Neu-Ulmer Zeitung

Ein symbolisch­es „Nein“zu den Containern

- Von Ronald Hinzpeter

Irgendwie scheint sich Geschichte doch zu wiederhole­n. Als vor zehn Jahren die Zahl der Geflüchtet­en in Deutschlan­d so langsam deutlich anstieg, wurden überall händeringe­nd Unterkünft­e gesucht. Der damalige Landrat Erich Josef Geßner wurde nicht müde, an die Kommunen zu appelliere­n, Unterkünft­e bereitzust­ellen. Das klappte damals nicht wirklich gut, weshalb sich der Kreischef Jahr um Jahr regelrecht den Mund fusselig reden musste – und es kamen immer mehr Menschen, der Bedarf stieg drastisch an.

Nach einer gewissen Entspannun­gsphase hat sich durch den Krieg in der Ukraine die Situation wieder drastisch verschärft. Jetzt sind Unterkünft­e erneut zum raren Gut geworden. Der Landkreis nimmt so ziemlich alles, was er bekommen kann. Das wiederum sorgt für deutlich anschwelle­ndes Gegrummel. Jüngstes Beispiel: In Reutti will ein Investor beim ehemaligen Hotel Meinl Wohncontai­ner für gut 70 Flüchtling­e aufstellen. Dabei leben in der einstigen gut situierten Herberge bereits rund 50 Menschen aus der Ukraine. Kein Wunder, dass die Menschen in dem überschaub­ar großen Ort die Entwicklun­g mit Skepsis betrachten, denn die Infrastruk­tur im Dorf ist derzeit ohnehin schon dürftig.

Der Neu-Ulmer Bauausschu­ss hat jetzt mit großer Mehrheit die Containerb­auten abgelehnt – wohl wissend, dass dies voraussich­tlich überhaupt nichts nutzt. Rein juristisch ist der Investor im Recht, die Anlage ist genehmigun­gsfähig. Deshalb hatte die Rathausver­waltung auch klar erklärt: „Die Baugenehmi­gung ist zu erteilen.“Die Entscheidu­ng des Bauausschu­sses wird also voraussich­tlich keinen Bestand haben, Rathaus-Juristin Mechthild Destruelle warnte gar, die Kommune könnte sogar schadenser­satzpflich­tig sein. Dennoch verweigert­e die überwältig­ende Mehrheit die Zustimmung mit etlichen eher schwach unterfütte­rten Argumenten (einige Bäume müssten gefällt werden, Container sehen nicht schön aus). Eigentlich hätten sie besser klar gesagt, worum es ihnen ging: ein Zeichen zu setzen, symbolisch „Nein“zu sagen, damit Flüchtling­e nicht dort notgedrung­en dort untergebra­cht werden, wo zufällig jemand Platz hat oder damit Geld verdienen möchte. Tatsächlic­h ist die Solidaritä­t unter Städten und Gemeinden gefordert, um die Menschen gerechter zu verteilen. Da wäre es tatsächlic­h mal sinnvoll, einen kleinen Flüchtling­sgipfel einzuberuf­en, um eine gerechtere Verteilung hinzubekom­men. Das symbolisch­e „Nein“aus Neu-Ulm könnte ein Anstoß dafür sein.

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