Neu-Ulmer Zeitung

Aller guten Dinge sind vier

Auf die Begrüßung im Vorstellun­gsgespräch folgt der Small Talk, auf das Kerngesprä­ch der Abschluss. Jeder dieser Teile hat seine Tücken.

- VON JULIA PAUL

Ein Bewerbungs­gespräch kann eine nervenaufr­eibende Erfahrung sein – vor allem für Jugendlich­e, die sich um ihre erste Ausbildung­sstelle bewerben. Sind sie informiert und vorbereite­t, ist es halb so wild. Der Ablauf ist in etwa immer derselbe. In der Regel besteht ein Bewerbungs­gespräch aus vier Phasen: der Eröffnung dem Anlass dem Kerngesprä­ch dem Abschluss

Los geht es mit der Begrüßung. Früher wurden dazu klassische­rweise Hände geschüttel­t. Seit der CoronaPand­emie verzichten manche darauf. Bewerberin­nen und Bewerber sollten auf den ersten Schritt ihres Gegenübers warten. Damit sie keinen ignoranten, arroganten Eindruck hinterlass­en, können sie die Vertreteri­nnen und Vertreter des Unternehme­ns vorab mündlich begrüßen und Augenkonta­kt herstellen.

Auf das „Guten Tag“folgt ein Small Talk, also ein kurzes Gespräch, das die Stimmung auflockert. Personaler stellen beispielsw­eise Fragen zum Befinden und zur Anfahrt. Bewerberin­nen und Bewerber überzeugen dabei durch eine offene und sympathisc­he Haltung. Sie sollten freundlich, aber keinesfall­s ausschweif­end antworten und gleichzeit­ig Anknüpfung­spunkte zu früheren Gesprächen – etwa telefonisc­h oder auf Messen – nutzen.

IST DAS EIS GEBROCHEN ...

Vergangene Aufeinande­rtreffen bieten den Unternehme­nsverantwo­rtlichen die ideale Gelegenhei­t, zum

Grund des aktuellen Termins überzuleit­en. Je nach Unternehme­n und Anzahl der Personen, die an dem Vorstellun­gsgespräch teilnehmen, erzählt jeder kurz etwas über sich, seine Position und seinen Fachbereic­h. Dabei kann der Abteilungs­leiter beispielsw­eise über die Zusammenar­beit im Team, der Geschäftsf­ührer über die Unternehme­nsgeschich­te und der Personaler über das Anforderun­gsprofil der Ausbildung­sstelle berichten. Manchmal erklären sie auch, warum ein Bewerber oder eine Bewerberin mit seiner Mappe überzeugen konnte – und schon ist man mitten im Gespräch! Im Kerngesprä­ch geht es nun darum, ob der Bewerber oder die Bewerberin alle Anforderun­gen der Stellenaus­schreibung erfüllt und was er oder sie für Fähigkeite­n mitbringt. Herausgefu­nden wird das, indem er oder sie über seinen oder ihren Werdegang berichtet, Stärken offenlegt und über die Motivation spricht. Auf verbaler Ebene überzeugen Bewerberin­nen und Bewerber, indem sie klar und anschaulic­h in kurzen und einfachen Sätzen sprechen. Der Körper spricht dabei mit. Schlagwort­e sind: Gestik und Mimik. Wer die Arme verschränk­t oder sich gekünstelt ein Lächeln aufzwingt, hinterläss­t keinen guten Eindruck. Stattdesse­n können Bewerberin­nen und Bewerber ihrem Gegenüber interessie­rt zuhören, sich wichtige Informatio­nen oder aufkommend­e Fragen notieren, gelegentli­ch nicken und, wenn es die Situation hergibt, lächeln.

Zugegeben: Manchmal fühlt man sich als Bewerberin oder Bewerber dabei wie bei einem Verhör. Man muss alle Fragen des Personaler­s durchdacht und authentisc­h beantworte­n, wird dabei genauesten­s durchleuch­tet. Doch das

Bewerbungs­gespräch besteht nicht nur hieraus.

TRAUEN, FRAGEN, PROFITIERE­N!

Einer der wichtigste­n, aber oft unterschät­zten Bestandtei­le des Termins sind die Fragen, die Bewerberin­nen und Bewerber stellen. Sie sagen viel über sie als Person, die Motivation und Einstellun­g sowie über den Willen aus. Nicht schüchtern sein, ist hier die Devise! Stellt man Fragen, kommt das gut an und es bringt Vorteile mit sich. Auch Bewerberin­nen und Bewerbern kann das Vorstellun­gsgespräch die Augen öffnen. Womöglich ist die Firma doch nicht die richtige?

Wie viele Fragen man stellen sollte, hängt von der Position, auf die man sich bewirbt, ab. Mindestens sollten es drei, am besten fünf sein. Wichtig ist, dass man sich die Fragen nicht selbst oder mit einem Besuch auf der Internetse­ite des Unternehme­ns oder dessen Social-Media-Auftritten beantworte­n kann.

AUF WIEDERSEHE­N, ODER?

Sind auch die letzten Fragen beider Seiten geklärt, kommt das Gespräch zu einem Abschluss. Wichtig ist, vor der Verabschie­dung Verabredun­gen über das weitere Vorgehen zu treffen. Wie und wann meldet sich das Unternehme­n mit einer Zu- oder Absage? Gibt es ein zweites Vorstellun­gsgespräch? Ist ein Probearbei­tstag möglich?

Auch wenn der erste Eindruck getroffen ist, sollte man beim Abschied auf eine gute Atmosphäre achten. Der Abschluss des Vorstellun­gsgespräch­s ist nämlich gleichzeit­ig der Ausgangspu­nkt für das nächste Aufeinande­rtreffen.

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 ?? Foto: Sozyer, stock.adobe.com ?? Ein Bewerbungs­gespräch ist – so‰ fern man sich nicht vorher schon auf einer Berufsinfo­rmationsme­s‰ se, bei einem Praktikum oder Ähnlichen gesehen hat – für beide Seiten eine Überraschu­ng. Jeder hat zwar recherchie­rt, weiß aber nicht, wer ihm am Ende gegen‰ übersteht.
Foto: Sozyer, stock.adobe.com Ein Bewerbungs­gespräch ist – so‰ fern man sich nicht vorher schon auf einer Berufsinfo­rmationsme­s‰ se, bei einem Praktikum oder Ähnlichen gesehen hat – für beide Seiten eine Überraschu­ng. Jeder hat zwar recherchie­rt, weiß aber nicht, wer ihm am Ende gegen‰ übersteht.
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Foto: ivanko80, stock.adobe.com Mit „Aller guten Dinge sind vier“ist nicht die Anzahl der Personen in ei‰ nem Bewerbungs­gespräch, sondern dessen Gliederung in die unter‰ schiedlich­en Gesprächst­eile gemeint.

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