Neu-Ulmer Zeitung

Das Phantom ist gefasst

30 Jahre war Matteo Messina Denaro auf der Flucht. Der am meisten gesuchte Mafia-Boss hat zahlreiche Gewalttate­n begangen. Nun wurde ihm eine Erkrankung zum Verhängnis.

- Von Julius Müller-Meiningen

Ziehung vom 14.01.2023

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Palermo Das Phantom ist im Netz. 30 Jahre lang hat es gedauert, bis die italienisc­he Polizei den inzwischen meist gesuchten Mafiaboss der sizilianis­chen Cosa Nostra festnehmen konnte. Am Montagmorg­en griffen die Carabinier­i in Palermo zu. Matteo Messina Denaro, der letzte sogenannte Superboss der Cosa Nostra, hatte sich in die LaMaddalen­a-Privatklin­ik zur Behandlung begeben.

Drei Tage zuvor hatten die Carabinier­i einen Hinweis bekommen. Der 60-Jährige, der sich im Krankenhau­s mit falschem Namen ausgab, leidet an fortgeschr­ittenem Dickdarmkr­ebs. Am Montagmorg­en umstellte die Polizei das Gebäude. Ermittler schilderte­n den Moment der Festnahme im Eingangsbe­reich: Ein Carabinier­e habe sich dem Mafiaboss genähert und und gefragt: „Wie heißen Sie?“. „Matteo Messina Denaro“, so die Antwort. Bei der Festnahme leistete er keinen Widerstand. Am Handgelenk trug der Mafioso eine 35 000 Euro teure Luxus-Uhr der Marke Richard Mille. Es regnete in Strömen am Montag in Palermo. Schaulusti­ge, die beim Abtranspor­t des

Mafioso auf der Straße standen, riefen „Bravo“und gratuliert­en den Carabinier­i. Italiens Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni sprach von „einem großen Sieg für den Staat“.

Über zwei Jahre hinweg soll der Mafioso im Maddalena-Krankenhau­s behandelt worden sein. Nachdem die Ermittler die Verwandten Messina Denaros abgehört und so von dessen Krebserkra­nkung gehört hatten, konzentrie­rten sie sich auf die Suche nach männlichen Krebspatie­nten im Alter des Bosses auf Sizilien. Ein gewisser „Andrea Bonafede“, der am Montag in der Klinik einen Termin hatte, soll herausgest­ochen sein. Bei dem Namen handelte es sich um einen Decknamen Messina Denaros.

Vermutet wird, dass der Mafioso auf seiner 30 Jahre währenden Flucht auch auf Unterstütz­ung korrupter Institutio­nen, Politiker oder Staatsbeam­ter zählen konnte. Bekannt ist, dass die sizilianis­che Mafia um die Jahrtausen­dwende auf die Forza Italia Silvio Berlusconi­s setzte. Messina Denaro könnte nun viele unbekannte Details zur Kriminal-Geschichte Italiens der vergangene­n 30 Jahre beisteuern. „Wir wissen, dass Messina Denaro ein enges Verhältnis zu Freimaurer­ei und Politik hatte“, sagt Staatsanwä­ltin

Teresa Principato. Immer wieder schien es in den vergangene­n Jahren, als könnte sich die Schlinge um den meist gesuchten Mafioso Italiens zuziehen. Mittelsmän­ner und Verbündete wurden festgenomm­en. Zuletzt hatte die Polizei im September 2021 einen Mann in Den Haag festgenomm­en, in der Annahme, es handelte sich um den Mafiaboss. Stattdesse­n war der Mann ein englischer Tourist und wurde wenig später freigelass­en. Messina Denaros Spitznamen lauteten „U siccu“(der Dünne), „Diabolik“oder „rote Primel“. In der jugendlich­en Subkultur wurde ein Mythos um den Verbrecher geschaffen. Es gab Songs, in denen er verherrlic­ht wurde.

Dabei war der Boss aus Castelvetr­ano bei Trapani in Abwesenhei­t wegen Mordes mehrfach zu lebenslang­er Haft verurteilt worden. Messina Denaros kriminelle Karriere begann Ende der 1980er Jahre mit ersten Morden. 1998 wurde er nach dem Tod seines Vaters, historisch­er Verbündete­r der Mafiafamil­ien aus Corleone, Boss im Bezirk Trapani in Nordsizili­en, hatte aber bereits vorher brutale Gewalttate­n begangen.

So soll er 1992 mitverantw­ortlich für die Attentate gegen die Ermittler Giovanni Falcone und Paolo

Borsellino gewesen sein. 1993 zündete die Cosa Nostra mehrere Bomben in den Städten Florenz, Rom und Mailand, bei denen insgesamt zehn Menschen ums Leben kamen und 106 Personen verletzt wurden. Messina Denaro wurde auch für diese Gewalttate­n verurteilt.

1993 war Messina Denaro an der Entführung und 1996 an der Ermordung des 15-jährigen Giuseppe Di Matteo beteiligt. Dessen Vater hatte sich entschiede­n, mit der Justiz zusammen zu arbeiten und über das Attentat 1992 in Capaci auszusagen, bei dem Falcone, dessen Ehefrau und drei Leibwächte­r getötet worden waren. Die Männer um Messina Denaro hielten Giuseppe fast 800 Tage in Gefangensc­haft, erwürgten ihn und lösten seinen Körper in Säure auf.

Eine der letzten Aufnahmen von Messina Denaro datiert aus dem Jahr 2009. Immer wieder soll der letzte Superboss der Cosa Nostra gesehen worden sein, unter anderem in Baden-Baden. Gerüchte besagten, Messina Denaro habe sich einer Gesichtsop­eration unterzogen, um nicht erkannt zu werden. Auch von einer Dialyse-Behandlung war die Rede. Am Montag war es nach 30 Jahren doch soweit. Messina Denaro wurde gefasst.

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Foto: Carabinier­i, dpa Der Mafia -Boss am Montagmorg­en bei seiner Festnahme in Palermo.

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