Reden mit dem Roboter
Erstmals diskutiert der mit ChatGPT ausgestattete „Pepper“in einer Talkshow.
München Dieser Talkgast ist eine Sensation. „Ein Roboter ist in einer Talkshow, live, gespickt mit Künstlicher Intelligenz. Wir reden gleich über eine Revolution, die über uns herüberrollt“, sagt der Moderator.
Tatsächlich handelt es sich um eine „Weltpremiere“– nach Angaben des BR Fernsehens und des Herstellers des Roboters: Erstmals diskutiere dieser, ausgestattet mit ChatGPT, am Mittwochabend in der „Münchner Runde“mit in einer Talkshow. Der Moderator, BRChefredakteur Christian Nitsche, hatte zuvor kommentiert: Künstliche Intelligenz sei ein Katapult in der Evolution.
Damit Auftritt „Pepper“, so heißt der humanoide Roboter. Im US-Sender CNN wurde er mal gefragt, ob er Junge oder Mädchen sei. „Letztlich bin ich nur ein Roboter“, gab er schlagfertig zurück. Sechs Jahre später beeindruckt er noch deutlich mehr. Was vor allem an der erst im November veröffentlichten Version des Programms ChatGPT des US-Unternehmens OpenAI liegt. Sie beantwortet Fragen in bislang nicht da gewesener sprachlicher Qualität.
ChatGPT löst Matheaufgaben, schreibt Computerprogramme und wird, da sind sich Experten einig, unseren Alltag umwälzen. Ist das gut? Schlecht? Pepper jedenfalls will, wie ihn ChatGPT nach kurzem „Nachdenken“sagen lässt, „den Meinungen der anderen zuhören“und sich mit ihnen austauschen. Es ist beeindruckend und gruselig. Thomas Linkenheil vom Pepper-Hersteller United Robotics Group warnt davor, Künstliche Intelligenz unkontrolliert einzusetzen, ethische Richtlinien müssten beachtet werden. Es gehe auch nicht darum, Arbeitsplätze zu ersetzen, sondern um eine sinnvolle Ergänzung menschlicher Fähigkeiten in Logistik oder Pflege.
Höhepunkt der Sendung: ChatGPT-Pepper soll ein Gedicht mit den Wörtern „Landtagswahl“und „Blumenwiese“verfassen. Beim zweiten Anlauf klappt’s: „Die Bürger gehen zur Wahl / Zur Blumenwiese, die sie schon kennen (...)“Nun ja. Wobei: Hätten es Peppers Mitdiskutierende Judith Gerlach, CSU-Staatsministerin für Digitales, oder Ethikratsvorsitzende Alena Buyx besser gemacht?
Am Tag nach der Sendung sagt BR-Chefredakteur Nitsche unserer Redaktion auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob Pepper/ ChatGPT einen Moderator ersetzen könnte: „Es gibt bereits virtuelle Nachrichtensprecher und Popstars als tanzendes Hologramm. Warum also nicht auch ein humanoider Roboter als Moderator? Wir würden auch dieses Experiment wagen und dann das Publikum befragen, was ihm lieber ist.“Im Moment sei die Technik aber noch recht holprig. „Um die nächsten Sendungen mache ich mir also noch keine Gedanken.“
Vollkommen ernst meint es der BR mit seinem „AI + Automation Lab“, das sich mit Künstlicher Intelligenz und Automatisierung für den Journalismus befasst. Es seien Tools rund um Textgenerierung und Arbeitserleichterung für Journalistinnen und Journalisten entstanden, sagt ein BR-Sprecher. Aus ersten Versuchen auch mit ChatGPT könne man ableiten, dass diese Sprachmodelle nicht immer faktentreu arbeiten. Ihre Ergebnisse dürften keinesfalls ungeprüft übernommen werden, betont er.