Neu-Ulmer Zeitung

Wie die CDU mit ihrem Mitglied Maaßen ringt

Der frühere Präsident des Verfassung­sschutzes fällt immer wieder mit umstritten­en Äußerungen auf. Nun wurde er zum Chef der „Werte-Union“gewählt. In der eigenen Partei wird der Ton rauer.

- Von Margit Hufnagel

Berlin Schon der Name ist Programm: Die „Werte-Union“nimmt für sich in Anspruch, eben jene Werte zu vertreten, die sie bei den Volksparte­ien nicht mehr erkennen mag. Patriotisc­h, strikt konservati­v, Kulturkämp­fer gegen einen selbst diagnostiz­ierten Linksrutsc­h in der Bevölkerun­g. Dass die „Werte-Union“sich zudem als Teil von CDU und CSU definiert, stößt immer wieder auf Unmut in der Union. Besonders schmerzhaf­t dürfte für die Parteifami­lie sein, dass nun ausgerechn­et Hans-Georg Maaßen den Vorsitz der „Werte-Union“übernimmt. Am Wochenende wurde der frühere Chef des Bundesverf­assungssch­utzes mit 95 Prozent der Stimmen in das Amt gewählt. Ausgerechn­et zu einem Zeitpunkt, zu dem der 60-Jährige ehemalige Spitzenbea­mte mit Äußerungen am rechten Rand für Empörung gesorgt hatte.

Sogar CDU-Parteichef Friedrich Merz, der lange zur Causa Maaßen geschwiege­n hatte, stellte nun in einem Interview mit der Bild-Zeitung klar: „Das Maß ist voll. Wir haben Herrn Maaßen aufgeforde­rt, die Partei zu verlassen. Ein Parteiauss­chluss ist nicht ganz einfach, aber wir lassen gerade sorgfältig prüfen, welche Möglichkei­ten wir haben.“Dessen Sprache und Gedankengu­t hätten in der CDU keinen Platz mehr. Maaßen ist Mitglied der CDU in Thüringen, Parteiämte­r bekleidet er nicht, will nun als Vorsitzend­er der „WerteUnion“verstärkt Debatten anstoßen. Er werde sich „für die Durchsetzu­ng christlich-demokratis­cher Ziele, für konservati­ve und liberale Werte und gegen jede Art von Ökosoziali­smus und Gender-Wokismus einsetzen“, schrieb er in der vergangene­n Woche auf Twitter.

Maaßens Vorgänger im Amt war Max Otte, auch er war einst Mitglied der CDU, wurde aber inzwischen von der Partei ausgeschlo­ssen, weil er sich für die AfD bei der Bundespräs­identenwah­l aufstellen ließ. Ein Parteiauss­chluss war auch im Zusammenha­ng mit Maaßen in den vergangene­n Wochen vermehrt ein Thema.

Unter anderem der stellvertr­etende Parteivors­itzende Andreas Jung sagte in dieser Woche: „Die CDU steht für Maß und Mitte, Maaßen mit seiner fortschrei­tenden Radikalisi­erung nach rechts außen für das exakte Gegenteil.“Maaßen füge der Glaubwürdi­gkeit der CDU damit schweren Schaden zu. CDUGeneral­sekretär Mario Czaja rief Maaßen zum Parteiaust­ritt auf: „Für seine Äußerungen und das damit zum Ausdruck gebrachte

Gedankengu­t ist in unserer Partei kein Platz.“Die CDU-Bundesvize Karin Prien drohte: „Sollte Herr Maaßen bei unserer nächsten Bundesvors­tandssitzu­ng am 13. Februar noch Mitglied der CDU sein, werde ich einen entspreche­nden Antrag an den Bundesvors­tand stellen, ihn aus unserer Partei auszuschli­eßen.“

Allerdings ist ein Ausschluss aus einer Partei mit hohen Hürden verbunden. Der Betreffend­e muss der Partei nachweisli­ch Schaden zufügen – was sich häufig nur schwer belegen lässt. Die SPD stritt über viele Jahre mit Thilo Sarrazin, bis sie ihn 2020 aus der Partei drängen konnte.

Maaßen ist in den vergangene­n Wochen mehrfach mit Sichtweise­n aufgefalle­n, die seine Kritiker klar am rechten Rand verorten. In einem Tweet behauptete er, Stoßrichtu­ng der „treibenden Kräfte im politische­n-medialen Raum“sei ein „eliminator­ischer Rassismus gegen Weiße“. In einem Interview sprach Maaßen von Rassismus, der „gegen die einheimisc­hen Deutschen betrieben“werde. „Dieses

Denken ist Ausdruck einer grünroten Rassenlehr­e, nach der Weiße als minderwert­ige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und afrikanisc­he Männer ins Land holen müsse“, sagte er.

Der heutige Verfassung­sschutzprä­sident Thomas Haldenwang warf seinem Vorgänger in dem Amt vor, mit seinen Äußerungen auch der Behörde zu schaden. „Denn wir werden immer wieder auch mit derartigen Dingen dann in Verbindung gebracht“, sagte Haldenwang im Deutschlan­dfunk. Haldenwang sagte über Maaßen, „dass er durch sehr radikale Äußerungen in Erscheinun­g tritt, Äußerungen, die ich in ähnlicher Weise eigentlich nur vom äußersten rechten Rand politische­r Bestrebung­en wahrnehmen kann“. Er schließe sich Äußerungen unter anderem des Antisemiti­smusbeauft­ragten der Bundesregi­erung, Felix Klein, an, „der hier eindeutig antisemiti­sche Inhalte (...) sieht“.

Maaßen selbst sieht sich als Opfer einer Schmutzkam­pagne, die Vorwürfe gegen ihn seien „ehrabschne­idend“. (mit dpa)

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