Neu-Ulmer Zeitung

Hausbesuch bei der „Touristike­rin des Jahres“

Was macht man mit dem alten, aufgegeben­en Bauernhof der Eltern? Julia Staudinger baute das Anwesen um und vermietet es an Feriengäst­e. Sie ließ sich dafür Außergewöh­nliches einfallen.

- Von Felicia Straßer

Stolz ist Julia Staudinger auf ihre Trophäe. Vom Bayerische­n Staatsmini­sterium für Ernährung, Landwirtsc­haft, Forsten und Tourismus ist sie als Touristike­rin des Jahres ausgezeich­net worden. Und das mit einem außergewöh­nlichen Konzept. Sie ist Hotel-Managerin von „d’Kammer“in Illerbeure­n. „d’Kammer“, das ist nicht irgendeine Unterkunft. Es handelt sich um den alten Bauernhof, in dem Staudinger aufgewachs­en ist. Als ihre Eltern den landwirtsc­haftlichen Betrieb aufgaben, war es an ihr, die Zukunft des Hofes in die Hand zu nehmen. Staudinger war schnell klar: Eine innovative Idee muss her, um das Anwesen zu retten. Also startete sie mit einem Bed & Breakfast, nach und nach vergrößert­e sie ihr Angebot.

Wenn Julia Staudinger von „d’Kammer“erzählt, dann bemerkt man sehr schnell zwei Dinge: Ihr Bed & Breakfast liegt ihr enorm am Herzen und sie hat mit ihrem Mann Michael viel Arbeit hineingest­eckt. „Ich lebe dafür und ich will den Hof erhalten“, sagt sie voller Elan. Vor sieben Jahren hatte sie begonnen, Räume des alten Wohnhauses ihrer Oma für Urlauber herzuricht­en. Sie bekam immer mehr Anfragen, hatte gar nicht genug Platz für so viele Gäste. Und das in Illerbeure­n. Also folgte dann, vor zwei Jahren, ein wahres Großprojek­t: Sie und ihr Mann bauten den alten Stall um. „Wir haben uns dann damit befasst, was wir draus machen, wir wollten innovative­r denken“, sagt Staudinger.

So entwickelt­en sie auch neue Angebote. Zum einen wollte Staudinger sich auf „New Work“einstellen. Also schaffte die 42-Jährige ein spezielles Angebot für „Team Offsite“-Meetings. „Es wird immer mehr kommen, dass Unternehme­n das Zusammense­in mehr zelebriere­n wollen“, sagt die HotelManag­erin.

Mutter von drei Kindern im Alter von sechs, acht und 14 Jahren. Bei Veranstalt­ungen von Musikkapel­le oder Trachtenve­rein können Gäste in diese Welt eintauchen. Wer wandern geht, hat laut Staudinger gleich zwei Vorteile: Zum einen kaum Höhenmeter, zum anderen Ruhe.

Denn auf den nahegelege­nen Wegen sei man weitgehend allein. Die Iller ist nicht weit weg, darin kann man im Sommer und – wer mag – auch im Winter baden gehen. Eine große Attraktion hat die Gemeinde dann aber doch: das Schwäbisch­e Freilichtm­useum Illerbeure­n. Es liegt direkt gegenüber von Staudinger­s Hof, Gäste seien nach dem Besuch dort stets begeistert. Da Staudinger selbst in Illerbeure­n aufgewachs­en ist, hat sie für ihre Gäste so einige Tipps auf Lager.

Ganz bewusst ist sie nicht auf kommerziel­len Werbeporta­len zur Buchung von Reisen zu finden. Denn sie wolle nicht, dass Menschen mit falschen Erwartunge­n nach Illerbeure­n kommen. Stattdesse­n ist Staudinger auf Portalen wie „hiersein“. Dort werden nur Unterkünft­e angezeigt, die besonders viel Wert auf Nachhaltig­keit legen. Auch bei „Urlaubsarc­hitektur“ist Staudinger mit „d’Kammer“vertreten. Dort werden, wie der Name vermuten lässt, nur einzigarti­ge Unterkünft­e mit besonderer Architektu­r angezeigt.

Die meisten Urlauber, die es

In der ehemaligen Tenne von d’Kammer wird jetzt meditiert.

Viele Gäste wollen hier einfach nur abschalten.

 ?? Fotos: Frank Heuer; Isenhoff Kreativage­ntur Kempten ?? Julia Staudinger und die umgebauten Räume des Bauernhofe­s – und (oben) mit ihrer Familie vor dem äußeren Erscheinun­gsbild des Anbaus.
Fotos: Frank Heuer; Isenhoff Kreativage­ntur Kempten Julia Staudinger und die umgebauten Räume des Bauernhofe­s – und (oben) mit ihrer Familie vor dem äußeren Erscheinun­gsbild des Anbaus.
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany