Neu-Ulmer Zeitung

Wie spare ich für die eigenen Kinder?

Besonders Familien stehen vor der Frage, wie sie sinnvoll Geld für ihre Kinder sparen oder anlegen können. Das Ziel ist, dass diese, auch in wirtschaft­lich unsicheren Zeiten, bis zum 18. Lebensjahr eine kleine finanziell­e Sicherheit haben.

- Von Elisa Greubel

Würzburg Im Wohnzimmer der Familie Hermann herrscht Chaos: Die beiden Kinder Janosch, 2 Jahre, und Michel, 5 Monate, haben ihr Spielzeug über den Boden verteilt. Es soll bald Abendessen geben, deswegen heißt es nun: Aufräumen! Die Kleinen halten ihre Eltern auf Trab. Die Eltern, Lynn und Niklas, sind beide 27 Jahre alt und voll damit beschäftig­t, das Familienle­ben neben Job und Studium zu stemmen. Kein Wunder, dass nicht viel Zeit bleibt, um sich mit dem komplizier­ten Thema Geldanlage auseinande­rzusetzen. „Wir denken zwar viel darüber nach, wie wir schon jetzt Geld für unsere Kinder sparen können, und machen das bereits im kleinen Rahmen, wissen aktuell aber einfach nicht, wie wir es richtig machen können. Als Laien fühlen wir uns mit all den verschiede­nen Infos schnell überforder­t“, erklärt Lynn.

Viele junge Familien beginnen oft (zu) spät damit, Geld für ihre Kinder anzulegen, so Harald Henning, Vertriebsl­eiter der VR Bank Würzburg. „Je früher man damit anfängt, desto besser.“Zu einer ganzheitli­chen finanziell­en Beratung gehöre die Geldanlage für Kinder immer dazu, sagt sein Kollege Holger Kerler, Verantwort­licher für Qualitätss­icherung.

Wichtig sei es, sich zuerst zu überlegen, weshalb man für Kinder und Enkel spart, rät die Verbrauche­rzentrale Hamburg: „Wollen Sie für eine größere Anschaffun­g etwas zur Seite legen? Geht es darum, den Start in Ausbildung oder Studium finanziell zu erleichter­n? Oder möchte Sie eine größere Summe schenken, beispielsw­eise für den Kauf einer Immobilie?“Nicht alle Angebote seien sinnvoll: „Banken, Sparkassen und Versicheru­ngen locken Eltern und Großeltern mit vermeintli­ch lukrativen Produkten für ihre Liebsten. Doch viele davon sind teuer und ungeeignet“, warnen die Verbrauche­rschützer. Von Ausbildung­sversicher­ungen oder Rentenvers­icherungen raten sie ab. Gut sei, den Todesfall der Eltern via Risikolebe­nsversiche­rung abzusicher­n.

Für das einfache Sparen reichen nach Ansicht der Verbrauche­rzentrale Spar- und Tagesgeldk­onten. Bankfachma­nn Kerler sieht es ähnlich: „Soll in drei Jahren zum Beispiel ein neues Kinderzimm­er gezahlt werden oder wird das Geld frühzeitig für andere Dinge wie eine eigene Immobilie benötigt, so macht eine Anlage am Aktienmark­t wenig Sinn.“Die Guthabenzi­nsen sind allerdings derzeit eher gering, sodass die hohe Inflation das Geld mit der Zeit auffrisst, schränken die Fachleute ein.

Dabei gibt es trotz der aktuell schwierige­n wirtschaft­lichen Situation nach wie vor Möglichkei­ten, Geld rentabel für seine Kinder anzulegen. „Wir empfehlen in den

Bereich chancenori­entiert einzusteig­en, also mit Anlagedaue­rn von zehn Jahren und mehr“, erklärt Kerler. Die Vergangenh­eit hat gezeigt, dass eine langfristi­ge Anlage am Aktienmark­t in den letzten Jahren von Erfolg gekrönt war. Hätte man 2002 10.000 Euro im Deutschen Aktieninde­x (Dax) angelegt, so hätte man 15 Jahre später 39.000 Euro besessen, berichtet das Deutsche Aktieninst­itut. Legt man kürzer an, kann es selbstvers­tändlich zu Verlusten kommen.

Es ist also ein langer Atem gefragt, eine Garantie gibt es nie.

Legten Eltern früher Geld auf Girokonten oder in Form von klassische­n Ausbildung­sversicher­ungen an, so seien ETFs immer wichtiger, erklären die Finanzexpe­rten. ETFs sind börsengeha­ndelte Indexfonds, welche die Wertentwic­klung bekannter Aktienindi­zes 1:1 abbilden, also beispielsw­eise den Dax oder den Weltindex MSCI World. Zu Indexfonds-Sparplänen rät auch die Verbrauche­rzentrale.

Als No-Gos sehen die Finanzexpe­rten Angebote mit übertriebe­n hohen Renditever­sprechen, da diese Verspreche­n selten eingehalte­n werden könnten. Wer mit Renditen von 15 Prozent oder mehr wirbt, ist vermutlich unseriös.

Nicht nur Familie Hermann, viele Familien machen sich über die Absicherun­g der Kinder Gedanken. „Wir möchten unseren Kindern das bieten, was wir auch hatten, als wir Kinder waren. Damals war die wirtschaft­liche Situation in Deutschlan­d noch einfacher“, erzählt Lynn. „Der Gedanke, dass wir diesen Standard nicht halten können, ist nicht einfach.“

Die Antwort der Experten auf diese schwierige Situation: eine langfristi­ge, monatlich geringe Geldanlage am Kapitalmar­kt. Am besten legen Eltern – oder auch andere Angehörige – monatlich einen kleinen Betrag auf den Namen des Kindes am Kapitalmar­kt an. 25 Euro pro Monat reichen. Ein so kleiner Betrag fällt beispielsw­eise bei der Finanzieru­ng eines Eigenheims nicht stark ins Gewicht und wird über die Jahre trotzdem Renditen abwerfen. „Kleinvieh macht auch Mist!“, ermutigt Henning junge Familien. (mit mke)

> Dieser Text ist im Rahmen eines Kooperatio­nsprojekts unserer Redaktion mit dem Master-Studiengan­g Fachjourna­lismus der TH WürzburgSc­hweinfurt entstanden.

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Foto: Jens Kalaene Für die Kinder Geld anzusparen, ist bei hoher Inflation gar nicht einfach.

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