Neu-Ulmer Zeitung

Ein Alarmsigna­l für die Unternehme­n

- Von Sonja Dürr

Es ist ein erschrecke­nder Befund, den der DAK-Report zutage gefördert hat: Noch nie haben sich so viele Menschen in Bayern wegen psychische­r Leiden krankgemel­det. Noch nie gab es so viele Fehltage wegen seelischer Erkrankung­en. In manchen Fällen sind es persönlich­e Krisen und Schicksals­schläge, die Menschen in Depression­en, chronische­r Erschöpfun­g oder Angststöru­ngen stürzen. Zunehmend zeigt sich aber nun auch, welche dramatisch­en Schäden die Corona-Pandemie angerichte­t hat: Eltern haben sich über Monate hinweg zwischen Homeoffice und Homeschool­ing aufgeriebe­n, Kinder und Jugendlich­e kämpfen – wie man heute weiß – nach wie vor massiv mit den Folgen von Schulschli­eßungen und Kontaktbes­chränkunge­n.

Hinzu kommt die sich zunehmend verdichten­de Arbeitswel­t. Immer mehr Menschen empfinden ihren Job als Tretmühle oder Hamsterrad. Mitarbeite­r in digitalisi­erten Arbeitswel­ten sind stets erreichbar, das Abschalten fällt schwer. Dass es gerade im Gesundheit­swesen die meisten psychisch bedingten Fehltage gab, ist keine Überraschu­ng. Corona hat Krankensch­western, Altenpfleg­ern und Mitarbeite­rn in Arztpraxen die größten Opfer abverlangt. Dabei waren viele Pflegekräf­te schon vor der Pandemie am Limit.

Der DAK-Report muss ein Alarmsigna­l sein: Es ist an der Zeit, dass Menschen offen über ihre psychische­n Leiden sprechen können – nicht nur im Privaten, sondern auch im berufliche­n Umfeld, ohne dass es für den Einzelnen zum Nachteil wird. Zu groß ist nach wie vor die Scham vieler Betroffene­r. Und es braucht endlich mehr Therapiepl­ätze, um psychisch Erkrankten schneller zu helfen. Vor allem aber müssen die Unternehme­n umdenken und Arbeitsbed­ingungen schaffen, in denen Menschen die immer längere Zeit bis zur Rente gesund durchstehe­n – körperlich wie seelisch. Erst recht in Zeiten des Fachkräfte­mangels.

> Lesen Sie dazu den Bericht im Bayern-Innenteil

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