Neues zum Mord an Ece: Verdächtiger gibt tödliche Messerattacke zu
Was war das Motiv? Polizei und Staatsanwaltschaft äußern sich nach der Vernehmung des Verdächtigen zur Messerattacke von Illerkirchberg. Eine Sache fällt auf.
Illerkirchberg Nach der brutalen Messerattacke in Illerkirchberg, bei der eine 13-Jährige schwere und eine 14-Jährige tödliche Verletzungen erlitten hatten, wollte der Verdächtige lange keine Angaben machen. Vergangenen Donnerstag, einen Monat nach der schrecklichen Tat wurde der 27-jährige Asylbewerber aus Eritrea im Beisein einer Rechtsanwältin und eines Dolmetschers im Gefängniskrankenhaus in Hohenasperg vernommen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft konnte vergangene Woche zunächst keine Angaben dazu machen, doch das holten die Ermittler am Dienstag nach. Vor allem eine Sache fällt dabei auf.
In der gemeinsamen Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft heißt es, der Beschuldigte habe im Rahmen der förmlichen Vernehmung am 5. Januar eingeräumt, mit einem Messer auf ein Mädchen mehrfach eingestochen zu haben. Auch habe er die Beiden zuvor nicht gekannt. Dass er aber auch die 13-Jährige mit der Attacke verletzte, soll er nicht eingestanden haben, berichtet Michael Bischofberger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm. Wenngleich die Ermittler davon aber überzeugt sind.
Es gebe keinerlei Anhaltspunkte, dass die Stichverletzungen der 13-Jährigen „von einer anderen Quelle stammen könnten“, so Bischofberger. Warum der Beschuldigte das jetzt doch so behauptet, ist den Ermittlern unklar. „Wir haben das natürlich gleich hinterfragt. Aber er muss uns das nicht erklären. Wir nehmen das so zur Kenntnis.“Ihm werde nach wie vor Mord sowie versuchter Mord vorgeworfen.
Bis auf diesen Widerspruch würden die Angaben des Verdächtigen insoweit mit den mittlerweile vorliegenden Erkenntnissen der
Spurenauswertung übereinstimmen. So seien am mutmaßlichen Tatmesser und seiner Kleidung DNA-Spuren der getöteten 14-Jährigen festgestellt worden. Am Messer soll sich zudem DNA-Material des Beschuldigten befunden haben.
Zur Motivlage dauerten die Ermittlungen unverändert an. Angaben des Beschuldigten müssten noch weiter überprüft werden, erklären Polizei und Staatsanwaltschaft. Mehr Informationen dazu wollen sie deshalb nicht preisgegeben, um weitere Nachforschungen nicht zu gefährden. Zum zeitlichen Ablauf der Tat soll der 27-Jährige sich ebenfalls geäußert haben. Doch auch dazu halten sich die Ermittler derzeit bedeckt.
Neue Erkenntnisse zum Hergang der fürchterlichen Tat könnte die noch ausstehende Vernehmung der 13-Jährigen bringen. Die soll laut Staatsanwaltschaft im Idealfall noch in dieser Woche stattfinden. Abhängig sei das unter anderem davon, ob alle notwendigen Beteiligten wie beispielsweise ein Vertreter des Opferbeistandes, verfügbar sind. In Sachen Motivlage könnte eine Vorabschätzung des psychiatrischen Gutachters weiterhelfen, wenngleich eine abschließende Einschätzung dazu erst vor Gericht erfolgen werde. Doch je nachdem wie das Gutachten ausfällt, könnte noch das eine oder andere Mordmerkmal erfüllt werden, was sich auf die rechtliche Gewichtung und die Anklage auswirken könnte. Die werde erst nach Abschluss der Ermittlungen erfolgen. Bischofberger geht davon aus, dass das Ende Februar soweit sein könnte.
Der Beschuldigte befindet sich weiterhin im Gefängniskrankenhaus in Hohenasperg und werde dort so lange bleiben, bis sein körperlicher Zustand eine Verlegung in eine andere Justizvollzugsanstalt möglich macht. Dann werde er wahrscheinlich nach Ulm kommen, meint Bischofberger. Bei seiner Vernehmung am Donnerstag musste der 27-Jährige liegen. Er hatte wohl versucht, sich direkt nach der Tat das Leben zu nehmen.
Wie bereits mehrfach berichtet, waren am Morgen des 5. Dezember 2022 zwei Mädchen in Illerkirchberg von ihrem Zuhause auf dem Weg zur Bushaltestelle, um von dort in ihre Schule nach Ulm-Wiblingen zu kommen. Der 27-Jährige soll dann aus seiner Unterkunft gekommen sein, sie niedergestochen haben und anschließend wieder in das Gebäude zurückgekehrt sein. Die 14-jährige Ece starb, ihre 13-jährige Freundin überlebte schwer verletzt. Sie konnte das Krankenhaus nach gut einer Woche wieder verlassen. Die Tat löste bundesweit Entsetzen und große Anteilnahme aus. Sie wurde aber auch politisch instrumentalisiert. Die Eltern der getöteten Ece sowie die der 13-Jährigen baten in offenen Brief um Frieden für die Familie und den Ort.