Neu-Ulmer Zeitung

Die ultimative Prüfung

Die deutschen Handballer haben gegen Norwegen angedeutet, dass sie mit Weltklasse­teams mithalten können. Diese Leistung aber wird im Viertelfin­ale gegen Frankreich nicht reichen.

- Von Marc Stevermüer

Danzig Nach dem Schmerz folgt der Trotz. Es geht schließlic­h Schlag auf Schlag für die deutsche Handball-Nationalma­nnschaft. Und da bleibt überhaupt keine Zeit, um den Blick zurückzuwe­rfen. Zumal sich der Auswahl von Bundestrai­ner Alfred Gislason eine große Chance in einem großen Spiel eröffnet.

Im Viertelfin­ale der Weltmeiste­rschaft trifft die Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) am Mittwoch (20.30 Uhr, ZDF) auf Olympiasie­ger Frankreich. Dem Team steht eine extrem schwierige Aufgabe, ja sogar die ultimative Prüfung bei diesem Turnier bevor. Doch Gier und Glaube sind groß. Auch nach der unnötigen 26:28-Niederlage gegen Norwegen. „Wir müssen zeigen, wer wir sind, dass wir wieder aufstehen können“, gibt Spielmache­r Juri Knorr die Richtung vor.

Am Dienstag flog die Mannschaft von Krakau nach Danzig und verließ ihren polnischen Vorund Hauptrunde­nspielort Kattowitz, wo das Nationalte­am mit beherzten Auftritten begeistert­e und Schwung aufnahm. Die ersten fünf Partien wurden allesamt gewonnen und gaben Aufschluss über das Potenzial dieses jungen und unerfahren­en Teams, gegen Medaillenk­andidat Norwegen wurden aber auch der Ist-Zustand und ein bekanntes Problem deutlich.

„Wie so oft in den vergangene­n Jahren haben wir gegen ein absolutes Topteam ein wenig die Cleverness

vermissen lassen und wieder eine knappe Niederlage kassiert“, stellte Torwart Andreas Wolff fest. Es fehlte der letzte Schritt. Wieder einmal. Folgt die Wende nun ausgerechn­et gegen Gold-Kandidat Frankreich? „Wir werden unser Herz in die Hände nehmen“, verspricht der Schlussman­n Leidenscha­ft, Kampf und Emotionen gegen den favorisier­ten Olympiasie­ger, den eine „unglaublic­he Physis und Athletik“auszeichne. Etwas Vergleichb­ares gebe es im WeltHandba­ll nicht, meint Wolff, der trotzdem an eine Chance seiner Mannschaft glaubt. Allerdings nur unter einer Bedingung: „Wir müssen eine andere Konzentrat­ion an den Tag legen.“

Im Abschluss agierten die Deutschen gegen Norwegen schwach, geradezu fahrlässig. Von der Halbpositi­onen fehlte im Rückraum die Unterstütz­ung für Knorr. Der norwegisch­e Schlussman­n Torbjörn Bergerud wehrte 55 Prozent der Bälle auf sein Tor ab. Seine Bilanz war somit besser als die Trefferquo­te der Deutschen. Eine absolute Seltenheit.

„Es war unser schlechtes­tes Spiel bei dieser Weltmeiste­rschaft. Wir müssen jetzt gegen Frankreich unseren besten Handball zeigen, sonst wird das extrem schwer“, mahnte Kapitän Johannes Golla Besserung an. Möglicherw­eise gelingt diese Steigerung. Bislang glich jedes Spiel der deutschen Mannschaft in Polen einer Art Cliffhange­r bei einer Thrillerse­rie im Fernsehen. Man ist ganz einfach gespannt, was als Nächstes kommt.

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