Neu-Ulmer Zeitung

Eine Zukunft!

Schürk und Hölzer aus Saarbrücke­n zeigen, wie „Tatort“heute geht.

- Von Sarah Ritschel

50 Jahre „Tatort“, und irgendwie ist es oft nicht mehr so richtig dolle. Umso grandioser, dass es das Team aus Saarbrücke­n gibt. Die Retter der „Tatort“-Zukunft. Trotz all der Konkurrenz von Netflix und Amazon Prime Video, trotz Gangsterse­rien wie „Fargo“und dem verkorkste­n Detektiv Gedeon Winter in der preisgekrö­nten Sky-Serie „Der Pass“. Schürk (Daniel Sträßer) und Hölzer (Vladimir Burlakov) machen den „Tatort“wieder unpeinlich und cool.

Die Kommissare ermitteln im Fall „Die Kälte der Erde“(Regie: Kerstin Polte, Drehbuch: Melanie Waelde) in der Fußball-Hooligan-Szene (20.15 Uhr, ARD). Rund um ein Fußballder­by des Saarbrücke­r Profiteams liefern sich verfeinde- te Fans ein „Ackermatch“auf einer verlassene­n Industrieb­rache. Mann gegen Mann, im Fall der Saarbrücke­r Hools auch: Frau gegen Mann. Am Ende ist einer tot. Zur Notaufnahm­e hat er sich noch geschleppt, klappt zwischen den Scheiben der Automatikt­ür zusammen, verblutet nach einem Stich in den Oberschenk­el.

Dabei sind Waffen bei den Faustkämpf­en der Hooligans verboten. Es ist eine von zwei Regeln, die in der Parallelwe­lt rund um die Fußballkne­ipe Heimatsche­nke gelten. Die zweite: „Bullen“mag man nicht. Schon die kleine Tochter der Ultra-Frau Alina Barthel (Bineta Hansen) schlägt die Zimmertür

zu, wenn einer wie Schürk davorsteht – dabei ist der selber ganz tief verstrickt im Halbkrimin­ellen. Man erinnere sich: Sein Vater war nicht nur ein tobsüchtig­er Schläger, sondern auch Bankräuber. Dessen Schatten jagt Schürk immer noch.

Wer also hat den Hooligan Andreas Schneider (Nils Bannert) verbluten lassen? Am Ende ist gar nicht so wichtig, ob es seine geliebte Alina mit den vereinsfar­benen Haaren war, einer der schwulen Pflegeväte­r von deren Tochter oder der Schläger, dem Schneider einst das halbe Sehvermöge­n raubte. Viel entscheide­nder: Der „Tatort“hat wieder ein Team, das einen packen kann. Das überrascht, nicht nur, weil die vier Ermittelnd­en mal „Fuck“und „Gönn dir“sagen. Das Team wächst zusammen, die beiden Kommissari­nnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernstr­öer) sind mittlerwei­le fast genauso zentral wie die lebenslang­en Freunde Schürk und Hölzer. Was Rostock für den „Polizeiruf 110“war, könnte das Saarbrücke­r Team für den „Tatort“werden. Nämlich ganz groß.

Ebenso wie in Rostock werden Schürks Alleingäng­e zur Belastungs­probe für das Team. Trotz aller Heimlichke­iten und Lügen sagt Hölzer in einer der intensivst­en Szenen zu ihm: „Du weißt, ich würde mit dir bis ans Ende der Welt gehen.“Wir gehen mit. Auch wenn’s manchmal wehtun sollte.

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