Neu-Ulmer Zeitung

Rund 230 Euro mehr

Der milde Winter war gut für Energiekun­den. Doch die Rückkehr zum alten Mehrwertst­euer-Satz für Erdgas frisst die Einsparung zum Teil wieder auf. Das kommt auf eine Familie zu.

- Von Michael Kerler

Berlin Mit massiv gestiegene­n Energiepre­isen hatten die Bundesbürg­er in der Energiekri­se infolge des Angriffs Russlands auf die Ukraine zu kämpfen. Zur Entlastung hatte die Bundesregi­erung nicht nur Preisbrems­en eingeführt, sondern auch den Mehrwertst­euersatz auf Erdgas von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Diese Erleichter­ung läuft nun aus. Seit 1. April werden auf Gas wieder 19 Prozent Mehrwertst­euer fällig. Dies bringt prompt steigende Preise mit sich.

Durch die Erhöhung der Mehrwertst­euer auf Gas kämen ab April 2024 auf eine vierköpfig­e Familie Mehrkosten von 231 Euro pro Jahr zu, berichtet das Vergleichs­portal Check24. Es geht von einem Jahresverb­rauch von 20.000 Kilowattst­unden aus. Der Musterhaus­halt hätte bisher im Schnitt im Jahr 2059 Euro für Gas gezahlt. Durch die Rückkehr zum alten Satz würden nun durchschni­ttlich 2290 Euro fällig. „Die Anhebung der Mehrwertst­euer auf Gas von sieben auf 19 Prozent wird die Energiekos­ten für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r ab April deutlich erhöhen“, sagte Check24-Experte Steffen Suttner. Das Portal Verivox kommt in seiner Rechnung auf eine ähnliche Größenordn­ung.

Beide Portale weisen darauf hin, dass vor allem in der Grundverso­rgung

die Tarife vergleichs­weise teuer seien und die Mehrwertst­euererhöhu­ng deshalb für die Betroffene­n besonders stark zu Buche schlägt: In der Grundverso­rgung zahlt der Musterhaus­halt im Bundesschn­itt bisher rund 2600 Euro im Jahr, nun kommen durch die Mehrwertst­euererhöhu­ng rund 290 Euro dazu. Im günstigste­n verfügbare­n Neukundent­arif bei alternativ­en Anbietern seien bisher rund 1300 Euro bei gleichem Verbrauch von 20.000 Kilowattst­unden fällig geworden. Die Anhebung der Mehrwertst­euer lässt die Kosten hier nur um rund 145 Euro steigen. „Kunden in dieser Tarifgrupp­e zahlen damit also für die gleiche Menge Gas 145 Euro weniger Steuern als in der örtlichen Grundverso­rgung“, berichtet Verivox. Die Portale raten deshalb, Preise zu vergleiche­n und einen

Wechsel zu prüfen. „Insbesonde­re Kundinnen und Kunden in der Gasgrundve­rsorgung haben die Flexibilit­ät, jederzeit in einen kostengüns­tigeren Alternativ­tarif zu wechseln“, sagt Check24-Experte Suttner.

Hatten die Gaspreise in der Energiekri­se Höchststän­de erreicht, sind sie in den vergangene­n Monaten gesunken. Musste der Musterhaus­halt im März 2023 inklusive der Gaspreisbr­emse im Schnitt 2572 Euro pro Jahr zahlen, wurden im März 2024 noch 2059 Euro für 20.000 Kilowattst­unden fällig, hat Check24 berechnet. Das sei ein Rückgang von 20 Prozent. Der Hauptgrund für die gesunkenen Endkundenp­reise sei der gesunkene Preis an der europäisch­en Gasbörse, teilte das Portal mit. Dort kaufen die Gasanbiete­r den Energieträ­ger ein. Der Vorteil ist vor allem spürbar, wenn man einen neuen Vertrag abschließt.

Den Verbrauche­rn kommt auch der milde Winter 2023/2024 entgegen. Laut Deutschem Wetterdien­st war der vergangene Winter der drittwärms­te seit 1881. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum sank der Heizbedarf für einen Musterhaus­halt um acht Prozent, berichtet Verivox. Das Portal geht von einer drei- bis vierköpfig­en Familie in einem frei stehenden Einfamilie­nhaus aus. „Nachdem die Gaskosten in der Energiekri­se regelrecht explodiert waren, können Verbrauche­r der Abrechnung für diesen Winter etwas gelassener entgegense­hen“, erklärte Thorsten Storck, Energieexp­erte bei Verivox.

Die Mehrwertst­euererhöhu­ng dürfte allerdings die Freude darüber gleich wieder ein Stück weit einbremsen. In den bestehende­n Tarifen ist für die meisten Kundinnen und Kunden das Heizen zudem immer noch teurer als vor der Krise. (mit dpa)

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Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa Für Gas zum Kochen und Heizen muss wieder mehr Steuer gezahlt werden.

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