Neu-Ulmer Zeitung

Ein Selbstvers­uch: So schmecken die Kässpätzle aus dem Automaten

Womöglich einzigarti­g in der Region: In Raum Ulm gibt es jetzt an drei Standorten Kässpätzle aus dem Automaten. Wir haben die schwäbisch­e Spezialitä­t getestet.

- Von Michael Kroha

Ulm Noch gar nicht so lange stehen die Automaten in Ulm, Nersingen und Weißenhorn, wo es auf Knopfdruck eine frische Pizza gibt. Doch schon jetzt wurde das Angebot erweitert. Seit Kurzem finden sich auf der Speisekart­e auch Kässpätzle. Was verrückt klingt, scheint anzukommen. Die Nachfrage sei „schon sehr gut“, sagt der aus dem Neu-Ulmer Stadtteil Reutti bekannte frühere Hotel-Betreiber Jörg Pahl-Meinl, der hinter der Geschäftsi­dee steckt. 200 Portionen der schwäbisch­en Spezialitä­t seien binnen der ersten zwei Wochen bereits geordert worden. Auch unsere Volontärin Elif Binici hat sie getestet.

Vielleicht alle zwei Monate sei sie bislang in den Genuss von Kässpätzle gekommen. „Hin und wieder esse ich sie schon. Aber es ist nicht mein Lieblingsg­ericht“, sagt die 27-Jährige aus Gersthofen im Landkreis Augsburg. Doch für den Automatent­est stellt sie sich gerne zur Verfügung, auch wenn sie zunächst „zögerlich“ist. Schließlic­h gehe es ja um Geschmack – und ob da ein Automat das richtige ist?

Doch Binici ist positiv überrascht. Der Bestellvor­gang über ein Touchscree­n funktionie­rt „problemlos“. Bei eisiger Kälte und Schnee wird das Essen mit 320 Grad erhitzt, im Sommer sind es nur 215 Grad. Nach vier Minuten Warten erscheint weiter unten aus einem Schlitz ein Pizzakarto­n. Was zunächst irritiert. Aber der Käseduft in der Luft und spätestens das Öffnen der Schachtel machen klar: Es wurde die richtige, der zahlreiche­n im Automaten verstauten Speisen ausgewählt.

Mit einer Holzgabel, die im Pizwar, zakarton am Deckel festgekleb­t sticht unsere Vorkosteri­n in die mit Spätzle gefüllte Aluschale. Der Käse zieht Fäden, es dampft gewaltig. „Schmeckt“, sagt sie und nimmt gleich den nächsten Happen. „Nicht zu trocken und nicht zu sahnig oder saftig. Den Käse schmeckt man stark heraus.“Die untergemis­chten Röstzwiebe­ln aber eher nicht, meint sie. Vielleicht etwas mehr als die Hälfte der Portion schafft sie. „Es liegt schon schwer im Magen.“Selber gemacht habe sie sich noch keine. Ob sie sich wieder welche aus dem Automaten holen würde? „Wenn ich zufällig vorbeikomm­e, Lust habe und es keine andere Möglichkei­t gibt.“

6,90 Euro kosten die 400 Gramm. Hergestell­t und verpackt werden sie vom Küchen-Team von Alessandro Nestola, der unter anderem das italienisc­he Restaurant Il Gusto auf dem Petrusplat­z in Neu-Ulm sowie einen Pizza-Lieferserv­ice in Wiblingen betreibt. Sie seien nicht tiefgekühl­t, sondern frisch und würden lediglich maximal drei Tage im Automaten gekühlt gelagert, betont Pahl-Meinl. Die Spätzle kämen „von einer regionalen Manufaktur“. Von wem genau will er erst verraten, wenn sie auch gut ankommen. Der Käse schmeckt zwar nach einer Mischung aus Bergkäse und Emmentaler. Welcher aber tatsächlic­h verwendet wird, wisse der Unternehme­r nicht. Es sei kein Gouda, sondern eher ein herzhafter, aber nicht zu herzhafter Käse. „Jeder hat ja einen anderen Geschmack.“

Bislang gibt es drei Standorte in der Region: in Ulm in der Blaubeurer Straße beim Economy-Hotel nahe des Bauhaus-Baumarktes, vor dem Rewe-Supermarkt in Weißenhorn sowie in Nersingen an der Tankstelle im Gewerbegeb­iet an der A7-Auffahrt. Doch geplant seien noch weitere. So zum Beispiel am Busbahnhof in Neu-Ulm oder am geplanten Supermarkt im Donautal. Wann es dazu kommt, ist aber noch unklar. „Wir können schneller sein, aber die Automaten sind nicht schneller verfügbar. Da ist viel Elektronik drin“, sagt PahlMeinl. Wie in so vielen Bereich käme es auch hier zu Lieferschw­ierigkeite­n. Anfangs, berichtet er, seien die Menschen gegenüber den Pizza-Automaten skeptisch gewesen. „Ob es ordentlich ist und die Qualität stimmt“, sagt er. Doch inzwischen habe sich die Geschäftsi­dee herumgespr­ochen. Pro Automat würden im Schnitt 1200 Pizzen im Monat verkauft. Im Winter weniger als im Sommer. Weil eben nicht so viele Menschen im Freien unterwegs seien. Viele Kantinen von Unternehme­n, die Probleme hätten Köche an Land zu ziehen, hätten sich aber schon bei ihm gemeldet, weil sie bei sich auch so einen Automaten aufstellen wollen. Und weil eben nicht jeder jeden Tag Pizza (ab 7,10 Euro für 30 Zentimeter) essen möchte, habe er sich Gedanken gemacht, wie sich das Angebot erweitern lässt.

Neben den Kässpätzle gibt es seit einer Woche nun auch Rigatoni al Forno, Nudeln mit Tomatensoß­e. Auch die werden in Wiblingen hergestell­t. Hier kosten 600 Gramm Pasta 9 Euro. Denkbar wäre aber auch Salat.

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