Glasfaserausbau: Stadtrat bevorzugt eigene Lösung
Mehrere Kommunen setzen auf die Kooperation mit der Firma Deutsche Glasfaser. Der Weißenhorner Stadtrat liebäugelt mit anderen potenziellen Partnern.
Weißenhorn Mehrere Kommunen im Landkreis Neu-Ulm arbeiten inzwischen mit dem Unternehmen Deutsche Glasfaser zusammen, um die Infrastruktur für schnelleres Internet auszubauen. In Pfaffenhofen hat bereits die Netzplanung begonnen. Eine Nachfragebündelung ergab: Es gibt dort genügend Interessentinnen und Interessenten, sodass es sich für das Unternehmen lohnt, den Ausbau selbst vorzunehmen. In anderen Kommunen wird die Nachfrage noch ermittelt. Auch der Stadt Weißenhorn liegt ein Angebot von Deutsche Glasfaser vor, das der Bürgermeister gerne annehmen würde. Doch der Stadtrat setzt nach wie vor auf eine eigene Lösung. Wie geht es jetzt weiter?
In der Sitzung des Gremiums am Montagabend betonte Wolfgang Fendt, dass jede weitere Vertagung der Entscheidung den Glasfaserausbau in Weißenhorn noch weiter verzögern werde. „Es ist eine Katastrophe, was wir hier machen“, sagte der Rathauschef. Ständig bekomme er Nachfragen aus der Bevölkerung, wann es denn endlich mit dem Ausbau losgehe. Im Hinblick darauf, dass sich in den Nachbarkommunen etwas tut, sieht er die große Gefahr, dass die Fuggerstadt bei dem Thema abgehängt wird.
Fraktionsübergreifend haben CSU, WÜW, ÖDP, SPD und der FDP-Stadtrat Andreas Ritter einen Antrag eingereicht: Mögliche Ausbaumodelle eines zukunftsorientierten Glasfasernetzes sollen demnach in einer Klausurtagung am 4. Februar betrachtet und besprochen werden. Neben Vertreterinnen und Vertretern von Stadtverwaltung und Stadtrat würden Berater und potenzielle Partner an dem Termin teilnehmen. Mit Letzterem sind Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen Verteilnetze Weißenhorn (VNEW), EnBW und NetCom BW gemeint.
Zum Hintergrund: NetCom BW hat laut Sitzungsvorlage mitgeteilt, an einem Ausbau der Stadt Weißenhorn mit Glasfaser interessiert zu sein. In welchem Umfang das geschehen würde, müsse aber überprüft werden. Für die Telekom Deutschland GmbH kommt nach Angaben der Stadtverwaltung ein flächendeckender Ausbau mit Glasfaserleitungen nicht in Betracht, da die Baukosten stark gestiegen seien. Vodafone kann im Rahmen eines Vertrags auf das Netz von Deutsche Glasfaser zugreifen, wodurch Kundinnen und Kunden auf dem Land nach Angaben des Unternehmens Wahlfreiheit hätten. Deutsche Glasfaser will aber nur ausbauen, wenn 33 Prozent der Haushalte in einer Kommune mit dem Anbieter einen
Vertrag über den Glasfaseranschluss abschließen.
Die Stadträte Herbert Richter (SPD) und Franz Josef Niebling (CSU) wiesen den Vorwurf des Bürgermeisters zurück, die Entscheidung und das Projekt hinauszuzögern. „Wir blockieren hier nix“, sagte Richter. Jedes interessierte Unternehmen könne beim Netzausbau von sich aus sofort tätig werden. „Wir wollen einen 100-prozentigen Ausbau des Glasfasernetzes
in Weißenhorn“, betonte er. Dieses Ziel sollte mithilfe einer eigenen Gesellschaft erreicht werden, doch dafür wurde bekanntlich kein Geschäftsführer gefunden. „Wir wollen eine Möglichkeit finden, der Stadt möglichst großen Einfluss auf diese wichtige Infrastruktur zu geben“, fügte Richter hinzu.
Niebling zufolge werde ein ähnliches erfolgreiches Modell wie die Fernwärme-Gesellschaft angestrebt. Bei der Glasfaser-Gesellschaft sei der „Kardinalsfehler“begangen worden, einen Vollzeit-Geschäftsführer zu suchen, sagte er. Da müsse ein Angestellter auf Minijob-Basis ausreichen.
Der Termin für die Klausurtagung am 4. Februar stehe, bekräftigte Fendt. Dem Bürgermeister wäre es zwar lieber gewesen, wenn das Gremium ihn dazu ermächtigt hätte, eine Wegenutzungsvereinbarung mit der Deutschen Glasfaser GmbH abzuschließen. Doch er werde alles tun im Interesse der Bürgerschaft, um Glasfaser zu bekommen, sagte er. Bei drei Gegenstimmen sprach sich das Gremium mit großer Mehrheit für den fraktionsübergreifenden Antrag aus.