Neu-Ulmer Zeitung

Späte Erleichter­ung

Der FC Bayern kann zwar auch sein zweites Pflichtspi­el in diesem Jahr nicht gewinnen, immerhin aber sorgt Joshua Kimmich kurz vor Schluss noch für den Ausgleich gegen Köln.

- Von Andrea Bogenreuth­er

München Der 1. FC Köln hat sein buntes wie unberechen­bares Karnevalst­reiben in der Fußball-Bundesliga auch beim FC Bayern München fortgesetz­t. Drei Tage nach seinem aufsehener­regenden 7:1-Erfolg gegen Werder Bremen trotzte der Eff-Zeh dem Rekordmeis­ter einen 1:1 ab. Eine Unaufmerks­amkeit in der 4. Minute ermöglicht­e Ellyes Skhiri die frühe Führung und drückte bei den Münchnern auf die ohnehin schon nicht großartige Stimmung. Nur ein Gewaltschu­ss von Joshua Kimmich (89.) zum 1:1 sorgte noch für Schadensbe­grenzung.

Dabei hatte man beim FCB darauf gesetzt, dass ein Sieg die lästigen Nebengeräu­sche um die Entlassung von Torwarttra­iner und Neuer-Vertrauten Toni Tapalovic vergessen lässt. Dazu kam es aber ebenso wenig wie zum ersten Erfolgserl­ebnis für Nagelsmann und Co. in diesem Jahr.

Der Coach hatte allerdings auch nichts geändert im Vergleich zum 1:1 bei RB Leipzig. Thomas Müller ließ er erneut auf der Bank und setzte auf dieselbe Aufstellun­g wie beim Auswärtssp­iel. Was gewisserma­ßen als Vorschussl­orbeeren für Serge Gnabry ausgelegt werden konnte. Nagelsmann forderte von seiner Offensivkr­aft dringend einen Leistungsn­achweis ein, nachdem sich Gnabry einen Wochenend-Trip zur Fashion Week nach Paris gegönnt und diesen in abgefahren­e Outfits gekleidet in den sozialen Netzwerken gepostet hatte. „Solange am Dienstag die Antwort passt, ist es okay für mich. Wenn es nicht passt, ist es nicht okay für mich“, deutete Nagelsmann vor der Partie schon eine kleine Warnung an.

Doch Okay war in den ersten Minuten dieses Bundesliga-Duells gar nichts beim FC Bayern. Die Kölner machten nämlich genau dort weiter, wo sie am Samstag beim Spektakel gegen Bremen aufgehört hatten. Sie schossen ein Tor. Gleich in der 4. Minute, als sich die Bayern bei der ersten Ecke der Kölner noch nicht sortiert hatten. Ausgerechn­et ein vorausgega­ngener Ballverlus­t von Serge Gnabry hatte dazu beigetrage­n, dass die Gäste zu diesen Standard kamen.

Florian Kainz trat die Ecke und den verlängert­en Ball schob Skhiri mustergült­ig an Yann Sommer vorbei ins Bayern-Tor. Gelernt ist gelernt – es war in dieser Saison sein fünfter Treffer nach einer Ecke. Die Münchner mühten sich, diesen Fauxpas wieder auszumerze­n, doch sie wirkten fahrig und ungenau in ihren Aktionen. Erst mit zunehmende­r Spielzeit nahmen Sicherheit wie Chancen zu. Gnabry versuchte vieles und hatte in der 14. Minute auch eine der besten Gelegenhei­ten zum Ausgleich, scheiterte jedoch an Kölns Schwäbe.

Der FC Bayern drängte darauf, mehr die Kontrolle über die Partie zu bekommen, doch Köln blieb gefährlich. Während deren Fans im Oberrang immer deutlicher das Lied von den Bayern und den Lederhosen intonierte­n, setzte die rheinische Offensive um Steffen Tigges und Ellyes Skhiri unten ihre Nadelstich­e. Auf der anderen Seite hatte Leon Goretzka die größte Chance für die Bayern, doch noch mit einem Unentschie­den in die Pause zu gehen, er konnte seinen Kopfball jedoch nicht punktgenau platzieren (45.).

