Groß angelegte Kontrollaktion auf der B28
Die Polizei nahm in der Nacht zum Samstag zahlreiche Autofahrer unter die Lupe. Die meisten hatten offenbar Verständnis für die aufwendige Überprüfung. Es wird nicht die letzte gewesen sein.
Neu-Ulm In der Nacht zum Samstag staute sich der Verkehr auf der Bundesstraße 28 zwischen NeuUlm und Senden, doch dieses Mal war kein schwerer Verkehrsunfall die Ursache, sondern eine große Kontrollaktion der zuständigen Autobahnpolizei Günzburg. Vorwarnfahrzeuge der Autobahnmeisterei kündigten eine gesperrte Fahrspur an, der Sicherungsanhänger der Feuerwehr Pfuhl leitete den Verkehr auf den linken Fahrstreifen. Zahlreiche Polizeifahrzeuge nahmen an der Aktion teil. Der Grund für die aufwendige Aktion war ein tragisches Ereignis.
Ende Oktober hatte auf diesem autobahnähnlich ausgebauten Streckenabschnitt ein 22-Jähriger sein Leben gelassen, weil sein Wagen durch das Auto eines alkoholisierten Mannes gerammt worden war. Ende November passierte ein nahezu identischer Unfall nur wenige Hundert Meter entfernt, der zwei Verletzte forderte. Anlass genug für die Polizei, den Verkehr in den Wochenendnächten schärfer zu kontrollieren.
Bereits Mitte Dezember sollte deswegen eine Sonderaktion stattfinden, doch bei minus 15 Grad und starkem Schneefall musste der Plan kurzfristig verschoben werden.
Am Freitagabend herrschten nur sechs Grad minus und trockenes Wetter, als gegen 22 Uhr die Kontrolle begann. Im Vorfeld hatte das Technische Hilfswerk (THW) Neu-Ulm alles vorbereitet. Ein gutes Dutzend Scheinwerfer leuchtete den Parkplatz taghell aus, ein Durchsuchungs- und ein Toilettenzelt standen bereit. Doch auch an die Aufwärmpausen bei den unangenehmen Temperaturen hatte das THW gedacht, zum heißen Kaffee gab es sogar selbst gebackenen Apfelkuchen. Doch es gab wenig Zeit zum Aufwärmen, über einhundert Fahrzeuge und vor allem die Fahrer mussten kontrolliert werden.
Dazu standen auch in einem Kleinbus Laptops und Prüfgeräte bereit, um Personen und Ausweise checken zu können.
Neben den Beamten der Autobahnpolizeistation Günzburg waren auch Einsatzkräfte aus NeuUlm und Diensthundeführer vor Ort. Ein Beamter sichtete auf der B28 den Verkehr und wählte die auffälligen Fahrer aus, die zur Kontrolle in den Parkplatz mussten. Schon in den ersten Minuten ignorierte das ein Autofahrer und gab Gas. Die Polizei war auf solche Fälle vorbereitet und konnte sofort mit mehreren Fahrzeugen vom Parkplatz aus durchstarten. Bereits in Senden war der Flüchtige gestellt. Der Grund war schnell klar. Nicht nur der Fahrer stand unter Drogen, auch seine drei Mitfahrer waren berauscht. Im Wagen fanden sich dann rund 50 Gramm
Marihuana. Die daraufhin angeordnete Wohnungsdurchsuchung brachte weitere Drogen zutage. Defekte Scheinwerfer und fehlende Winterreifen wurden immer wieder angesprochen, auch die Ladungssicherung mancher Kleintransporter wurde überprüft. Dabei fiel ein 30-Jähriger auf, der gegen das Ausländerrecht und das Güterkraftverkehrsgesetz verstieß. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde für das zu erwartende Bußgeld eine Sicherheitsleistung im vierstelligen Bereich angeordnet.
Besonderes Pech hatte ein alkoholisierter Mann, der sich vorsichtshalber chauffieren ließ. Die Polizisten an der Kontrollstelle bemerkten bei seinem Fahrer jedoch etwas, was ihm wohl entgangen war. Der Drogenschnelltest über den Urin wurde positiv, daher musste der Fahrer zur Blutentnahme. Ein Bekannter musste per Taxi zum Parkplatz gebracht werden, um den alkoholisierten Beifahrer sowie den Wagen nach Hause bringen.
Dieser Angetrunkene war einer der wenigen, die kein Verständnis für die Kontrolle hatten. Thomas Hodruss, Leiter der Autobahnpolizei Günzburg, war selbst überrascht, wie positiv die Autofahrer die Kontrolle aufgenommen hatten. Manche aus der Region fragten die Polizisten von sich aus, ob wegen der schweren Unfälle kontrolliert werde. Andere fragten nach dem Grund und als sie die Erklärung gehört hatten, war mehrfach ein „Prima, dass Ihr das macht“oder ein „Das ist ja dann auch notwendig“zu hören.
Neben den beiden Männern unter Drogen wurde nur ein weiterer Autofahrer erwischt, der mit mehr als 0,5 Promille unterwegs war. Alle drei müssen ein Bußgeld von jeweils mindestens 500 Euro zahlen und erhalten ein einmonatiges Fahrverbot. Zusätzlich wird die Fahrerlaubnisbehörde informiert, die überprüft, ob es sich um regelmäßigen Drogen- oder Alkoholkonsum handelt. Sie kann dann in solchen Fällen die Fahrerlaubnis dauerhaft entziehen.
Auch zukünftig wird die Autobahnpolizei neben der täglichen Kontrolle auf Alkohol und Drogen im Streifendienst solche Sonderkontrollen durchführen, der nächste Termin steht bereits fest.