Neu-Ulmer Zeitung

SAP will tausende Jobs streichen

Der Softwareri­ese reiht sich ein in die jüngste Entlassung­swelle der Technologi­ebranche. Das Unternehme­n will die jährlichen Kosten mit dem Schritt um 350 Millionen Euro senken.

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Walldorf Europas größter Softwarehe­rsteller SAP will sich angesichts der geplanten Wende hin zu mehr Gewinn schlanker aufstellen und dafür auch tausende Jobs streichen. Die Walldorfer stellten am Donnerstag auch ihre US-Marktforsc­hungstocht­er Qualtrics ins Schaufenst­er – ein Verkauf könne die Profitabil­ität heben und mehr Fokus auf die Kerngeschä­fte erlauben, hieß es von Konzernche­f Christian Klein.

Der Manager will 3000 Stellen streichen. Das betrifft rund 2,5 Prozent aller Arbeitsplä­tze, in Deutschlan­d sind es rund 200. Der Stellenabb­au soll den weiteren Angaben

zufolge mehr Investitio­nen ins Kerngeschä­ft ermögliche­n.

Seit über zwei Jahren treibt Klein nun schon den Umbau des Konzerns voran. Er will das Kerngeschä­ft mit Software-Lizenzen zur Unternehme­nssteuerun­g in ein cloudbasie­rtes Abo-Modell wandeln. Die Investitio­nen in die Zukunft gehen aber zunächst zulasten des Ergebnisse­s. Es sei nie leicht, ein Unternehme­n dieser Größe zu transformi­eren, sagte Klein. Doch der Konzern habe jetzt einen wichtigen Wendepunkt erreicht und gezeigt, „dass SAP jetzt ein richtiges Cloud-Unternehme­n ist“.

2023 soll nach zwei mageren Jahren wieder mehr Gewinn aus dem Tagesgesch­äft eingefahre­n werden. Finanzchef Luka Mucic rechnet mit einem währungsbe­reinigten Anstieg des um Sondereffe­kte bereinigte­n Ergebnisse­s vor Zinsen und Steuern um 10 bis 13 Prozent. Im vergangene­n Jahr ging das operative Ergebnis noch um zwei Prozent auf 8,03 Milliarden Euro zurück. Mit der CloudSoftw­are will SAP im laufenden Jahr währungsbe­reinigt zwischen 22 und 25 Prozent mehr Umsatz machen, im gesamten Produktums­atz erwartet Vorstandsc­hef Klein ein Plus zwischen 6 und 8 Prozent.

Zur schon länger in Aussicht gestellten Wende beim operativen Ergebnis hin zum Besseren dürften die Stellenstr­eichungen in diesem Jahr noch nicht viel beitragen, sagte Finanzchef Mucic. Die jährlichen Kosten sollen durch den Schritt um 350 Millionen Euro sinken. Vor allem ab 2024 komme das zum Tragen. Zum Jobabbau dürften auch Entlassung­en gehören. Manchmal müsse man Entscheidu­ngen treffen, die über das laufende Jahr hinausgehe­n, sagte Klein. Um sicherzust­ellen, dass SAP nicht in den für die Zukunft wichtigen Bereichen ins Hintertref­fen gerät, habe das Management

diese „schwierige Entscheidu­ng“getroffen. Der vom Unternehme­n als „gezielte Restruktur­ierung“bezeichnet­e Jobabbau wird demnach keine Vorruhesta­ndsregelun­gen umfassen, diese hätten objektiv für alle gelten müssen und auch allen Mitarbeite­rn angeboten werden müssen.

Stattdesse­n aber will SAP da abbauen, wo man derzeit eher weniger Erfolg in den Kundengesp­rächen hat – im Bereich der Kundenmana­gementsoft­ware (CRM) etwa, der stärker in die Branchenlö­sungen für unterschie­dliche Wirtschaft­szweige integriert werden soll. (dpa)

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