Häuptling der Würstewelt
Der Schotte Robert Burns schrieb einst eine Ode an den Haggis – das muss gefeiert werden!
Von Glück ist dein Gesicht erhellt, du Häuptling in der Würstewelt! Oh welch schöne Zeilen, die da heute abend wieder die Gesichter vieler Schottinnen und Schotten erhellen werden. Was aber gibt es an einem schlichten Mittwochabend im Januar zu feiern? Der Geburtstag eines Dichters: Robert Burns, geboren am 25. Januar 1759. Kein schottisches Kind kommt in der Schule an Burns vorbei. Dafür darf es sich später aber auch Jahr für Jahr auf die Burns-Nacht freuen, an der jene „Ode an den Haggis“
vorgetragen wird, die der Dichter vermutlich einst hungrig verfasste. Und es natürlich auch zu essen gibt: Gefüllter Schafsmagen, Häuptling Haggis eben!
Da darf man schon ein bisschen neidvoll fragen: Warum nicht hier? Schlichte Abende gibt es genug. Großer Kartoffeltortenabend zum Beispiel am 28. August, Goethes Geburtstag. Fällt in diesem Jahr auf einen Montag, was hat man da schon vor. 10. November, Freitag, Punschabend zu Ehren Schillers. Der 13. Dezember ist ein Mittwoch, da könnte man Heine feiern, der einst sehnsuchtsvoll auch von Beilage schwärmte: „Sei mir gegrüsst, mein Sauerkraut, holdselig sind deine Gerüche.“Oder: Wilhelm Busch, fantasierte von „Pfannekuchen und Salat“. 15. April 2023 vormerken, ein Samstag. Fairerweise muss man natürlich sagen, keiner der Genannten pfefferte poetisch derartig wie Burns: Wer will da noch Ragout aus Frankreich, schrieb der Schotte, beim Gedanken an Frikassee befiel ihn regelrechter Ekel. So bescherte er dem Haggis ewigen Ruhm, sich selbst ebenso. Vollständigkeitshalber muss noch erwähnt werden, dass während der Burns-Night auch ein klein wenig Whisky genippt wird, Häuptling aller Spirtuosen... ach!