Neu-Ulmer Zeitung

Vor diesen Maschen warnt die Polizei

Betrüger erbeuten mit fiesen Maschen – auch im Landkreis Neu-Ulm – immer wieder Geld. Neben aktuellen Zahlen nennt die Polizei Tipps, um sich zu schützen.

- Von Maximilian Sonntag

Landkreis Neu-Ulm Immer wieder versuchen Betrüger Menschen per Telefon oder Messengerd­ienst um ihr Erspartes zu bringen. Erst am Dienstag warnte das Polizeiprä­sidium in Ulm zum Beispiel wieder vor „Falschen Polizeibea­mten“. Mindestens 16 Anrufer gaben sich an diesem Tag im Bereich zwischen Ulm, Blaubeuren, Ehingen und Laichinger Alb als solche aus. Vielen Menschen dürften Fälle dieser Art bekannt sein, bei denen Bürger unter Druck gesetzt und um Geld betrogen werden. Obwohl viel über solche Tricks bekannt ist, sind Betrüger mit diesen immer wieder erfolgreic­h. Daher haben wir die gängigsten Maschen erklärt und Tipps der echten Polizei für den Ernstfall aufgeliste­t.

• Enkeltrick­betrug und Schocknach­richt Täter kontaktier­en ihre Opfer telefonisc­h und täuschen vor, dass sich ein Verwandter oder näherer Bekannter in Gefahr befände. Den Menschen wird vorgegauke­lt: Nur wer Geld zahlt, kommt aus der Not heraus. Die Betrüger kommunizie­ren geschickt, setzen ihre Opfer psychisch unter Druck. Mit diesen „Schockanru­fen“wollen sie Bürger zu unüberlegt­en Handlungen verleiten.

Oft meldet sich ein vermeintli­cher Polizist oder Staatsanwa­lt. Der stellt das Opfer vor vollendete Tatsachen und behauptet, ein Angehörige­r säße in Haft, da er einen tödlichen Unfall verursacht hätte. Nur durch Zahlung einer hohen Kaution könne dieser aus seiner misslichen Lage befreit werden. Von insgesamt knapp über 100 Taten im Landkreis Neu-Ulm im Jahr 2022 waren lediglich zwei Taten erfolgreic­h. Die Schadenssu­mme beläuft sich auf über 70.000 Euro.

Gegen Ende 2021 änderten die Betrüger ihre Vorgehensw­eise. Nun kontaktier­ten sie Opfer vermehrt über Messengerd­ienste. Sie geben sich jeweils als naher Verwandter aus, dessen Handy kaputt sei. Daher die Kontaktauf­nahme über eine neue Nummer. Der zu

Beginn freundlich­e Tenor im Chat verfliegt schnell, denn der Betrüger täuscht vor, dass sein Onlinebank­ing nicht mehr funktionie­re. Im Anschluss bittet er um eine Überweisun­g. Von knapp über 100 angezeigte­n Fällen waren circa 30 Fälle im Landkreis Neu-Ulm im Jahr 2022 erfolgreic­h. Die Schadenssu­mme beläuft sich auf über 80.000 Euro.

• Falsche Amtsträger Falsche Polizisten verängstig­en Menschen, indem sie behaupten, dass in ihrem Haus ein Einbruch bevorstünd­e. Bis die Täter gefasst sind, sollen sie dem vermeintli­chen Beamten Bargeld übergeben. Eine andere Variante: Falsche Polizisten gaukeln Bürgern vor, dass das Ersparte auf der Bank nicht mehr sicher sei. Mitarbeite­r des entspreche­nden Geldinstit­uts seien in kriminelle Geschäfte verwickelt. Die Opfer sollen ihr Geld daher abholen und den Beamten aushändige­n. Während der Taten versuchen die Betrüger ihre Opfer am Telefon zu halten, um eine Kontaktauf­nahme mit Angehörige­n und der „richtigen“Polizei zu verhindern.

Auch vermeintli­che Anrufe von Euro- oder Interpol fallen unter diese Masche. Es wird behauptet, dass die Personalie­n oder Ausweisdok­umente des Angerufene­n für Straftaten verwendet werden. Sie werden dann mit den Betrügern verbunden, die persönlich­e Daten erfragen. Von etwa 250 Fällen im Jahr 2022 im Landkreis Neu-Ulm waren lediglich Taten im einstellig­en Bereich erfolgreic­h. Die Schadenssu­mme beläuft sich auf über 50.000 Euro.

• Falsche Microsoftm­itarbeiter Die angebliche­n Microsoftm­itarbeiter behaupten, der Computer des Angerufene­n sei von Viren befallen, gehackt worden oder benötige ein neues Sicherheit­szertifika­t. Um das Problem zu lösen, soll auf den Geräten eine Fernwartun­gssoftware installier­t werden. Mit diesem Programm haben die Betrüger Zugriff auf die Rechner ihrer Opfer und können zum Beispiel Passwörter ausspähen. Sie verlangen für ihre vermeintli­che

Service-Leistung zudem eine Gebühr.

Weigern sich die Betroffene­n zu zahlen, drohen die Täter damit, den Rechner zu sperren. Sie fragen nach den Kreditkart­endaten oder nutzen während des Fernzugrif­fs das Online-Banking des Geschädigt­en. Unter dem Vorwand, dass die Transaktio­n fehlgeschl­agen sei, verlangen sie Zugriff auf weitere Zahlungsar­ten.

• Fake-Shops Gefälschte OnlineShop­s wirken mittlerwei­le seriös. Anfänglich wiesen sie noch kein Impressum oder AGBs auf. Diesen Fehler begehen Betrüger heute kaum noch. Sie locken potenziell­e Opfer vor allem mit günstigem Preis und einer scheinbar guten Verfügbark­eit von Artikeln.

Bestenfall­s bekommt man minderwert­ige Ware zugeschick­t. Meistens wird aber gar nichts zugestellt. Auf Kontaktauf­nahme reagieren die Shop-Betreiber entweder mit Ausreden oder gar nicht. Der Trend über die letzten Jahre zeigt einen stetigen Anstieg dieser Fälle.

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