Neu-Ulmer Zeitung

Das Jahr des Bären

Ein Tier will’s wissen: Entert Elbphilhar­monie, Mars und Internet. Wo endet das?

- Von Andreas Frei

Bei der Nachrichte­nlage kriegst einen Vogel. Und überdies den Eindruck, dass bei den chinesisch­en Tierkreisz­eichen der Wurm drin sein muss. Vergangene Woche erst hat China das Jahr des Hasen ausgerufen. Kannst vergessen. Müsste heißen: Jahr des Bären.

Sappradi, macht der Kerl sich wichtig in diesem noch jungen Jahr. Wird in Serbien, Rumänien und Ungarn zum Wetterprop­heten erhoben, der – so der Volksglaub­e – das Ende des Winters herbeizuta­psen vermag. Enterte am Samstag bei einer Gala die Bühne der Hamburger Elbphilhar­monie und ließ sich großspurig nach einer Heldengest­alt benennen, dabei fiel Samson zu 50 Jahren Sesamstraß­e auch nicht mehr ein als „Uiuiui!“

Hat den Leuten damit aber offenkundi­g einen solchen Bären aufgebunde­n, dass sie bei der Nasa schon einen solchen zu erkennen glauben – und zwar auf den Bildern, die eine Raumsonde gerade von der Mars-Oberfläche gemacht und zur Erde gefunkt hat. Der Mann im Mond ist also in Wirklichke­it ein Bär auf dem Mars.

Und jetzt die Krönung: Ein Schwarzbär hat in einem Naturpark

in den USA so viel Gefallen an einer Fotofalle gefunden, dass er sich ungelogen an die 400 Mal hat ablichten lassen – mal frech, mal verträumt, mal herzig, mal na ja. Hauptsache: ein Selfie nach dem anderen. Die Fotos sind ein paar Monate alt (jetzt ist ja Schlafensz­eit), aber die Parkverwal­tung hat eben erst zum digitalen Halali geblasen. Und morgen hat der Influencer-Bär dann 50 Millionen Follower bei Instagram. Willkommen in der Moderne. Kannst darauf warten, bis Meister Petz aus dem Netz ins Nagelstudi­o latscht und Jeans mit Löchern trägt. Wie gesagt: Da kriegst einen Vogel.

 ?? ?? „Wir sind doch da nicht im Wirtshaus“, sagt man ja bis heute gerne, um eine gewisse Contenance einzuforde­rn. Tatsächlic­h gilt das Wirtshaus im Allgemeine­n und der Stammtisch im Speziellen traditione­ll als ein wilder Ort, an dem kein Blatt vor den Mund genommen wird. Doch immer mehr Wirte haben längst ihr Haus zugesperrt. Schon vor Corona sind viele Leute halt lieber am digitalen Stammtisch verhockt. Auf Bayern lesen Sie die Geschichte unserer Wirtshausk­ultur. Und dann geht es heute auch noch um den Mann auf unserem Bild. Gerhard Polt (hier in jüngeren Jahren) ist ein passionier­ter Wirtshaus-Geher und -Sitzer. Vieles, was er auf der Bühne erzählt, hat er zwischen Schapfkopf­karten und Bierdeckel­n aufgenomme­n. Wir haben uns sein neues Programm angeschaut. Mehr dazu im Feuilleton.
„Wir sind doch da nicht im Wirtshaus“, sagt man ja bis heute gerne, um eine gewisse Contenance einzuforde­rn. Tatsächlic­h gilt das Wirtshaus im Allgemeine­n und der Stammtisch im Speziellen traditione­ll als ein wilder Ort, an dem kein Blatt vor den Mund genommen wird. Doch immer mehr Wirte haben längst ihr Haus zugesperrt. Schon vor Corona sind viele Leute halt lieber am digitalen Stammtisch verhockt. Auf Bayern lesen Sie die Geschichte unserer Wirtshausk­ultur. Und dann geht es heute auch noch um den Mann auf unserem Bild. Gerhard Polt (hier in jüngeren Jahren) ist ein passionier­ter Wirtshaus-Geher und -Sitzer. Vieles, was er auf der Bühne erzählt, hat er zwischen Schapfkopf­karten und Bierdeckel­n aufgenomme­n. Wir haben uns sein neues Programm angeschaut. Mehr dazu im Feuilleton.
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