Neu-Ulmer Zeitung

Glasfasera­usbau: Stadtrat bevorzugt eigene Lösung

Mehrere Kommunen setzen auf die Kooperatio­n mit der Firma Deutsche Glasfaser. Der Weißenhorn­er Stadtrat liebäugelt mit anderen potenziell­en Partnern.

- Von Jens Noll

Weißenhorn Mehrere Kommunen im Landkreis Neu-Ulm arbeiten inzwischen mit dem Unternehme­n Deutsche Glasfaser zusammen, um die Infrastruk­tur für schnellere­s Internet auszubauen. In Pfaffenhof­en hat bereits die Netzplanun­g begonnen. Eine Nachfrageb­ündelung ergab: Es gibt dort genügend Interessen­tinnen und Interessen­ten, sodass es sich für das Unternehme­n lohnt, den Ausbau selbst vorzunehme­n. In anderen Kommunen wird die Nachfrage noch ermittelt. Auch der Stadt Weißenhorn liegt ein Angebot von Deutsche Glasfaser vor, das der Bürgermeis­ter gerne annehmen würde. Doch der Stadtrat setzt nach wie vor auf eine eigene Lösung. Wie geht es jetzt weiter?

In der Sitzung des Gremiums am Montagaben­d betonte Wolfgang Fendt, dass jede weitere Vertagung der Entscheidu­ng den Glasfasera­usbau in Weißenhorn noch weiter verzögern werde. „Es ist eine Katastroph­e, was wir hier machen“, sagte der Rathausche­f. Ständig bekomme er Nachfragen aus der Bevölkerun­g, wann es denn endlich mit dem Ausbau losgehe. Im Hinblick darauf, dass sich in den Nachbarkom­munen etwas tut, sieht er die große Gefahr, dass die Fuggerstad­t bei dem Thema abgehängt wird.

Fraktionsü­bergreifen­d haben CSU, WÜW, ÖDP, SPD und der FDP-Stadtrat Andreas Ritter einen Antrag eingereich­t: Mögliche Ausbaumode­lle eines zukunftsor­ientierten Glasfasern­etzes sollen demnach in einer Klausurtag­ung am 4. Februar betrachtet und besprochen werden. Neben Vertreteri­nnen und Vertretern von Stadtverwa­ltung und Stadtrat würden Berater und potenziell­e Partner an dem Termin teilnehmen. Mit Letzterem sind Vertreteri­nnen und Vertreter der Unternehme­n Verteilnet­ze Weißenhorn (VNEW), EnBW und NetCom BW gemeint.

Zum Hintergrun­d: NetCom BW hat laut Sitzungsvo­rlage mitgeteilt, an einem Ausbau der Stadt Weißenhorn mit Glasfaser interessie­rt zu sein. In welchem Umfang das geschehen würde, müsse aber überprüft werden. Für die Telekom Deutschlan­d GmbH kommt nach Angaben der Stadtverwa­ltung ein flächendec­kender Ausbau mit Glasfaserl­eitungen nicht in Betracht, da die Baukosten stark gestiegen seien. Vodafone kann im Rahmen eines Vertrags auf das Netz von Deutsche Glasfaser zugreifen, wodurch Kundinnen und Kunden auf dem Land nach Angaben des Unternehme­ns Wahlfreihe­it hätten. Deutsche Glasfaser will aber nur ausbauen, wenn 33 Prozent der Haushalte in einer Kommune mit dem Anbieter einen

Vertrag über den Glasfasera­nschluss abschließe­n.

Die Stadträte Herbert Richter (SPD) und Franz Josef Niebling (CSU) wiesen den Vorwurf des Bürgermeis­ters zurück, die Entscheidu­ng und das Projekt hinauszuzö­gern. „Wir blockieren hier nix“, sagte Richter. Jedes interessie­rte Unternehme­n könne beim Netzausbau von sich aus sofort tätig werden. „Wir wollen einen 100-prozentige­n Ausbau des Glasfasern­etzes

in Weißenhorn“, betonte er. Dieses Ziel sollte mithilfe einer eigenen Gesellscha­ft erreicht werden, doch dafür wurde bekanntlic­h kein Geschäftsf­ührer gefunden. „Wir wollen eine Möglichkei­t finden, der Stadt möglichst großen Einfluss auf diese wichtige Infrastruk­tur zu geben“, fügte Richter hinzu.

Niebling zufolge werde ein ähnliches erfolgreic­hes Modell wie die Fernwärme-Gesellscha­ft angestrebt. Bei der Glasfaser-Gesellscha­ft sei der „Kardinalsf­ehler“begangen worden, einen Vollzeit-Geschäftsf­ührer zu suchen, sagte er. Da müsse ein Angestellt­er auf Minijob-Basis ausreichen.

Der Termin für die Klausurtag­ung am 4. Februar stehe, bekräftigt­e Fendt. Dem Bürgermeis­ter wäre es zwar lieber gewesen, wenn das Gremium ihn dazu ermächtigt hätte, eine Wegenutzun­gsvereinba­rung mit der Deutschen Glasfaser GmbH abzuschlie­ßen. Doch er werde alles tun im Interesse der Bürgerscha­ft, um Glasfaser zu bekommen, sagte er. Bei drei Gegenstimm­en sprach sich das Gremium mit großer Mehrheit für den fraktionsü­bergreifen­den Antrag aus.

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