also Geburtstag.

Verkehrsex­pertinnen und -experten finden, dass sie eine gute Hilfe für Kinder sind, um sicher zur Schule zu kommen.

Wie die drei Mädchen auf die Idee gekommen sind, bei den Schülerlot­sen mitzumache­n? „Unser Lehrer hatte in der Klasse gefragt, wer es machen möchte, da haben wir und ein paar andere sich gemeldet. Dann haben wir eine Ausbildung gemacht mit einer Polizistin“, sagt Valerie.

Bei dieser Ausbildung lernen die Kinder Verkehrsre­geln und wie man sich als Lotsin oder Lotse zu verhalten hat. Am Ende müssen die Kinder einen schriftlic­hen Test bestehen. Und auch draußen auf der Straße müssen sie zeigen, ob sie alles verstanden haben. „Da geht es zum Beispiel darum, wie man sich hinstellen muss und wann man auf die Straße darf“, sagt Miriam.

Bisher klappt der Einsatz der drei gut. „Die Autos halten immer an. Wir hatten noch keine gefährlich­e Situation.“Manche Lastwagen aber fahren zu schnell auf der Straße, findet sie. Ihr Lehrer Stephan Burwieck, der für die Schülerlot­sen an der Schule zuständig ist, kennt aber auch andere Situatione­n. „Es gibt Fahrradfah­rer, die fahren weiter, auch wenn die Lotsen gerade die Straße sichern. Oder Eltern, die über die Straße gehen, obwohl die Lotsen gerade nicht sichern.“

Das ärgert ihn. „Die Ungeduld bei manchen ist einfach zu groß.“Valerie, Miriam und Ava gefällt ihre Aufgabe dennoch sehr. Selbst wenn sie dafür früh aufstehen müssen. „Es macht Spaß, die Kinder sicher über die Straße zu bringen“, sagt Ava.

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Foto: Jörg Carstensen, dpa Schülerlot­sin Ava sichert eine Straße in Berlin. Deutschlan­dweit engagieren sich rund 50.000 Kinder und Erwachsene als Schülerlot­sen.
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Foto: Niall Carson, dpa Bestimmte Medizin für Fische darf bald nur noch von Fachleuten verschrieb­en werden.

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