Neu-Ulmer Zeitung

Der Schokoeier-Mann

Für sein Geschäft auf den Orkney Inseln wollte ein Schotte eigentlich 80 Stück der Süßigkeit bestellen. Geliefert wurden dann 720. Ein Anruf bei ihm: Wie macht man aus einem Fehler etwas Gutes?

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Sanday Dass die Geschichte so enden würde, hat er nicht erwartet. Ein Ladenbesit­zer in Schottland wollte zu Ostern nach eigenen Angaben 80 Schokolade­neier bestellen – und bekam am Ende 720. „Meine erste Reaktion war: „Oh, der Lieferant hat Mist gebaut““, erzählt Dan ap Dafydd. Er habe sich schon gefreut, dass er die zusätzlich­en Eier umsonst behalten könne, weil die Orkney Inseln so abgelegen sind, dass sich das Abholen kaum lohnt.

Aber dann habe er sich ins Bestellsys­tem eingeloggt – eigentlich, um eine Beschwerde abzuschick­en. „Und dann wurde schnell klar: Es war mein Fehler.“Anstelle von 80 einzelnen Eiern habe er 80 Packungen bestellt. „Dann bin ich natürlich etwas ins Schwitzen geraten, dass ich den Kollegen jetzt gestehen muss, dass ich Mist gebaut habe.“

Während der 39-Jährige die Geschichte erzählt, beweist er viel Selbstiron­ie. Als er sich offenbart habe, hätten die anderen gekichert und gelacht. Ihm sei sein Fehler natürlich etwas peinlich gewesen, berichtet ap Dafydd in einem Videotelef­onat. Im Team hätten sie dann überlegt, was sie tun könnten. Sie hätten andere Läden abtelefoni­ert, die aber schon versorgt gewesen seien. Schließlic­h entschiede­n sie sich dafür, 100 Eier zu verlosen.

Die Bewohner hätten die Aktion gut angenommen – aber richtig losgegange­n sei es erst, als sich die Aktion im Internet verbreitet habe. Mittlerwei­le hat er Interviews mit der britischen Rundfunkan­stalt BBC geführt und mit dem US-Sender

CBS. Zeitungen wie die Times und der Guardian berichtete­n über die Aktion. Für die Verlosung wurde sogar eine eigene Internetse­ite eingericht­et.

Das Geld soll britischen Seenotrett­ern zugutekomm­en. Die Organisati­on Royal National Lifeboat Institutio­n (RNLI) bedankte sich bereits auf der früher als Twitter bekannten Plattform X: Mit 720 Ostereiern für 500 Inselbewoh­ner müsse der Ladenbesit­zer nun Platz schaffen – aber sein Team habe das Missgeschi­ck in Freundlich­keit verwandelt und verlose nun 100 Eier für die Seenotrett­ung. „Dankeschön!“

Dass sie einen guten Zweck unterstütz­en könnten, sei das Gute an seinem Fehler, sagt ap Dafydd von Sinclair General Stores auf der Insel Sanday. „Ich glaube, Leute finden das ziemlich lustig. Menschen mögen die Idee, dass wir auf dieser kleinen Insel mitten im Meer leben. Und es mehr Ostereier gibt als Menschen.“Anfangs hätten sie sich das Ziel gesetzt, 200 Lose zu verkaufen. Das sei schon hochgegrif­fen gewesen, weil auf der Insel nicht viele Menschen leben. Mittlerwei­le seien es rund 1500 Lose geworden.

Auch die restlichen Eier, von denen er erst dachte, sie würden sie dann an Ostern verschenke­n, seien inzwischen weg, weil zum Beispiel Menschen von anderen Inseln sie gekauft oder an Tafeln oder Wohltätigk­eitsorgani­sationen gespendet hätten.

Witze gebe es jetzt natürlich schon mit Blick auf Weihnachte­n. „„Wird er jetzt zu viele Pralinensc­hachteln bestellen?““, scherzt ap Dafydd. „Also ich meine, bis jetzt ist es für uns ganz gut ausgegange­n. Vielleicht bestelle ich 10.000 Packungen Rosenkohl.“(Julia Kilian, dpa)

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Foto: Dan ap Dafydd, dpa Ladenbesit­zer Dan ap Dafydd mit der unfreiwill­igen Ladung.

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