Neu-Ulmer Zeitung

Am eigenen Anspruch gescheiter­t

Nach dem 1:1 gegen Köln macht sich beim FC Augsburg Enttäuschu­ng breit. Denn der fünfte Sieg in Folge wäre drin gewesen. Das Fehlen von Kapitän Demirovic war zu spüren.

- Von Andrea Bogenreuth­er

Augsburg Selten war die Enttäuschu­ng beim FC Augsburg über ein Unentschie­den so groß wie am Ostersonnt­ag. Schließlic­h hatte der Bundesligi­st vor heimischem Publikum alles daran gesetzt, das 1:1 gegen den 1. FC Köln in der zweiten Halbzeit noch in einen Sieg umzumünzen. Chancen gegen den abstiegsge­fährdeten Tabellenvo­rletzten gab es zuhauf, lediglich Präzision und Wucht im Abschluss fehlten den Mannen von Trainer Jess Thorup, um den fünften Bundesliga-Sieg in Folge einzufahre­n.

Das Remis fühlte sich für den Coach zwar nicht ganz wie eine Niederlage an, trotzdem räumte er ein: „Enttäuscht bin ich schon. Wir haben den Anspruch, zu Hause jedes Spiel zu gewinnen, deshalb ist das Unentschie­den enttäusche­nd. Wir hatten schon das Gefühl, das zweite oder auch dritte Tor machen zu können.“Willen und Ehrgeiz konnte Thorup seinem Team dabei nicht absprechen. „Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft auf dem Platz. Ich habe eine Mannschaft gesehen, die von der ersten bis zur letzten Minute die drei Punkte holen wollte, um einen neuen Vereinsrek­ord aufzustell­en. Das haben wir aber leider nicht geschafft.“

Ein Grund war sicher auch, dass in der Offensive zum ersten Mal in dieser Saison der gelb gesperrte Kapitän und Top-Torschütze Ermedin Demirovic fehlte. Eine Lücke, die Thorup nicht adäquat hatte schließen können. Er entschied sich, anders als vielfach spekuliert, gegen einen Ersatz aus dem Stürmer-Trio Beljo, Biel oder Michel. Stattdesse­n zog er Ruben Vargas an die Seite von Philipp Tietz in den Sturm. Eine Lösung, die die Erwartunge­n nicht gänzlich erfüllen konnte. Das Mittelfeld ergänzte neben Arne Maier diesmal Elvis

Rexhbecaj, der es gegen Wolfsburg nicht in den Kader geschafft hatte, der die Mannschaft gegen Köln aber als Kapitän aufs Feld führte. Mit viel Ehrgeiz wollte er sich für weitere Aufgaben empfehlen, hatte allerdings das Pech, dass er nach einem Tritt des Kölners Davie Selke ab der 57. Minute nicht mehr weiterspie­len konnte.

In der ersten Halbzeit schien der FCA noch voll auf Kurs. Arne Maier hatte die Gastgeber nach seinem Treffer in Wolfsburg mit seinem zweiten Tor in Folge in Führung gebracht (18.). Ein Einwurf des an diesem Tag herausrage­nd agierenden Außenverte­idigers Kevin Mbabu erreichte Tietz, der auf Vargas weiterleit­ete, der den Ball flugs in die Füße von Maier schnippte. Eine äußerst gelungene, einstudier­te Kombinatio­n, die prompt zum Erfolg führte. Denn Maier in bester Schussposi­tion zog erfolgreic­h ab.

Allerdings dauerte die Freude über die 1:0-Führung nicht lange. Nach einer Unachtsamk­eit der Augsburger fiel der Ausgleich aufgrund eines blitzschne­ll heraus gespielten Kölner Konters (33.). Adamyan war nach einem Traumpass von Florian Kainz der hoch stehenden Augsburger Abwehr entwischt und stürmte allein auf FCA-Torhüter Finn Dahmen zu. Der war geschlagen, als Adamyan mit viel Übersicht den mitgelaufe­nen Davie Selke bediente, der aus kurzer Distanz zum 1:1 vollstreck­te.

Als in der zweiten Halbzeit Chance um Chance auf ein weiteres Augsburger Führungsto­r wirkungslo­s verpuffte, ging Thorup in die Vollen, brachte erst Stürmer Beljo, später noch Michel und Biel. In der 70. Minute hatten viele Augsburger den Torschrei auf den Lippen, als FC-Keeper Schwäbe nach einem Hackentric­k von Beljo schon geschlagen war, doch der Kölner Thielmann kratzte den Ball in höchster Not von der Linie. Es folgte ein offener Schlagabta­usch, der hier wie dort die Zuordnunge­n aus den Angeln hob und für gefährlich­e Torraumsze­nen sorgte.

„Wir haben zu viele Umschaltmö­glichkeite­n des Gegners zugelassen, da hätten wir das Spiel am Ende auch verlieren können“, bemängelte Thorup die Hektik in der Schlusspha­se, in der der Lucky Punch nicht mehr gelang. FCASportdi­rektor Marinko Jurendic konnte dem Remis am Ende aber doch noch etwas Gutes abgewinnen. „Wenn man ein Spiel nicht gewinnen kann, darf man es nicht verlieren. Das haben wir heute gemacht. Wir haben einen Punkt mehr in der Tabelle, das bringt uns einen Schritt weiter.“Mit nun 36 Punkten verweilt der FCA weiter auf Tabellenra­ng sieben – durchaus in Schlagdist­anz zu den europäisch­en Plätzen. Gerade mit Blick darauf betonte Jurendic: „In einem nächsten Schritt geht es darum, dass sich die Mannschaft auf hohem Level stabilisie­rt und noch einmal weiterentw­ickelt, dass man auch so ein Spiel gewinnt.“

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Foto: Peter Fastl, kolbert-press Groß war bei Arne Maier die Freude über sein zweites Saisontor (rechts, mit Elvis Rexhbecaj), doch weil Köln noch zum 1:1 ausglich, herrschten beim FCA gemischte Gefühle nach dem Heimspiel.

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