Wann lösen Bayer und Bayern die Rechnung?
Soll ja mal Zeiten gegeben haben, in denen der Osterhase in München nicht nur Schokoladiges ins Nestchen gelegt hat, sondern zugleich glänzende Silberware. Eintönig wie ein Haufen brauner Eier gestaltete sich der Titelkampf. Fraglich war nicht ob, sondern wann der FC Bayern München den Titel in der Fußball-Bundesliga gewinnt. Nach der Last-MinuteMeisterschaft im vergangenen Sommer, so die Überzeugung, würden die Bayern in dieser Runde den Belehrten geben. Würden investieren und dominanter als je zuvor auftreten. Seit vergangenem Wochenende ist klar: Diese Rechnung der Bayern-Bosse geht nicht auf.
Bislang konnten sich Stochastiker auf Wiederkehr und Wahrscheinlichkeiten verlassen. Wie sie die Zahlen drehten und tauschten, welche Formel sie auch anwendeten: Bayer Leverkusen = Meister lautete nie das Ergebnis. Schnödes Ausschlussverfahren genügte.
Nun allerdings kratzen sich Mathematiker verwundert den Kopf, in den nächsten Wochen wird ihnen eine Textaufgabe wiederholt gestellt werden: X Punkte sind noch zu vergeben, Y Punkte Vorsprung hat Leverkusen auf München. Sollte Leverkusen A:B spielen und zugleich München C:D, wann wäre Leverkusen dann Meister?
Einzig ans Zahlenwerk können sich die Bayern und deren Trainer Thomas Tuchel noch klammern, können von „rechnerisch möglich“parlieren. Statistisch wahrscheinlicher hingegen: Bayern patzt weiter und Bayer feiert früher. Eine Null und eine Zwei gegen Borussia Dortmund dokumentieren den nächsten Tiefpunkt. Trainer Tuchel muss stets mit Bruch im Spiel rechnen.
Weitere Zahlen: In der Rückrundentabelle steht der FC Augsburg (4. Platz/18 Punkte) vor dem FC Bayern (6./16). Der VfL Wolfsburg holte 2009 elf Punkte auf und krönte die größte Aufholjagd in der Bundesligageschichte mit der Meisterschaft, diese Bayern (60 Punkte) müssen hingegen Platz zwei vor dem VfB Stuttgart (57) verteidigen.
Zumal Leverkusens Trainer Xabi Alonso chronisches Versagen dick durchgestrichen hat, sobald nur noch das Ergebnis zählt. Stattdessen: kein Minus und viel Plus. Ob Meisterschaft, Pokal oder Europa League – in der Schlussphase verstellt Leverkusen die Anzeigetafel. 23 Pflichtspieltore erzielte Bayer in den letzten zehn Spielminuten, acht davon in der Nachspielzeit. Und: bislang null Niederlagen in der Bundesliga. Wahrscheinlich bleibt das so bis zum Saisonende. (Foto: Reichwein, dpa)