Volksbank Ulm eröffnet ihre erste echte Filiale im Internet
Die jüngst erneut gewachsene größte Bank der Region gibt sich optimistisch und möchte den Online-Weg konsequent weitergehen.
Ulm Zum letzten Mal vereint war der erweiterte Vorstand nach der Fusion der Volksbank Ulm-Biberach mit der Raiffeisenbank im vergangenen Jahr. Von den fünf Herren um Vorstandsprecher Ralph P. Blankenberg werden ab 1. Juli nur noch Stefan Hell als sein Nachfolger und Alexander André Schulze (43) in der Führungsetage übrig bleiben. „Die sollen es erst mal besser machen“, sagte Blankenberg scherzhaft in Anbetracht bester Zahlen bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz.
Hinter allen Kennzahlen prangt ein dickes Plus, wobei hier ein Vergleich mit Vorsicht zu genießen ist. Denn erstmals präsentierte die neue Bank (mit altem Namen) mit einem Bilanzvolumen von rund 4,5 Milliarden Euro, 95.000 Mitgliedern, 654 Mitarbeitenden und knapp 160.000 Kundinnen und Kunden ihre Zahlen. Alles Rekordzahlen, also.
Das betreute Kundenvolumen, alle verwalteten Gelder, von den Konten, Aktien, bis zum Bausparer,
übersteigt nun erstmals die zehn Milliarden Euro.
Auch das Kreditgeschäft konnte ausgebaut werden. Das bilanzielle Kreditvolumen stieg auf 3.2 Milliarden Euro (Plus 8,3 Prozent). Auch 2022 hielt zinsniveaubedingt der Trend zur kurzfristigen Geldanlage weiterhin an. Dies führte zu einem Anstieg bei den Kundeneinlagen von 1,9 Prozent auf 3.2 Milliarden Euro, sodass in der Bilanz eine Parität bei den Krediten und Einlagen erreicht wurde. Ein Minus von „15 bis 20 Prozent“stehe nur bei den privaten Baufinanzierungen, doch dies habe mit anderen Bereichen ausgeglichen werden können.
Einem grassierenden bundesdeutschen Pessimismus schließe sich die Ulmer Volksbank nicht an, wie Blankenberg betonte. Mit der Stimmung in der Wirtschaft gehe es längst aufwärts und die Europäische Zentralbank werde mit ihren angekündigten Maßnahmen wohl auch die Inflation in den Griff bekommen. Auch die Bank erwarte im kommenden Jahr einen soliden Ertrag. Der lag im vergangenen Jahr bei 34,1 Millionen Euro.
Viel Geld wolle die Volksbank in das Thema Digitalisierung stecken, wie der designierte VizeBankchef Schulze erläuterte. Das Ziel: Ein Bankangebot für eine besonders internetaffine Kundschaft zu bieten, das alle Angebote online abdeckt. Eine neue, in Ulm ansässige rein digitale Filiale werde weit über die vorhandenen Angebote im Kunden-Dialog-Center hinausgehen. Auch komplexe finanzielle
Themen sollen künftig – wenn es die Kundschaft wünsche – rein digital erledigt werden können. Eine Vielzahl von Kanälen und auch neuer Software stehe ab 1. Juli zur Verfügung. In einem ersten Schritt sollen sechs bis acht Beschäftigte dafür abgestellt werden. Je nachdem, wie dieses Angebot ankomme, könnten es auch 20 oder mehr Menschen sein. Im vergangenen Jahr stellte die Volksbank Investitionen
in Immobilien als neues „Standbein der Zukunftssicherung“vor. Der Hintergrund: die genossenschaftlich organisierte Bank sieht sich in gesellschaftlicher Verantwortung, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Seitdem hat sich einiges getan: 300 Wohnungen habe die Volksbank nun im Bestand, wie Stefan Hell erläuterte. Und 160 seien im Bau. Dazu zählen auch 90 Wohnungen im Ulmer Dichterviertel und Investitionen am Safranberg sowie in der Westerlingerstraße.
Dass Nachhaltigkeit bei der Ulmer Volksbank kein Marketinggag, sondern Realität sei, war Blankenberg zum Abschluss wichtig zu betonen. 2012 wurde der Startschuss für einen nachhaltigen Weg gegeben, der 2020 bereits zur Klimaneutralität der Ulmer Genossenschaftsbank führte.
Dieses Jahr soll sogar eine positive CO-Bilanz erreicht werden. Das eigene Depot sowie jeder vergebene Kredit wird von der Volksbank nach bestimmten Nachhaltigkeitskriterien abgeklopft. Blankenberg: „Damit machen wir es uns ganz sicher nicht leicht.“