Der Neue läuft heiß
Justinian Jessup führt die Basketballer von Ratiopharm Ulm zum Sieg gegen Würzburg. Bei seiner Heimpremiere ragt der US-Amerikaner mit 27 Punkten heraus.
Ulm Gut, dass in diesem Moment die Pausensirene ertönte. Denn die Gemüter hatten sich auf Siedetemperatur erhitzt. Die Basketballer von Ratiopharm Ulm und ihre Fans in der ausverkauften Arena hatten im Duell mit den Würzburg Baskets die Nase voll, mit einem gellenden Pfeifkonzert auf den Rängen wurden die Schiedsrichter in die Kabine verabschiedet. Eine fragwürdige Entscheidung, die von den Unparteiischen trotz ausführlichem Videostudium und klarer Indizienlage gegen die Hausherren gefällt worden war, hatte die Emotionen derart hochkochen lassen. Doch diese Szene brachte die Ulmer gewissermaßen auf die Siegerstraße. Denn die gehörige Portion Wut im Bauch setzte der Meister zu Beginn des dritten Viertels in Energie um, nutzte den Schub zu einem 22:7–Lauf und baute den knappen Pausenvorsprung auf zwischenzeitlich 70:53 aus. Das war selbst für die zuletzt so starken Unterfranken zu viel. Ulms Trainer Anton Gavel sagte: „Wir haben in beiden Halbzeiten gut angefangen, trotzdem im zweiten und vierten Viertel defensiv nachgelassen, was das Spiel auch in eine andere Richtung hätte bringen können.“
Würzburgs Spielmacher Otis Livingston hatten sie anfangs gut im Griff, auf Schritt und Tritt wurde der quirlige US-Amerikaner verfolgt. Und der Topstar der Gäste zeigte auch bald, warum diese enge Deckung nötig war. Ließ man ihm auch nur den kleinsten Raum, macht er die Punkte. 17 waren es am Ende, Livingston war damit der punktbeste Würzburger an diesem Abend. Auf Ulmer Seite lief einer noch viel heißer: Neuzugang Justinian Jessup. 27 Zähler hatte er bei seiner Heimpremiere auf dem persönlichen Wurfkonto stehen. Die Herzen der Ulmer Fans hatte er damit sofort erobert, war der gefeierte Mann und bekam nach dem Spiel im Fanblock gleich das Megafon in die Hand gedrückt. Quasi der Ritterschlag. Der 25-Jährige gab das Lob an seine Mitspieler weiter und meinte: „Bei den
Statistik
• Ratiopharm Ulm: Jessup (27), Figueroa (15), Jallow (11), Williams (11), Herkenhoff (8), Christen (6), Klepeisz (4), de Paula (3), Nunez (2), Dadiet,
• Beste Ulmer Dreierschützen: Jesup (4/7), Figueroa (3/7).
• Beste Ulmer Rebounder: Williams (11), Jessup (6), Klepeisz (5). meisten meiner Punkte haben mich die Jungs gut in Szene gesetzt. Das ist das Ergebnis einer guten Mannschaftsleistung.“
All das klingt, als wäre es eine klare Angelegenheit gewesen. Dabei war es lange ein offener Schlagabtausch. Ulm startete besser, führte nach dem ersten Viertel mit 22:13. Doch Würzburg kam zurück, strotzte in vielen Situationen vor Selbstbewusstsein. Dann verloren sie nach dem Seitenwechsel aber kurzzeitig den Faden, leichtsinnige Ballverluste und technische Fehler schlichen sich ein. Das machten sich die Hausherren zunutze. In einem zerfahrenen Schlussviertel hatte Ulm zwar noch einmal zu kämpfen, der 87:79-Sieg war aber nicht mehr in Gefahr.