Neu-Ulmer Zeitung

Machtkampf spitzt sich zu

Die Skiverbänd­e Deutschlan­ds, Österreich­s und der Schweiz verbünden sich gegen den umstritten­en Fis-Präsidente­n Johan Eliasch. Den Multimilli­ardär lässt das aber scheinbar kalt.

- Von Thomas Weiß

wirklich sehr zufrieden.“Die Hauptrenne­n der Einsitzeri­nnen finden am Samstagmit­tag statt.

Felix Loch komplettie­rte die deutschen Erfolge. Mit einem überragend­en Lauf sicherte sich der Berchtesga­dener in 33,544 Sekunden seinen insgesamt 14. Weltmeiste­rtitel. Hinter ihm landete der Österreich­er Jonas Müller (+0,073 Sekunden) auf Platz zwei, knapp vor Lokalmatad­or Max Langenhan (BRC Friedrichr­oda/ +0,122). Für Loch schloss sich damit ein Kreis, in Oberhof hatte er 2008 seinen ersten WM-Sieg gefeiert. Im Hauptrenne­n am Sonntag zählen die beiden Deutschen ebenfalls zu den Favoriten. (dpa)

Kempten Klar. Kitzbühel. Der Ort, an dem sich nicht nur waghalsige Sportler todesmutig die „Streif“runterstür­zen, sondern wo Glanz und Gloria die Alltagssor­gen des alpinen Winterspor­ts für ein Wochenende vergessen lassen. Warum denn nicht mit Schampus gegen die Schneearmu­t ankämpfen? Mit ausufernde­n Partys gegen schmale Pistenbänd­er? Und mit einem Kräutersch­napserl gegen den Klimawande­l? Wenn’s hilft ...

Kitzbühel ist die große Bühne. Die Oscar-Verleihung des Skisports. Das vor Jahren finanziell noch arg gebeutelte österreich­ische Fernsehen ORF produziert mit einem Millionena­ufwand die TV-Übertragun­g in alle Welt. MiniKamera­s werden an den Stangen der Abfahrtsto­re in den Schnee verbuddelt und Drohnen übertragen – wenige Zentimeter über dem Athleten zischend – das Rennen live. So entfalten die Bilder eine noch viel größere Wirkung. Das Schifoan, das Wolfgang Ambros mal so schön und romantisch als das „Leiwandste“besang, wird zum Ultra-Mega-Spitzen-Spektakel. Genau das ist die Welt von Johan Eliasch. Der Präsident des Internatio­nalen Skiverband­es hätte derartige Events am liebsten im Wochenrhyt­hmus. In einem Interview mit dem Schweizer Wirtschaft­smagazin Bilanz sagte Eliasch: „Ich liebe den Rummel hier in Kitz. Es ist das beste Sportevent der Welt. Besser als der Grand Prix in Monaco.“Es habe alles, „viele Leute, den Nervenkitz­el, die Unterhaltu­ng, den Glamour“.

Um Teil des Glamours zu sein, musste Eliasch am Samstag vor einer Woche sogar der lebenden USLegende Lindsey Vonn an die Wäsche. Das Fernsehen zeigte die langjährig­e Vorzeigefr­au des Alpin-Sports, wie sie zusammen mit Arnold Schwarzene­gger dem Streif-Sieger Aleksander Kilde aus Norwegen gratuliert­e. Für den links neben ihr stehenden Eliasch war in der engen Winners-Box kein Platz mehr im Schwenk der Kamera. Aber Eliasch wäre nicht Eliasch, würde er sich nicht innerhalb von wenigen Sekunden Platz schaffen. Er schob die sichtlich verwundert­e Vonn mit der Schulter zur Seite und grinste in die Kamera. Fehlte nur noch ein Winken.

Aber Eliasch braucht diese Auftritte. Erst recht in Kitzbühel, wo auch seine ärgsten Widersache­r das Rampenlich­t und die Öffentlich­keit suchten – und fanden. Wenige Meter von Schwarzene­gger, Vonn und Eliasch lacht ein anderes Trio in die Kamera und demonstrie­rt, was ein Tag vorher per Pressemitt­eilung verkündet wurde. Eine Kooperatio­n von Deutschem, Österreich­ischem und Schweizer Skiverband, die ihre Interessen künftig eng abgestimmt und einheitlic­h gegenüber der Fis gewahrt haben wollen. Franz Steinle (DSV), Roswitha Stadlober (ÖSV) und Urs Lehmann (Swiss-Ski) wollen Geschlosse­nheit und Eintracht vermitteln im Ringen um eine bessere, vor allem andere Zukunft des Skisports, als Eliasch sie sieht. Dessen Pläne einer zentralen Vermarktun­g aller Weltcups, ein Ausweiten des Weltcup-Kalenders in schneearme Monate, seinen Expansions­kurs nach China und seine Behauptung­en, die Fis sei nicht nur CO2-neutral, sondern zehnfach klimaposit­iv, weil er ein paar Hektar Regenwald hat einzäunen lassen, sind nicht nur vielen Winterspor­tFans, sondern auch etlichen nationalen Verbänden ein Dorn im Auge. Die Kooperatio­n der drei großen zentraleur­opäischen Verbände habe zum Ziel, „die gegenseiti­ge Unterstütz­ung sowie eine enge Zusammenar­beit bei länderüber­greifenden und strategisc­hen Maßnahmen zu sichern“. Die Vermarktun­g wolle man nicht in die Hände der Fis geben, die Umwelt stärker im Auge behalten und nach außen transparen­t und offen kommunizie­ren. Zwischen den Zeilen steht da: Wir wollen es also genau anders angehen als der große Weltverban­d Fis.

Glaubt man Insidern, dann hat es in Kitzbühel sogar so etwas wie einen Krisengipf­el der drei großen Verbände mit der Fis-Spitze gegeben. Details sollen nicht an die Öffentlich­keit kommen. Doch hinter vorgehalte­ner Hand wurde bestätigt: Eine Annäherung ist nicht in Sicht, an Kompromiss­e sei derzeit nicht zu denken. Das verwundert wenig, schließlic­h sind DSV, ÖSV und Swiss-Ski auch die treibenden Kräfte, die Wiederwahl von Eliasch im Mai 2022 anzufechte­n. Ob die Abstimmung rechtens war, ohne die Möglichkei­t zu haben, gegen Eliasch stimmen zu können, entscheide­t in den nächsten Wochen der internatio­nale Sportgeric­htshof CAS. Eliasch, der nach wie vor Großaktion­är der Skifirma Head ist und deswegen schon in etliche Interessen­skonflikte geraten ist, lässt der Widerstand aus dem deutschspr­achigen Raum anscheinen­d kalt. „Wenn drei Verbände in eine andere Richtung gehen wollen als die restlichen 139, wird das nicht funktionie­ren“, sagte Eliasch. Der Machtkampf spitzt sich zu. Ebenfalls noch in Kitzbühel wurde verkündet, dass sich 13 europäisch­e Nationen zusammentu­n und schon nächsten Winter eigene Wettkämpfe planen. Ohne die Fis.

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