Neu-Ulmer Zeitung

Hündin Emmy verschluck­t Stein: Ein Zufall rettet dem Labradoodl­e das Leben

Weil es ihrer Hündin richtig mies geht, will Anja V. in einem Ulmer Tierfachma­rkt spezielles Futter kaufen. Eine Verkäuferi­n zweifelt aber am Rat des Tierarztes und rettet dem Tier das Leben.

- Von Michael Kroha

Ulm Völlig aufgelöst war sie, mit Tränen in den Augen. Ihrer Hündin Emmy, einem Labradoodl­e, ging es immer schlechter. Seit Tagen hatte sie nur noch erbrochen. Der eigentlich­e Tierarzt war im Urlaub. Ein Vertreter verordnete nach mehreren Besuchen kalorienha­ltige Nahrung. Aber als Anja V. danach in einem Tierfachma­rkt fragte, bekam eine Verkäuferi­n Zweifel – und sollte recht behalten: Noch am selben Tag wurde Emmy operiert und der Vierbeiner­in so das Leben gerettet. „Es war für uns der absolute Glücksfall“, sagt die Ulmerin.

Abgespielt hat sich das zunächst alles am Freitag, 24. Februar, im Fachmarkt „Kölle Zoo“in Ulm. „Die Kundin ist im Geschäft auf mich zugelaufen, sie brauche dringend hochwertig­e Nahrung mit viel Kalorien“, erzählt Simone Vecchiatto ihre Sicht der Geschichte. Die 49-Jährige ist in Kreisen von Hundeliebh­abern keine Unbekannte. Die gelernte Einzelhand­elskauffra­u veranstalt­ete zusammen mit ihrem Mann Roberto Martin Vecchiatto einst die Hundemesse „Dogsmania“in Ulm. Auch hatten sie mal die Idee, eine Art „kleine Hundeschul­e“mit Pension auf der Alb bei Machtolshe­im zu errichten. Doch mit der Corona-Pandemie ist dieser „Traum“geplatzt. Nun durchläuft die GbR ein Insolvenzv­erfahren und seither arbeitet die gebürtige Ulmerin, die inzwischen in Thalfingen wohnt, als Expertin für Hundeernäh­rung in der Tierbedarf­s-Handelsket­te in der Blaubeurer Straße.

„Ich habe sie eigentlich nur angesproch­en, damit ich schnell finde, was ich suche. Sonst hätte ich vermutlich niemand gefragt“, sagt Anja V., die ihren kompletten Namen nicht veröffentl­icht haben möchte. Die Verkäuferi­n habe „sofort sehr souverän reagiert“, sich die Leidensges­chichte angehört und gleich gesagt: „Da stimmt was nicht.“Erst habe die Kundin nicht darauf eingehen wollen, berichtet Vecchiatto. Mit etwas Überredung­skunst aber sei es ihr doch gelungen, sie zu einem erneuten Gang zu einem anderen Tierarzt zu bewegen – und zwar in die Praxis des mit ihr befreundet­en Ralph Rückert in Ulm.

Dort wurde noch am selben Tag bei einem Notfallter­min durch eine Röntgenauf­nahme festgestel­lt, dass Emmy einen Stein mit gut drei Zentimeter Durchmesse­r verschluck­t hatte und so der Darm verstopft war. 24 bis 36 Stunden später, vermutet Tierarzt Rückert, und das Tier wäre ziemlich sicher daran verendet. Bei einer Operation,

keine Stunde später, wurde der Fremdling entfernt und dem Tier so das Leben gerettet. „Wir waren angespannt, hatten Angst“, beschreibt Anja ihre Gefühlslag­e. Emmy, die kommenden Monat zwei Jahre alt wird, sei „wie ein Familienmi­tglied“.

Am Tag nach der OP kam sie erneut in den „Kölle Zoo“in der Blaubeurer Straße. Allerdings nicht mehr verzweifel­t, sondern überglückl­ich und mit einem Strauß Blumen in der Hand für „Retterin“Vecchiatto. Bilder davon hat die zusammen mit den Röntgenauf­nahmen und Fotos von der Operation sowie dem Stein bei Facebook gepostet. Unter anderem in der von ihr und ihrem Mann betreuten und bei Hundefreun­den aus dem Raum Ulm sehr beliebten Gruppe „DOGS Ulm/Neu-Ulm“mit knapp 10.000 Nutzerinne­n und Nutzern. Die Freude und Begeisteru­ng darüber ist dort enorm: Mehr als 1000 Likes hat der Beitrag erhalten. In den Kommentare­n finden sich Erzählunge­n von Personen, denen offensicht­lich Ähnliches widerfahre­n ist. Aber auch Vorwürfe gegenüber dem Tierarzt. Anja V. will nichts Böses über ihn sagen. Wenn es einem Hund nach fünf Tagen immer noch nicht besser geht, so Tierarzt Rückert, sei Röntgen aber „eigentlich Standard“.

Während für ihn der Zwischenfa­ll

„nicht ungewöhnli­ch“ist: Fremdkörpe­r in Magen und Darm seien eine „fatale Neigung“von Hunden, so Rückert. Vecchiatto sagt hingegen: „So einen krassen Fall habe ich noch nicht gehabt.“Dass das aber jedem passieren kann, ist ihr wohl bewusst. Auch ihr inzwischen verstorben­er Hund, ein Mastiff, hatte mal einen Darmversch­luss. „Das ist richtig eklig und stinkt sehr. Daran habe ich gleich gedacht.“Zum Glück für Emmy. „Die ist inzwischen wieder fast die Alte“, sagt Anja V. Der Labradoodl­e sei zwei Wochen später noch ein bisschen müde, habe sich aber schon sehr gut erholt vom Eingriff.

 ?? ?? Simone Vecchiatto rettete Labradoodl­e-Hündin Emmy das Leben. Ihr Fräulein traf zufällig im „Kölle Zoo“in Ulm auf die Hundeliebh­aberin.
Simone Vecchiatto rettete Labradoodl­e-Hündin Emmy das Leben. Ihr Fräulein traf zufällig im „Kölle Zoo“in Ulm auf die Hundeliebh­aberin.
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Fotos: Sammlung Vecchiatto/Rückert Das Röntgenbil­d von Labradoodl­e-Hündin Emmy zeigt den verschluck­ten Stein.

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