Thomas Kirschner ist der neue Direktor des Amtsgerichts
Das Neu-Ulmer Amtsgericht hat einen neuen Chef. Er will die Einrichtung gegen die Herausforderungen wappnen, die nun auf die Justiz zukommen.
Neu-Ulm Stühlerücken am Gericht: Nachdem der bisherige Direktor Alexander Kessler das Neu-Ulmer Amtsgericht Richtung Landsberg am Lech verlassen hatte, bekommt die hiesige Justiz nun von dort Unterstützung. Thomas Kirschner, bisheriger stellvertretender Direktor in Landsberg, leitet ab sofort das Neu-Ulmer Gericht. Er will die Institution fit für die Zukunft machen und sieht vor allem zwei Herausforderungen auf das Amtsgericht zukommen.
Thomas Kirschner blickt auf eine abwechslungsreiche juristische Vita zurück. Nach seinem Studium an der Uni Augsburg und dem Referendariat am Memminger Amt- und Landesgericht fing er dort bei der Staatsanwaltschaft an. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren die Amtsgerichte Augsburg und zuletzt Landsberg. Der Memminger Landgerichtspräsident Konrad Beß, in dessen Zuständigkeitsbereich
auch das NeuUlmer Amtsgericht fällt, begrüßte Kirschner nun an seiner neuen Wirkungsstätte, an der er sich künftig einer „der schönsten Aufgaben in der Justiz“stellen darf, wie Beß es formuliert. Es sei die Nähe zu den Bürgern, die die Arbeit an Amtsgerichten so besonders mache, erklärt er.
Auch für Kirschner ist das einer der Gründe, warum er sich auf seinen neuen Job in Neu-Ulm so freut. Das Amtsgericht werde aus dem ein oder anderen Grund früher oder später zum Anlaufpunkt, etwa wenn man sich ein Haus kauft und dazu einen Termin beim Grundbuchamt bekommt. Auch Nachlass- und Betreuungsgericht sind am Amtsgericht angesiedelt.
Der 53-jährige neue Amtsgerichtsdirektor ist nicht nur örtlich viel herumgekommen, sondern hat auch inhaltlich viele verschiedene Abteilungen der Justiz durchlaufen. Sowohl im Zivil- als auch im Strafrecht hat er viele Urteile gefällt. Seine Arbeit macht ihm
Spaß, doch der Jurist ist sich auch seiner Verantwortung bewusst: Als Richter muss er auch Entscheidungen treffen, an denen Existenzen hängen. Am Neu-Ulmer Amtsgericht wird er künftig das Strafreferat mit den Schöffengerichtsfällen übernehmen.
Zwei Aspekte will Kirschner in seinem neuen Job in den Blick nehmen. Das ist erstens die Digitalisierung, bei der man sich im Neu-Ulmer Amtsgericht immerhin schon vom Fax verabschiedet hat. In einem nächsten Schritt soll die Umstellung auf elektronische Fallakten erfolgen. Bis 2025 soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Auch auf den vermehrten Einsatz von KI müsse sich die Justiz vorbereiten, sagt Kirschner. Manche Anwälte würden diese neue Technik schon nutzen, um Anklageschriften zu erstellen. So werden die Zivilverfahren komplizierter und umfangreicher. KI könnte künftig etwa dazu genutzt werden, besonders lange Schriftsätze nach den für die
Richter wichtigen Schlagworten zu durchsuchen, erklärt Landgerichtspräsident Beß.
Eine weitere Herausforderung für die Justiz und damit auch für das Neu-Ulmer Amtsgericht stellt der Fachkräftemangel dar. Mit entsprechender Mitarbeiterführung und Mitarbeitermotivation will Kirschner das Gericht zu einem ansprechenden Arbeitsplatz für Fachkräfte und Berufsanfänger machen. 99 Menschen arbeiten aktuell am Amtsgericht Neu-Ulm, nur 14 davon sind Richterinnen und Richter. Auch für Angestellte und Beamte im mittleren und gehobenen Dienst bietet das Amtsgericht viele Aufgaben.
Privat verbringt Thomas Kirschner seine Zeit am liebsten in den Bergen, im Sommer beim Wandern und im Winter auf Skiern. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Die hätten im Übrigen beide in Ulm studiert, erzählt Kirschner. So sei ihm die Region rund um seine neue Arbeitsstätte schon gut vertraut.