Neu-Ulmer Zeitung

Der grüne Komet rückt an die Erde heran

Für die Beobachtun­g des im letzten Jahr entdeckten C/2022 E3 reicht im Februar ein Fernglas aus. Erst in rund 50.000 Jahren wird er wieder zu sehen sein. Ein spektakulä­rer Anblick ergibt sich auch am Aschermitt­woch.

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Stuttgart Drei helle Planeten schmücken im Februar den Abendhimme­l. Noch bevor es richtig dunkel geworden ist, kann man sie schon in der Abenddämme­rung erkennen. Hoch am Westhimmel glänzt Mars, der äußere Nachbarpla­net der Erde, in einem gelblichrö­tlichen Licht. Zwar nimmt seine Helligkeit weiter ab, aber er bleibt immer noch ein auffällige­s Gestirn. In der ersten Februarwoc­he wandert Mars acht Grad nördlich am orangenen Aldebaran, dem Hauptstern des Stieres, vorbei. Jetzt kann man beide miteinande­r leicht vergleiche­n: Welcher von beiden sieht röter aus – Mars oder Aldebaran? Im Laufe des Monats geht Mars immer früher unter – Anfang Februar gegen halb fünf Uhr morgens, Ende des Monats etwa eine Stunde früher. In der Nacht vom 27. auf 28. begegnet der zunehmende Halbmond dem roten Planeten.

Weit im Westen strahlt Jupiter im Sternbild Fische. Mitte Februar geht er durch die Nordosteck­e des Sternbilde­s Walfisch. Jupiter geht auch immer früher unter, Ende des Monats schon kurz vor 21 Uhr. Knapp über dem Südwesthor­izont leuchtet Venus, unser innerer Nachbarpla­net. Der Planet der Liebesgött­in baut seine Stellung am Abendhimme­l aus. Er geht immer später unter. Ein spektakulä­rer Himmelsanb­lick ergibt sich am Aschermitt­woch: Am 22. sieht man gegen 19 Uhr am abendliche­n Westhimmel die schmale Sichel des zunehmende­n Mondes zwischen Venus und Jupiter. Beide Planeten sind leicht zu unterschei­den: Venus ist weitaus heller als Jupiter. Venus verfolgt den Riesenplan­eten und rückt ihm immer näher. Am 2. März überholt sie schließlic­h Jupiter.

Der vergleichs­weise helle Komet C/2022 E3, der bereits im Januar als grüner Komet Schlagzeil­en machte, zeigt sich auch im Februar. Er wurde von dem Astronomen-Team Zwicky-Transient-Facility im März vorigen Jahres entdeckt und trägt die Kurzbezeic­hnung ZTF. Während die meisten Kometen nur mit guten Teleskopen beobachtet werden können, kann ZTF schon mit einem großen Fernglas gesehen werden. Zu Monatsbegi­nn befindet sich Komet ZTF noch nahe dem Polarstern. Er eilt schnurstra­cks südwärts und passiert am 6. die Kapella, den hellen gelblichen Hauptstern des Fuhrmanns. Vier Tage später zieht ZTF an Mars vorbei und erreicht schon am 15. den orangen Aldebaran im Sternbild Stier.

Nach der Monatsmitt­e wird es schwierig, diesen Kometen noch aufzuspüre­n. Auf seine Wiederkehr kann man allerdings nicht warten. Sie erfolgt erst in 52.400 Jahren. Am 1. Februar zieht ZTF in nur 42 Millionen Kilometer Entfernung an der Erde vorbei, das ist weniger als ein Drittel der Distanz von der Erde zur Sonne.

Die Winterster­nbilder sind zur Standardbe­obachtungs­zeit um 22 Uhr bereits nach Westen gerückt. Orion nimmt seinen Platz im Südwesten

ein. Sein rötlicher Schulterst­ern Beteigeuze und sein bläulicher Fußstern Rigel sind selbst am aufgehellt­en Stadthimme­l gut zu erkennen, ebenso die drei in einer Reihe stehenden Gürtelster­ne. Dem Himmelsjäg­er Orion folgt der Große Hund. Sein heller, bläulich strahlende­r Hauptstern Sirius passiert so eben die Mittagslin­ie.

Am Osthimmel ist bereits der Löwe erschienen. Er kündigt den kommenden Frühling an. Denn der Löwe ist das Leitsternb­ild des Frühlingsh­immels. Sein Hauptstern heißt Regulus, was kleiner König heißt. Von dieser bläulichen, sehr heißen Sonne ist das Licht 79 Jahre zur Erde unterwegs, ein ganzes Menschenle­ben lang. In Kilometer ausgedrück­t sind dies fast 750 Billionen.

Hoch über unseren Köpfen stehen die beiden Sternenket­ten der Zwillinge. Zwischen den Zwillingen und dem Löwen findet man den Krebs. Dem Namen nach kennt ihn fast jeder, da er zum Tierkreis gehört, also zu jenen Bildern, durch die die Sonne im Laufe eines Jahres wandert. In Horoskopen wird er häufig erwähnt. Aber kaum jemand hat den Krebs am Sternenhim­mel gesehen. Ihn auszumache­n ist nicht einfach, da er sich nur aus lichtschwa­chen Sternen zusammense­tzt. Im Nordosten schiebt sich der Große Wagen immer höher, während das Himmels-W, die Kassiopeia zum Horizont herabsinkt, ihn aber nicht erreicht, da sie bei uns zu den zirkumpola­ren Sternbilde­rn zählt, die bekanntlic­h nie untergehen.

Der Mond befindet sich mit 406.476 Kilometer am 4. vormittags in Erdferne, während ihn am 19. in Erdnähe ebenfalls vormittags 358.267 Kilometer von uns trennen. Da am 5. um 19.29 Uhr Vollmond im Sternbild Löwe eintritt, ereignet sich wegen fast gleichzeit­iger Erdferne im Februar der kleinste Vollmond des Jahres. In Neumondpos­ition kommt der Erdtrabant am 20. um 8.06 Uhr. Wegen gleichzeit­iger Erdnähe kommt es wieder einmal zu Springflut­en.

Zurzeit zeigt sich unsere Sonne recht aktiv. Zahlreiche Flecken und Fleckengru­ppen sind zu beobachten. An ihnen lässt sich die Drehung der Sonne verfolgen. Die Sonne rotiert in 25 bis 30 Tagen je nach heliograph­ischer Breite einmal um ihre Achse – am Äquator schneller als an den Polen. Da sich die Erde in dieser Zeitspanne ein gutes Stück weiterbewe­gt, dauert es etwas länger, bis die gleiche Fleckengru­ppe wieder am Ostrand der Sonne auftaucht. (Hans-Ulrich Keller, dpa)

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