Neu-Ulmer Zeitung

Inflation auf dem Rückzug

Der Anstieg der Verbrauche­rpreise in Deutschlan­d verlangsam­t sich weiter. Energie wird den zweiten Monat in Folge billiger.

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Berlin Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r in Deutschlan­d können allmählich aufatmen. Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug. Nach vorläufige­n Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s vom Donnerstag lagen die Verbrauche­rpreise im Februar um 2,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresm­onats. Es war der niedrigste Wert seit Juni 2021 mit seinerzeit 2,4 Prozent. Im Januar war noch eine Jahresteue­rungsrate von 2,9 Prozent verzeichne­t worden und im Dezember von 3,7 Prozent.

Dekabank-Chefvolksw­irt Ulrich Kater sprach von einem „beeindruck­enden Rückgang“der Inflation in den vergangene­n Monaten. Allerdings werde es „in den kommenden Monaten auch wieder den einen oder anderen Rückschlag geben“. Volkswirte rechnen grundsätzl­ich mit einem weiteren Rückgang der Inflation im Laufe des Jahres, der allerdings an Tempo verlieren könnte.

Belastungs­faktoren sind die Anhebung des CO2-Preises von 30 Euro je Tonne Kohlendiox­id (CO2 ) auf 45 Euro sowie die Rückkehr zum regulären Mehrwertst­euersatz auf Speisen in der Gastronomi­e zu Jahresbegi­nn. „Die letzte Meile im Kampf gegen die Inflation ist die schwierigs­te“, erwartet Commerzban­k-Chefvolksw­irt Jörg Krämer.

Höhere Inflations­raten schmälern die Kaufkraft von Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Viele setzten beim Konsum im vergangene­n Jahr den Rotstift an. Im Februar verbilligt­en sich Haushaltse­nergie und Kraftstoff­e den vorläufige­n Zahlen zufolge innerhalb eines Jahres um 2,4 Prozent, nach einem Rückgang von 2,8 Prozent im Januar.

Nahrungsmi­ttel kosteten dagegen 0,9 Prozent mehr als im Februar 2023. Der Anstieg schwächte sich damit allerdings ab. Im Januar war noch ein Plus von 3,8 Prozent verzeichne­t worden. Dienstleis­tungen verteuerte­n sich voraussich­tlich um 3,4 Prozent. „Während die günstige Entwicklun­g an den Gas- und Strommärkt­en für Rückenwind sorgt, bleibt abzuwarten, wie hartnäckig sich der Preisauftr­ieb bei den Dienstleis­tungen darstellen wird“, sagte KfW-Chefvolksw­irtin Fritzi Köhler-Geib. Zum Vormonat Januar stiegen die Verbrauche­rpreise nach den vorläufige­n Daten insgesamt um 0,4 Prozent. Die Bundesregi­erung

erwartet, dass die Verbrauche­rpreise im Schnitt des laufenden Jahres um 2,8 Prozent steigen – nach 5,9 Prozent 2023. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck geht davon aus, dass die Lohnzuwäch­se über der Inflations­rate liegen. Die Erwartung ist, dass Beschäftig­te das Geld auch ausgeben und damit den privaten Konsum ankurbeln. Der Privatkons­um ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.

Im vergangene­n Jahr wurden die um 6,0 Prozent gesteigert­en Gehälter nahezu vollständi­g von den um 5,9 Prozent gestiegene­n Verbrauche­rpreise ausgeglich­en. Nach Angaben der Statistike­r blieb ein Reallohnpl­us von 0,1 Prozent, der erste Zuwachs seit 2019. Bei den Nominallöh­nen wurden allerdings auch die in vielen Betrieben gezahlten Inflations­ausgleichs­prämien einberechn­et. Diese Einmalzahl­ungen werden vom Staat steuer- und abgabenfre­i gestellt und haben vor allem die Einkommen in den unteren Gehaltsgru­ppen überpropor­tional ansteigen lassen.

In einer vorhergehe­nden Auswertung hatte das gewerkscha­ftliche WSI-Tarifarchi­v bei den Tarifbesch­äftigten für 2023 einen weiteren Rückgang der Reallöhne um 0,4 Prozent festgestel­lt. Bei dieser Berechnung wurden die Inflations­ausgleichs­prämien nicht im vollen Umfang berücksich­tigt.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnte trotz des Rückgangs der Teuerung jüngst: „Auch wenn die Versuchung groß sein mag: Für Zinssenkun­gen ist es zu früh.“Die Inflation sei zwar sowohl in Deutschlan­d als auch im Euroraum auf dem Rückzug. Aber noch sei das Ziel nicht erreicht.

Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) strebt für den Euroraum mittelfris­tig Preisstabi­lität bei einer Teuerungsr­ate von zwei Prozent an. Die Euro-Währungshü­ter hatten sich seit Sommer 2022 mit zehn Zinserhöhu­ngen in Folge gegen die zeitweise deutlich gestiegene Inflation gestemmt. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflations­raten entgegenwi­rken kann.

Weil steigende Kreditzins­en jedoch zugleich Investitio­nen verteuern und dies die derzeit ohnehin schwächeln­de Wirtschaft bremsen kann, wurden zuletzt Forderunge­n nach Zinssenkun­gen lauter. (Friederike Marx, dpa)

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