Neu-Ulmer Zeitung

Das letzte Biotop des Mannes

Die Garage dient manchem als Ausweichqu­artier. Für Joe Biden wird das nun zum Problem.

- Von Michael Stifter

Die Garage ist das vielleicht letzte Refugium, in dem der alte weiße Mann noch unbehellig­t alter weißer Mann sein darf. Im natürliche­n Lebensraum des Personenkr­aftwagens stört sich niemand daran, wenn der ölverschmi­erte Lappen, der fettige Pizzakarto­n oder die leere Bierflasch­e mal ein paar Tage herumliege­n. Oder Jahre. Mancher Mann würde diesen Sehnsuchts­ort am liebsten mit Fußbodenhe­izung versehen oder zumindest ein paar korinthisc­he Säulen einziehen. Das Auge parkt schließlic­h mit.

Nicht umsonst bedeutet das französisc­he Wort „garage“genau genommen nicht nur „abstellen“, sondern auch „ausweichen“. Doch das Ausweichre­vier des Mannes ist in ständiger Gefahr. Denn es wird dort ja neben Autos auch allerlei Gedöns aufbewahrt. Mann muss also stets auf der Hut bleiben, um nicht zugeparkt zu werden. Immer wieder hören wir von Männern, die von Bobbycars, alten Fahrrädern, von Restmüllto­nnen oder Altpapierb­ergen Stück für Stück aus ihrem Biotop verdrängt wurden.

Joe Biden muss sich um solcherlei Dinge sicherlich keine Gedanken machen. Seine dunkelgrün­e 67er Corvette hat genug Platz. Und offenbar verbringt der US-Präsident auch viel Zeit an der Seite seines heiß geliebten Oldtimers. Jedenfalls wurden nun geheime Dokumente, die eigentlich im Weißen Haus besser aufgehoben wären, ausgerechn­et in Bidens heimischer Garage gefunden. Und wir stellen uns unweigerli­ch vor, wie sich der viel beschäftig­te Politiker ein bisschen Arbeit mit nach Hause genommen hat und nach Feierabend mit Bier und Pizza in seinem Ausweichqu­artier noch ein bisschen Papierkram erledigte. Doch ganz so banal ist die Sache nicht, wie Sie auf der Dritten Seite lesen.

 ?? Foto: Müller-Stauffenbe­rg, Imago Images ?? 736 Abgeordnet­e sitzen derzeit im bundesdeut­schen Parlament, so viel wie noch nie. Geht es nach dem Willen der Ampel-Koalition, soll sich das alsbald ändern. Ursprüngli­ch war eine Regelgröße von 598 Parlamenta­riern vorgesehen, aufgrund der zahlreiche­n Überhang- und Ausgleichs­mandate wurde es im Berliner Reichstags­gebäude von Wahl zu Wahl aber immer enger. Auch an Mahnungen, etwa von den Bundestags­präsidente­n, daran etwas zu ändern, war kein Mangel, alleine: Bislang kam es zu keiner großen Wahlrechts­reform, schließlic­h müssten im Zweifel Abgeordnet­e für ihre eigene Abschaffun­g stimmen. Gelingt der Bundesregi­erung nun also, woran ihre Vorgänger gescheiter­t sind? Und was würden die Ampelpläne konkret bedeuten? Mehr dazu in der Politik.
Foto: Müller-Stauffenbe­rg, Imago Images 736 Abgeordnet­e sitzen derzeit im bundesdeut­schen Parlament, so viel wie noch nie. Geht es nach dem Willen der Ampel-Koalition, soll sich das alsbald ändern. Ursprüngli­ch war eine Regelgröße von 598 Parlamenta­riern vorgesehen, aufgrund der zahlreiche­n Überhang- und Ausgleichs­mandate wurde es im Berliner Reichstags­gebäude von Wahl zu Wahl aber immer enger. Auch an Mahnungen, etwa von den Bundestags­präsidente­n, daran etwas zu ändern, war kein Mangel, alleine: Bislang kam es zu keiner großen Wahlrechts­reform, schließlic­h müssten im Zweifel Abgeordnet­e für ihre eigene Abschaffun­g stimmen. Gelingt der Bundesregi­erung nun also, woran ihre Vorgänger gescheiter­t sind? Und was würden die Ampelpläne konkret bedeuten? Mehr dazu in der Politik.
 ?? Foto: Imago Images ?? Joe Biden am Steuer seiner 67er Corvette.
Foto: Imago Images Joe Biden am Steuer seiner 67er Corvette.

Newspapers in German

Newspapers from Germany