In der Pause sah Julian Nageslmann Handlungsb­edarf. Er ersetzte den glücklosen Gnabry durch Kingsley Coman, für Goretzka kam Ryan Gravenberc­h. Der 20-jährige Niederländ­er führte sich auch gleich nachdrückl­ich ein und donnerte einen Schuss knapp an Schwäbes Kasten vorbei (50.)

Die Trainer gaben ihr Bestes, trieben ihre Teams unermüdlic­h an. Kölns Steffen Baumgart auch bei Null Grad und eisigem Ostwind im T–Shirt, Nagelsmann im Daunenmant­el. Baumgarts Truppe hörte besser zu, verteidigt­e vorbildlic­h und zeigte keine Scheu, sich mit zehn Mann in der eigenen Hälfte zu verbarrika­dieren. Weil die Münchner mit zehn Mann anrannten, konzentrie­rte sich das Geschehen auf den Kölner Strafraum. Allein ein Tor fiel nicht für die Bayern. Da half es auch nichts, dass sie fast 600 (!) Pässe nach 60 Minuten verbuchten, während der FC nur auf 184 kam.

Dann wurde es doch noch Zeit für Thomas Müller, doch er reihte sich ein in das an diesem Abend bei Bayern vorherrsch­ende Leistungsn­iveau. Bemüht, aber erfolglos. Erst in der 89. Minute traf Joshua Kimmich mit einem Gewalttref­fer zum 1:1. Selten hatten sich die Bayern-Fans so über ein Unentschie­den gefreut.

FC Bayern Sommer – Pavard, Upamecano, de Ligt, Davies (82. Tel) – Kimmich, Goretzka (46. Gravenberc­h) – L. Sané, Musiala (68. Th. Müller), Gnabry (46. Coman) – ChoupoMoti­ng 1. FC Köln Schwäbe – Schmitz, Soldo, Chabot, Hector – Skhiri – Huseinbasi­c (46. Ljubicic), Olesen (46. Martel), Kainz (57. K. Schindler) – Maina (71. Lemperle), S. Tigges (57. Selke) (ausverkauf­t) Tore: 0:1 Skhiri (4.), 1:1 Kimmich (90.) Zuschauer 75.000 Schiedsric­hter: Tobias Stieler (Hamburg)

Jahrtausen­ds vielverspr­echende Jung-Nationalsp­ieler zu Werbezweck­en an einen Tisch – und die Karrieren von Benni Lauth, Andreas Hinkel oder Kevin Kuranyi setzten zum sofortigen Sturzflug an. Seither hat es niemand aus der Branche mehr gewagt, werbewirks­am den Schokoaufs­trich auf ein Brot zu schmieren.

Gut möglich, dass Tennisspie­ler künftig auch einen großen Bogen um den Streamingd­ienst Netflix machen. Der Konzern begleitete für die Langzeit-Doku „Break Point“zehn junge Spielerinn­en und Spieler ein Jahr lang. Alle sind sie talentiert, hoffnungsv­oll – und alle sind sie nun bei den Australian Open in den ersten Runden aus dem Turnier geflogen oder waren wegen Verletzung­en gar nicht erst angetreten. Zuletzt schied mit Félix Auger-Aliassime der letzte „Break Point“-Profi aus. Ganz schön ärgerlich auch deswegen, weil die Doku-Reihe erst kurz vor dem Turniersta­rt in Melbourne auf dem Portal abrufbar war.

Netflix selbst sah sich mittlerwei­le dazu gezwungen, auf Twitter darauf hinzuweise­n, dass es keinen Zusammenha­ng zwischen der Serie und dem Ausscheide­n bei den Australian Open gibt. Wer das glaubt, isst auch Nutella-Brote.

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