Leserbriefe
Lernen und leben
Zu „Der lange Schatten des NS-Horrors“(Die Dritte Seite) vom 19. Januar:
Italien übernimmt dann sicher die Verantwortung für die Versklavung unserer keltischen Vorfahren durch die Römer und bekennt sich schuldig? Niemand ist für die Taten seiner Vorfahren verantwortlich. Aus der Geschichte lernen wir, für die Zukunft leben wir!
Dieter Weldishofer, Gersthofen
Sehr schade
Zu „Das Verteidigungsministerium ist ein politischer Schleudersitz“(Politik) vom 17. Januar:
Der Rücktritt von Christine Lambrecht ist Balsam für die Truppe und auch für die Öffentlichkeit. Er war überfällig und längst erwartet, nicht zuletzt wegen ihrer desaströsen Rede zum Jahreswechsel. Frau Lamprecht hat es geschafft, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten. Überrascht hat mich jetzt allerdings ihre Begründung für den Rücktritt: Die Medien seien schuld daran, dass eine sachliche Berichterstattung seitens ihrer Person nicht möglich gewesen wäre. Ich hatte zumindest gehofft, dass sie – verzeihen Sie den Ausdruck – den Arsch in der Hose gehabt hätte, ihre Fehler einzugestehen. Das ist nicht geschehen – sehr schade. Damit hätte sie auf den letzten Metern noch Charakterstärke zeigen können.
Jürgen Lechner, Schwabmünchen
So ist die Lage
Zum Interview „Kaputtgespart und kaputtorganisiert“(Politik) mit Ulrich Kirsch am 19. Januar: Ein ausgezeichnetes Interview mit einer sehr objektiven Lageeinschätzung. Frau Lambrecht wusste genau wie jeder andere Aspirant, was mit diesem Job auf sie zukommt. Hier ist auch ganz egal, ob Frau oder Mann. In diesem Fall hat sie ganz einfach in einer sehr kritischen Zeit versagt. Es hilft auch nicht zu sagen, dass die Vorgänger nicht besser waren. Sie war sehr „Scholz-getreu“und so für unseren Kanzler die perfekte Wahl. Auch wenn nicht persönlich verantwortlich, so hat Frau Merkel bei der Krim als damalige Kanzlerin nur mit erhobenem Finger „du, du, du!“gemacht und das war’s dann. Dieses Fehlverhalten unserer Altkanzlerin (es sei nur erwähnt: Projekt Nord Stream) hat uns heute in diese ernste, missliche Lage gebracht, und jetzt müssen wir das teuer ausbaden. Erstrebenswert wäre sicherlich auch die von Kirsch erwähnte Einführung eines allgemeinen Pflichtjahres für Frauen und Männer. Wünschen wir alle Herrn Pistorius viel Erfolg, Weitsicht und ein Quantum Glück für seine neue Aufgabe.
Wolfgang Laich, Kempten
Lützerath und Wackersdorf
Zum Leitartikel „Die gefährliche Schlagseite der Lützerath-Proteste“von Christian Grimm am 13.1.: „Die Blockade des Weilers Lützerath erinnert ungut an die Protestkultur der 70er und 80er Jahre in Westdeutschland“, meint Herr Grimm. Zum Beispiel Wackersdorf? Auch damals war die Exekutive parlamentarisch gewählt und Rechtswege ausgeschöpft. Trotzdem stand ich mit vielen Kommilitonen am Bauzaun der WAA, wir demonstrierten weiter für den sofortigen Baustopp. Wir missachteten also im Verständnis des Verfassers auch die Spielregeln. Ja, diese Zeit erinnert mich ungut an die Radikalität der bayerischen Staatsgewalt, knüppelnde Polizisten, Wasserwerfer, an FJS mit seinen Beschimpfungen als Chaoten, Terroristen und Rote Gefahr. Das Blatt wendete sich, als sich auch Landrat Hans Schuierer gegen das Projekt stemmte. Was wurde daraus? Im Mai 2022 hielt Söder eine Laudatio
anlässlich des 50. Geburtstags des Landkreises, denn dieser sei „heute das Zugpferd in der Oberpfalz“. Und Schuierer konstatierte, dass aus heutiger Sicht das Aus der WAA einen Wendepunkt in der Geschichte bedeutet. Denn wäre sie gebaut worden, dann wäre der Landkreis heute verödet. Das gibt uns, den Protestlern, das gute Gefühl: Wir, die „Rote Gefahr“, wir waren dabei! Vielleicht gibt es den Lützerath-Aktivisten in 50 Jahren ein ähnliches Gefühl?
Karl Scheid, Mittelneufnach
Zu kurz gedacht
Zum Leitartikel „Warum wir Corona nicht einfach abhaken sollten“von Margit Hufnagel am 17.1.:
Ja, ich gebe Frau Hufnagel recht. Beim Lernen aus den Corona-Jahren darf aber auf keinen Fall die politisch getriebene Hetzjagd auf Nichtgeimpfte und deren Ausgrenzung aus dem sozialen Leben vergessen werden. Ebenso wenig wie die Beleidigungen, die hier offen, ohne jegliche Konsequenz, ausgesprochen wurden: Von „Covidioten“bis hin zu Sozialschmarotzern und potenziellen Mördern, Spaziergänger wurden wie Verbrecher behandelt. Auch daraus muss gelernt und diese Art der Spaltung, Ausgrenzung und Beleidigung muss auch strafrechtlich verfolgt werden, wie hoch das politische Amt auch sein mag. Dazu die Verschwendung von Steuermilliarden etwa durch verbrannte Masken und abgelaufenen Impfstoff … Nur über eine verzögerte LockdownEntscheidung oder eine verspätete Impfkampagne nachzudenken, ist hier eindeutig zu kurz gedacht. Wenn schon Aufarbeitung, dann wirklich richtig und in alle Richtungen.
Christian Probst, Mauerstetten
Konstante Größen
Zu „Wo sind sie hin, die TV-Stars aus der Kiste?“(Seite 1) vom 18.1.: Da erinnert man sich doch sehr gerne an seine Kindheit, an die schönen Fernsehstunden mit der Augsburger Puppenkiste. Allerdings gibt es auch altbewährte, konstante Größen: stabiles Holzspielzeug, der Teddybär – und für nicht wenige gehört hier die prima Puppenkiste dazu. Herzlichen Glückwunsch jedenfalls zu bald 75 Bühnenjahren.
Rudolf Backof, Nördlingen
Das will untersucht sein
Zu „Warum Seehofer den Papst nicht verabschiedete“(Bayern) vom 19. Januar:
So, so: ein „technischer Fehler“in der Staatskanzlei also! Und wie darf man sich das vorstellen? Etwa eine Sekretärin mit Liebeskummer, die Seehofer links liegen ließ? Oder traf Engel Aloisius mit einem Vollrausch in der Staatskanzlei ein? Oder wollte der amtierende Ministerpräsident seinem Vorgänger zeigen, wie sehr der seinerzeit recht hatte, als er Söder einen Hang zu politischen „Schmutzeleien“attestierte? Eigentlich Grund genug für die CSU, einen „Untersuchungsausschuss“einzusetzen! Dr. Lothar Thürmer, Friedberg