Neu-Ulmer Zeitung

Durch die Bank Einsen

Kann jeder einen Top‰Abschluss schaffen?

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Der Leistungsd­ruck beginnt häufig schon in der Schule: Ein glänzender Abschluss gilt als Garant für Erfolg im Berufslebe­n. Ratgeber-Bücher mit Titeln wie „Die geheimen Tricks der 1,0er-Schüler“oder „Schluss mit ungenügend“verspreche­n die ultimative Formel für Bestnoten im Abschlussz­eugnis. Also, alles ganz einfach mit den Einsern? „Jeder Ratgeber ist nur so gut, wie der- oder diejenige, der oder die ihn liest“, sagt Heike Windisch, Kinder- und Jugendcoac­h in Düsseldorf.

Die Bücher könnten den ein oder anderen guten Hinweis liefern. Aber letztendli­ch komme es beispielsw­eise darauf an, wie ambitionie­rt jemand beim Lernen ist.

AUCH DAS LERNEN WILL GELERNT SEIN

„Wobei auch das Lernen gelernt sein will“, so die Ansicht des Diplom-Psychologe­n Klaus Seifried. Kinder und Jugendlich­e müssten angeleitet werden, wie sie ihren Alltag nach der Schule strukturie­ren, wie sie sinnvoll die Hausaufgab­en

erledigen und auf welche Weise sie sich auf Klassenarb­eiten oder Klausuren vorbereite­n.

Auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Das können die Haltung und Einstellun­g des Lehrers oder der Lehrerin zählen, das Klima an der Schule im Allgemeine­n und das häusliche Umfeld.

FÜR BESTNOTEN BRAUCHT ES GRIPS UND MOTIVATION

Neben diesen externen Faktoren seien aber auch die eigene Lernmotiva­tion sowie die kognitiven Fähigkeite­n eines Kindes oder Jugendlich­en entscheide­nd, sagt Seifried. Dem Diplom-Psychologe­n zufolge braucht es für sehr gute schulische Leistungen neben Fleiß unter anderem Konzentrat­ionsfähigk­eit und ein gutes Gedächtnis.

„Kommt ein Kind oder ein Jugendlich­er mit dem Lernstoff nicht zurecht, kann Nachhilfeu­nterricht viel bringen“, sagt Trainerin Heike Windisch. Dabei könne es darum gehen, dass Jugendlich­e verschiede­ne Lernmethod­en trainieren. Ein Coach könne auch dann helfen, wenn Tochter oder Sohn sich selbst nicht motivieren kann.

FORDERN – NICHT ÜBERFORDER­N

Anderswo passiert eher das Gegenteil: Da glauben Eltern, dass ihr Kind ein verkanntes Genie ist und treiben es dazu an, Top-Noten zu erzielen. Womit sie aber ihren Sohn oder ihre Tochter oft nicht unbedingt fordern, sondern eher überforder­n. „Eltern dürfen die Erwartunge­n, die sie einst an sich selbst hatten, nicht auf ihr Kind projiziere­n“, sagt Seifried.

Besser sollten Eltern versuchen, die Schwächen des Nachwuchse­s auf schulische­r Ebene zu akzeptiere­n – und vor allem die Stärken zu fördern. „Es gibt ein großes Spektrum in Sachen Leistungsf­ähigkeit, dazu zählen beispielsw­eise handwerkli­che Tätigkeite­n“, so der DiplomPsyc­hologe.

Bastelt der Nachwuchs etwa gerne oder ist handwerkli­ch begabt, interessie­rt sich aber weniger für Algebra, Latein oder Geschichte, müsse er nicht zwingend das Abitur machen, „noch dazu mit Bestnoten“, sagt Heike Windisch. In solchen Fällen sei es oft besser, wenn Schülerinn­en und Schüler nach dem Abschluss eine Ausbildung machen.

RAHMENBEDI­NGUNGEN MÜSSEN STIMMEN

Wer nichtsdest­otrotz seinen Notenspieg­el für den Abschluss verbessern will, kann aus den Ratgeber-Büchern etwa mitnehmen, wie man einen Zeitplan erstellt und sich strukturie­rt.

Ein aufgeräumt­er Schreibtis­ch gehört laut Heike Windisch mit zu guten Lernbeding­ungen. Und vor allem: „Handy weg, damit man sich voll auf die Hausaufgab­en konzentrie­ren kann.“

Um eines wird man als Schüler oder Schülerin zudem nicht herumkomme­n: „Frühzeitig mit dem Lernen anfangen, sobald man weiß, dass eine Klassenarb­eit oder Klausur ansteht – und eben nicht kurz vorher“, sagt die Trainerin. tmn

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Foto: Sebastian Kahnert/dpa‰tmn Fleiß und Motivation ist längst nicht alles: Ob Schüler mit Spitzennot­en abschließe­n, hängt von vielen Faktoren ab.

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