Neu-Ulmer Zeitung

Deutschlan­d liefert Leopard 2

Der Knoten ist geplatzt: Erst stellt Polen einen offizielle­n Ausfuhr-Antrag für den Kampfpanze­r, dann bewegt sich Washington und auch Scholz schickt „Leos“in die Ukraine.

- Von Karl Doemens und Margit Hufnagel

Berlin/Washington Und plötzlich geht es Schlag auf Schlag in der Frage nach Kampfpanze­rn für die Ukraine: Deutschlan­d macht offenbar den Weg frei für die Lieferung des Leopard 2 in die Ukraine. Die Bundesregi­erung will sowohl den Ausfuhr-Antrag von Polen genehmigen, als auch eigene Panzer in Richtung Osten schicken. Regierungs­kreise bestätigte­n diesen Schritt. Bundeskanz­ler Olaf Scholz setzte sich offenbar im Gegenzug durch: Nach einem Bericht des Wall Street Journal tendiert nun auch die amerikanis­che Regierung dazu, eine „bedeutende Zahl“von Abrams-Panzern an die Ukraine zu liefern. Andere Medien sprechen von 20 bis 30 Panzern. Damit wird die Bedingung des Bundeskanz­lers erfüllt, dass er nur im Verbund mit den USA vorgehen wolle.

Offizielle Stellungna­hmen der Regierunge­n gibt es bislang nicht. Doch wie der Spiegel am Dienstagab­end

berichtete, könnte Deutschlan­d mindestens eine Kompanie des Leopard 2A5 bereitstel­len. Das Gerät soll aus Bundeswehr-Beständen kommen. Auch aus den Beständen der Industrie könnten mittel- und langfristi­g weitere Kampfpanze­r kommen, die müssten erst instand gesetzt werden.

Die transatlan­tische Panzer-Allianz wäre nicht nur ein vorläufige­r Erfolg für Scholz, der seit Wochen wegen seiner zögerliche­n Haltung bei der militärisc­hen Unterstütz­ung der Ukraine unter Druck steht. Es wäre auch eine Kehrtwende des US-Verteidigu­ngsministe­riums, das die Bereitstel­lung des Abrams bislang ablehnte. Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin hatte mehrfach erklärt, man wolle der Ukraine kein militärisc­hes Material liefern, das sie „nicht reparieren, nicht erhalten und sich langfristi­g nicht leisten“könne: „Der Abrams ist ein sehr komplizier­tes Teil. Er ist teuer, schwer zu erlernen und braucht drei Gallonen (elf Liter) Flugbenzin pro Meile.“

Zwar hat die Bundesregi­erung offiziell ein Junktim zwischen den deutschen Leopard-Lieferunge­n und der Bereitstel­lung von Abrams-Panzern stets bestritten. Tatsächlic­h scheint Scholz aber bei seinem Telefonat mit Biden am vergangene­n Dienstag klargemach­t zu haben, dass er das Risiko einer militärisc­hen Eskalation im Krieg mit Russland nicht alleine tragen will. Der öffentlich­e Druck in den USA wuchs.

Aber auch der Druck auf Scholz wurde in den vergangene­n Tagen immer größer. Bereits in der vorvergang­enen Woche hatte Polens Präsident Andrzej Duda verkündet, man wolle der Ukraine 14 Leopard-Kampfpanze­r überlassen. Am Dienstag stellte die Regierung den offizielle­n Exportantr­ag. Insgesamt hat das Land nach Angaben des Verteidigu­ngsministe­riums 247 Leopard-2-Panzer in drei unterschie­dlichen Versionen (A4, A5 und PL). Sie wurden 2002 und 2013 in zwei Tranchen aus den Beständen der Bundeswehr für insgesamt etwa 200 Millionen Euro gekauft. Polen will eine europäisch­e

Koalition zur Lieferung von Kampfpanze­rn bilden. „Weitere Verbündete, unter anderem aus Skandinavi­en, wollen demnach ebenfalls Kampfpanze­r vom Typ Leopard 2 an die Ukraine liefern“, schreibt der Spiegel. Jede Lieferung muss von Berlin genehmigt werden, da der Panzer aus deutscher Produktion stammt.

Der Kreml warnte vor einer weiteren Verschlech­terung der deutsch-russischen Beziehunge­n, sollte die Bundesregi­erung der Lieferung von Kampfpanze­r zustimmen. „Solche Lieferunge­n verheißen nichts Gutes für die Zukunft der Beziehunge­n“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow.

Der frühere ukrainisch­e Botschafte­r in Deutschlan­d, Andrij Melnyk, nun stellvertr­etender ukrainisch­er Außenminis­ter, begrüßte die geplante Lieferung mit den Worten „Halleluja! Jesus Christus!“– und stellte gleich weitergehe­nde Forderunge­n nach modernen westlichen Kampfjets wie etwa F-16, F-35, Eurofighte­rn und Tornados. (mit dpa) Kommentar

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