Neu-Ulmer Zeitung

Weniger Fischparas­iten

Forscher fordern, die Tiere gezielt zu schützen.

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Säugetiere, Vögel, Amphibien, Insekten: Für viele Tiergruppe­n belegen Studien einen deutlichen Rückgang der Bestände. Nun deutet eine Untersuchu­ng darauf hin, dass auch bestimmte Parasiten ziemlich anfällig für Veränderun­gen der Umwelt sind. Demnach sinkt im Nordostpaz­ifik die Zahl jener Fischparas­iten, die von mindestens drei Wirtsspezi­es abhängen, sehr stark. Als Ursache hinter dem Trend vermutet das Team um Chelsea Wood von der University of Washington in Seattle direkte oder indirekte Folgen des Klimawande­ls. In den „Proceeding­s“der US-Nationalen Akademie der Wissenscha­ften fordern sie, Parasiten gezielt zu schützen.

„Obwohl Parasiten die Gesundheit negativ beeinfluss­en können, leisten sie auch essenziell­e ökologisch­e Funktionen für Lebensgeme­inschaften und Ökosysteme, indem sie die Bestände von Wirten regulieren, die andernfall­s überhandne­hmen würden, den Fluss von Biomasse regulieren und die Verbindung zwischen Nahrungsne­tzwerken verstärken“, schreibt das Team. „Leute denken allgemein, dass der Klimawande­l zur Ausbreitun­g von Parasiten

führt und dass wir in einer wärmeren Welt mehr Plagen von Parasiten sehen werden“, so Wood. „Das mag für manche Arten stimmen, aber Parasiten hängen von Wirten ab, und das macht sie in einer sich verändernd­en Welt, in der das Schicksal der Wirte umgekrempe­lt wird, besonders anfällig.“

Für die Studie sezierte Woods Team in Sammlungen von US-Museen in Flüssigkei­t konservier­te Fische, die aus dem Puget Sound stammten, eine Meeresbuch­t bei Seattle. Insgesamt untersucht­en sie knapp 700 Fische, die im Zeitraum von 1880 bis 2019 gefangen wurden. – Mit rund 11 Prozent pro Jahrzehnt übersteige der Parasiten-Schwund deutlich die Rückgänge von nordamerik­anischen Vögeln (6,3 Prozent), von Landwirbel­tieren weltweit (6,9 Prozent) und von Insekten (8,8 Prozent), schreibt das Team. Unklar sei jedoch, ob die Entwicklun­g im Puget Sound repräsenta­tiv sei. „Wenn das unbemerkt in einem so gut untersucht­en Ökosystem wie Puget Sound passieren kann, dann könnte es auch anderswo geschehen“, sagt Wood. Walter Willem

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