Bei seiner ersten Grabung machte er den wichtigsten Fund
Er wollte Bildhauer werden, doch zum Glück für die Archäologie im Kreis Neu-Ulm entschied Richard Ambs sich um.
Thalfingen Seine archäologischen und politischen Verdienste lassen sich schier kaum aufzählen: Allein 35 Jahre lang war Richard Ambs Kreisarchäologe. Kreistag und Kommunalpolitik waren dem seit 2007 pensionierten Lehrer ebenso wichtig. Am Freitag, 27. Januar, wird Richard Ambs 80. „Aber der Geburtstag ist kein Verdienst“, sagt der in Thalfingen lebende Vater von fünf Kindern schmunzelnd.
Dankbar ist Richard Ambs seinem Lehrerberuf, den er nach dem Studium mit einer Stelle in Thalfingen zum Schuljahr 1966/67 begann: Er ließ ihm Zeit für all das Engagement, das ihn charakterisiert. Gleichzeitig bereitete ihm das Unterrichten viel Freude, besonders Geschichte und Physik. Ambs setzte sich auch im Beruf für das ein, was ihm wichtig war. So machte er sich bereits in den 60er-Jahren für eine bundesweit einheitliche stark.
Allein etwa 120 Ausgrabungen in Kreis Neu-Ulm hat Richard Ambs begleitet – und immer auch selbst mit Hand angelegt, was seine Knie heute ein wenig spüren, wie er zugibt. Dabei: So sehr Ambs schon als Kind Geschichtsbücher verschlang – ein Studium der Archäologie war nicht sein Weg. „Da fehlte mir das große Latinum“, sagt er, der eine naturwissenschaftlich ausgerichtete Oberrealschule besucht hatte.
Bildhauerei war eigentlich sein Berufsziel – aber die Eltern sahen dieses Ziel als „brotlose Kunst“, und dies, obwohl ihn der an der Münchner Akademie der Bildenden Künste lehrende Bildhauer Heinrich Kirchner angenommen hätte.
Vielleicht aber war gerade diese Entscheidung ein Glücksfall für die regionale Archäologie: 1975 wurde bei einem Vh-Vortrag in Thalfingen gefragt, ob jemand Lust habe, bei einer archäologischen
Lehrerausbildung Grabung am
Kreuz mitzuarbeiten.
Richard Ambs hatte Lust, und wie! Relikte einer bronzezeitlichen Siedlung wurden damals unter der
Elchinger
Leitung der Archäologin Emma Pressmar freigelegt. In der Karwoche des Jahres 1976 ging Richard Ambs dann noch einmal über die Grabungsfläche – und entdeckte
Verfärbungen im Boden, Brocken: ein urnenfelderzeitlicher Töpferofen aus der Mitte des 9. Jahrhunderts vor Christi Geburt. Ambs hatte zufällig den wichtigsten Fund der Grabungsfläche entdeckt. Sein Instinkt war geweckt. Zahlreiche Funde im ganzen Landkreis aus verschiedensten Epochen sollten folgen, zum Beispiel in Kadeltshofen, Burlafingen, Hittistetten, Thalfingen und Beuren, wo eine enorm große keltische Viereckschanze untersucht wurde.
Fasziniert hat Richard Ambs, der sein Amt als Kreisarchäologe 2020 abgab, immer auch die Kirchenarchäologie. Und mit Kirche hatte zu tun, wofür sich Richard Ambs in der jüngeren Vergangenheit als Vorsitzender des Vereins der Freunde des Klosters Oberelchingen mit Herzblut einsetzte: die Oberelchinger Klosterschätze zu retten. Das gelang, wenn auch der Weg steinig war: Seit dem September 2022 sind sie im Schaudepot zu sehen.