Achtung, Wildunfälle!
Im Frühling regt sich vieles in der Natur, dazu wurde nun noch auf Sommerzeit umgestellt. Beides sorgt für eine erhöhte Gefahr. Tipps, damit nichts passiert – und Rat für den Fall, dass etwas passiert.
Berlin Das Vorstellen der Uhr auf die Sommerzeit in der Nacht zu Sonntag hat direkte Folgen. Ein Teil des morgendlichen Berufsverkehrs fällt für Wochen wieder in die Dämmerung. Damit steigt die Gefahr von Wildunfällen, so Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband (DJV). Für Rehe ist das etwa die aktivste Zeit. Aber auch Füchse, Waschbären, Feldhasen und Co. sind in der Morgendämmerung unterwegs und kreuzen dabei auch die Verkehrswege der Menschen. In der Abenddämmerung ist ebenfalls mit Wildwechsel zu rechnen. Am gefährlichsten ist die Zeit von 6 bis 8 Uhr und von 21 bis 23 Uhr.
Die Zeitumstellung erhöht zwar die Gefahr, ist aber nur ein Grund. Denn nach der winterlichen Fastenzeit gehen die Tiere aktuell ganz verstärkt auf Futtersuche. „Dabei wechseln sie quasi aus ihrem Schlafzimmer ins Esszimmer“, sagt Torsten Reinwald. Rehe etwa machen etwa vier bis sechs
Fresspausen am Tag und kreuzen bei der Futtersuche auch viele Straßen. Auch beginnen bei Rehböcken die Revierkämpfe. So passieren die meisten Unfälle pro Jahr im April und Mai. Das Risiko von Wildunfällen lässt sich verringern: • Fuß vom Gas Speziell in der Dämmerung und auf Straßen, die entlang von unübersichtlichen Waldund Feldrändern führen, sind erhöhte Wachsamkeit und reduziertes Tempo wichtig. Das gilt besonders dort, wo Schilder vor Wildwechsel warnen. Faustregel vom DJV: Mit Tempo 80 statt 100 durch den Wald: Damit verkürze sich der Bremsweg schon um 25 Meter.
• Auf neuen Strecken besonders wachsam sein Da, wo neue Straßen durch Wälder und an Waldrändern entlangführen, kann es besonders heikel werden. Denn die Tiere nutzen weiterhin ihre bislang gewohnten Routen.
• Nicht ausweichen Tauchen Tiere am Rand der Straße auf: Abblendlicht anstellen, hupen und bremsen – bei Bedarf voll bremsen aber nicht riskant ausweichen. Ein Aufprall mit dem Tier verläuft meist glimpflicher als ein misslungenes Ausweichmanöver. Das kann nämlich am Baum, im Graben oder im Gegenverkehr schlimmstenfalls tödlich enden.
• Mit Nachzüglern rechnen Immer auch mit weiteren rechnen, wenn bereits einzelne Tiere am Straßenrand auftauchen.
Wenn es trotz aller Vorsicht doch gekracht hat, gilt es, richtig zu reagieren:
• Unfallstelle sichern Warnblinker anschalten, die Warnweste überstreifen und das Warndreieck aufstellen – und immer die Polizei unter 110 anrufen. Gibt es Verletzte, die über den Notruf 112 melden und Erste Hilfe leisten. Die Polizei informiert auch den zuständigen Jäger.
• Tiere nicht direkt anfassen Tote Tiere zum Schutz vor Infektionen mit Krankheiten nur mit Handschuhen anfassen, aber Abstand halten zu lebenden Tieren. Die könnten austreten und so für Verletzungen sorgen.
• Tiere nicht mitnehmen Wild nie ins Auto laden, das gilt als Wilderei und ist strafbar. Das gilt auch für vermeintlich wohlmeinende Gründe,
etwa ein verletztes Tier zum Tierarzt bringen zu wollen.
• Geflohene Tiere melden Auch wenn das Tier entkommen ist, diesen Umstand ebenfalls melden, denn so kann ein Jäger das verletze Tier leichter finden.
• Unfall bescheinigen lassen Die Wildunfallbescheinigung von Jäger oder Polizei ausstellen lassen, um sie einer abgeschlossenen Teiloder Vollkaskoversicherung vorlegen zu können. Hilfreich kann dabei sein, Fotos vom Unfallort, dem Tier und dem Schaden machen und diesen nicht beseitigen lassen, bevor die Versicherung kontaktiert wurde.
Laut den aktuellen Zahlen des Deutschen Jagdverbandes sind bei rund jedem zweiten gemeldetem Wildunfall (48 Prozent) Rehe verwickelt. Füchse, Dachse, Marderhunde und Waschbären folgen mit 14 Prozent dahinter. Und auf dem dritten Platz liegen den Angaben zufolge Hasen und Kaninchen mit elf Prozent. (dpa)