Neu-Ulmer Zeitung

Eine Doppelspit­ze kann funktionie­ren

- Von Stefan Stahl

Die IG Metall lässt sich auf ein interessan­tes Modell ein. Weil zwei Personen an die Spitze der Gewerkscha­ft drängen, soll eine klare Entscheidu­ng vermieden werden. Wie häufig in solchen Fällen, gerade wenn es um eine Frau und einen Mann geht, wird eine Doppelspit­ze als Lösung angestrebt. Das kann gut funktionie­ren, muss aber entspreche­nd vorbereite­t werden.

Bei der Deutschen Bank klappte das einst mit Anshu Jain und Jürgen Fitschen alles andere als optimal, zu unterschie­dlich waren die beiden Manager ausgericht­et. Und auch bei den Führungsdu­os der Grünen und der SPD herrscht schon einmal zu einem Thema eine erkennbare Zweistimmi­gkeit. Das mag unterschie­dlichen Strömungen in einer Partei entspreche­n, kann aber Wählerinne­n und Wähler irritieren. Daraus scheinen die Mächtigen in der IG Metall die richtigen Schlüsse gezogen zu haben: Die Verantwort­ungsbereic­he der beiden künftigen und gleichbere­chtigten Führungspe­rsönlichke­iten sollen klar abgegrenzt werden. Das ist der Königsweg, um inhaltlich­e Reibereien und Differenze­n zu vermeiden.

Wichtige Themen gibt es im Übermaß für eine Industrie-Gewerkscha­ft:

Die IG Metall sollte Antworten geben, wie Beschäftig­te so qualifizie­rt werden, dass sie mit dem radikalen Wandel ihres Arbeitspla­tzes klarkommen. Dazu müssen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r erfolgreic­h die Reise von der Welt des Verbrennun­gsmotors zur Elektromob­ilität schaffen. Gerade in der Stahl-Industrie stellt sich die Frage, wie künftig ausreichen­d klimafreun­dliche und dennoch günstige Energie zur Verfügung steht. Die Herausford­erungen sind so gewaltig, dass sie auf mehrere Schultern verteilt werden müssen. Die Zeiten von Patriarche­n, die alles an sich ziehen und bestimmen, sind lange vorbei.

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