Das steckt hinter dem Baustopp an der Turnhalle Senden
Nachbarn wehren sich juristisch gegen den Neubau neben dem Schulzentrum. Nun muss ein Gericht entscheiden, wie es weitergeht.
Senden Wieder einmal gibt es Wirbel rund um die neue DreifachTurnhalle auf dem geplanten Schulzentrum in Senden. Anwohner waren gegen den geplanten Bau juristisch vorgegangen, Ende des Jahres 2022 hat das Verwaltungsgericht (VG) Augsburg deswegen im Eilbeschluss einen Baustopp verhängt. „Das hört sich schlimmer an, als es ist“, sagt Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf (CSU). In der derzeitigen Winterpause werde ohnehin nicht gebaut. Zudem habe der zuständige Totalunternehmer bei dem beanstandeten Punkt bereits nachgebessert. Die Bürgermeisterin geht davon aus, dass der geplanten Fertigstellung der Halle im Herbst nichts im Wege steht.
Zwischen Dezember und Februar herrsche auf der Baustelle Winterpause, „deswegen hat der Baustopp zurzeit keine Auswirkungen und wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr wie geplant weitermachen können“, sagt die Sendener Bürgermeisterin auf Nachfrage unserer Redaktion. „Der Baustopp wurde erteilt, weil Abstandsflächen nicht eingehalten wurden“, sagt Sarah Honegg, Pressesprecherin am VG Augsburg. Dagegen habe die Stadt Senden Beschwerde eingelegt, deswegen gehe der Fall in die zweite Instanz an den Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München. Bis Montag müssen alle Beteiligten Stellung nehmen, dann entscheidet der VGH, wie es weitergeht.
Der von der Stadt beauftragte Totalunternehmer habe bereits nachgebessert, in der Stellungnahme sind die ausgebesserten Pläne beigefügt, so Schäfer-Rudolf. Bei der ersten Planung sei tatsächlich ein Fehler unterlaufen: Der Planer habe sich nach der allgemeingültigen bayerischen Bauordnung gerichtet, doch für das betreffende Gebiet gelte eine bestimmte Satzung. Danach werden die Abstandsflächen
anders geregelt. Das Fazit: Die Halle muss insgesamt 56 Zentimeter niedriger werden, das werde durch den Einsatz eines anderen Lüftungsgeräts erreicht.
Anwohner hatten gegen die Baugenehmigung geklagt. Denn nach der ursprünglichen, zu hohen Hallenplanung wäre der Abstand zum Acker 40 Zentimeter zu kurz gewesen. So erklärt es Schäfer-Rudolf. Manche Anlieger waren von Anfang an gegen den Neubau der Turnhalle an der Holsteinerstraße. Eine Online-Petition für den Erhalt der Wiese und einer Hecke hatten 308 Bürgerinnen und Bürger unterschrieben; eine von Vereinen organisierte Unterschriftensammlung für den geplanten Hallen-Neubau fand 808 Unterstützer. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte die Bürgermeisterin, man habe versucht, den aktuellen Fall in einem Gespräch mit den Anwohnern zu klären. Denkbar wäre nämlich auch eine Befreiung gewesen, wie es in zahlreichen Bauverfahren durch den Bauausschuss genehmigt werde.
Die Klagenden seien jedoch erst für ein Gespräch bereit, wenn die Halle direkt an die Holsteinerstraße gebaut werde. „Und da kommt der Punkt, den ich nicht verstehe“, sagt Schäfer-Rudolf. Denn in der ersten Entwurfsplanung stand die Halle genau dort, wo sie die Anwohner jetzt gerne hätten: direkt an der Holsteinerstraße. Dann kam der Protest und die Forderung, eine schützenswerte Hecke zu erhalten, die entlang der Straße wächst. Daraufhin habe man umgeplant: Um die Hecke zu erhalten, sei die Halle ein Stück nach hinten – Richtung Anwohner – gerückt. „Und jetzt soll alles wieder genau andersherum sein?“, fragt die Bürgermeisterin. Dies sei jedoch mittlerweile undenkbar, denn eine erneute Änderung des Bebauungsplans mitsamt Zeitverzug und wegfallenden finanziellen Leistung würde einen Schaden im sechsstelligen Bereich bedeuten. Schäfer-Rudolf hält deswegen am Plan fest, nach dem die neue Halle im Herbst fertig sein soll. Im April kommen laut Zeitplan die ersten großen Bauteile, bis dahin rechnet die Stadt damit, dass weitergebaut werden darf.
Der Baustopp wurde nur wegen der falschen Abstandsflächen ausgesprochen, bestätigt VGSprecherin Honegg. Eine kleine Nebensache sei jedoch noch zur Sprache gekommen, und zwar der Emissionsschutz. Die Anwohner hatten sich wegen Lärm beklagt, der mit dem Neubau kommt. Als
Beispiele wurden „Musikkapellen, die auf dem Parkplatz das Marschieren üben“genannt und „belästigende Gerüche, die aus der Halle kommen“. Claudia SchäferRudolf ist wichtig, zu betonen: „Diese Halle ist ein Ersatzbau, der das Gleiche kann wie das alte Gebäude. Die Halle ist nicht größer, der einzige Unterschied ist, dass sie ein paar Meter entfernt von der ehemaligen steht.“Die Stadt habe bereits wegen der Nutzungszeiten mit den Vereinen gesprochen und diese dann verkürzt. Laut VGSprecherin Honegg gehe es bei der Beschwerde der Anwohner vor allem um die Zeiten am Wochenende, etwa bei Turnieren. Dies sei jedoch unproblematisch, „da müssten am Wochenende nur die Zeiten der Nutzung beschränkt werden“.
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