Bürgerinitiativen fordern Stopp von Bahnplanungen
Trassen-Gegner halten die Vorgaben für Milliardenprojekt Ulm–Augsburg für überholt und die jetzigen Pläne für Verschwendung.
Landkreis Neu-Ulm Einen umgehenden Stopp der jetzigen Planungen für den Ausbau der Bahnstrecke Ulm–Augsburg fordern die im Netzwerk Bischt zusammengeschlossenen Bürgerinitiativen entlang der möglichen Trassen. Der Bund müsse die aktuellen Planungen umgehend aussetzen, bis die Überprüfung und Anpassung der veralteten Projektvorgaben einen – so wörtlich – „menschenverträglichen und gleichzeitig wirtschaftlichen Ausbau der Bestandsstrecke statt Neubau zulässt“.
So steht es im neuen Positionspapier der Bischt (Bürgerinitiativen Schwabentrasse). Es trägt den Titel „Bahnprojekt Ulm–Augsburg: Ja, aber …“Darin wird der Bahn vorgeworfen, „stur an Projektvorgaben festzuhalten, die längst überholt sind, intakte Natur zerstören, Milliarden fressen und frühestens in 20 Jahren einen Beitrag zum Klimaschutz leisten werden.“
Aus dem neuen Positionspapier werde ersichtlich, dass die Bürgerinitiativen keine Bahngegner per se sind. Vielmehr kämpften die Gruppierungen „gemeinsam für den sinnvollen Einsatz von Steuergeldern und Ressourcen für einen Bestandsstreckenausbau mit Verstand, der wesentlich schneller und gleichzeitig bedarfsgerecht sowie umweltverträglich Nutzen für die Region bringen würde“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Der Zeitplan der Bahn sieht anders aus: Inzwischen sind etwa 160 Ingenieure mit der Planung der Strecke beschäftigt. Bis Ende 2024 wollen sie die beste Bahntrasse zwischen Ulm und Augsburg gefunden haben. Dann entschiedet der Bundestag.
Herbert König aus Schmiechen, Diplom-Ökonom, Verkehrsexperte und ehemaliger Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft, hält die vom Bund geforderten 26 Minuten Fahrtzeit zwischen Ulm und Augsburg für nicht notwendig, um einen bundesweit durchgängigen Deutschlandtakt einzuführen. „Die uns vorliegenden geplanten
Zugzahlen rechtfertigen Ausbaumaßnahmen, aber sicher nicht die Verdoppelung der Gleiskapazitäten mit verheerenden Folgen bei der Neutrassierung. Denn auch mit ein paar wenigen Minuten längerer Fahrtzeit funktioniert der Deutschlandtakt, aber eben wesentlich verträglicher für Mensch und Natur“, so König. „Im Fokus muss dabei der Nutzen für unsere Region stehen“, fordert Jürgen Zimmermann, Vorsitzender der Bischt.
Das vollständige Positionspapier sowie weitere Informationen sind auf www.bischt.de einzusehen und werden bei der Jahreshauptversammlung der BISCHT am Freitag, 27. Januar, 19 Uhr in der Sportgaststätte Kupferdach in Straß vorgestellt. Herbert König ist Gastredner. (AZ)