Am eigenen Anspruch gescheitert
Nach dem 1:1 gegen Köln macht sich beim FC Augsburg Enttäuschung breit. Denn der fünfte Sieg in Folge wäre drin gewesen. Das Fehlen von Kapitän Demirovic war zu spüren.
Augsburg Selten war die Enttäuschung beim FC Augsburg über ein Unentschieden so groß wie am Ostersonntag. Schließlich hatte der Bundesligist vor heimischem Publikum alles daran gesetzt, das 1:1 gegen den 1. FC Köln in der zweiten Halbzeit noch in einen Sieg umzumünzen. Chancen gegen den abstiegsgefährdeten Tabellenvorletzten gab es zuhauf, lediglich Präzision und Wucht im Abschluss fehlten den Mannen von Trainer Jess Thorup, um den fünften Bundesliga-Sieg in Folge einzufahren.
Das Remis fühlte sich für den Coach zwar nicht ganz wie eine Niederlage an, trotzdem räumte er ein: „Enttäuscht bin ich schon. Wir haben den Anspruch, zu Hause jedes Spiel zu gewinnen, deshalb ist das Unentschieden enttäuschend. Wir hatten schon das Gefühl, das zweite oder auch dritte Tor machen zu können.“Willen und Ehrgeiz konnte Thorup seinem Team dabei nicht absprechen. „Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft auf dem Platz. Ich habe eine Mannschaft gesehen, die von der ersten bis zur letzten Minute die drei Punkte holen wollte, um einen neuen Vereinsrekord aufzustellen. Das haben wir aber leider nicht geschafft.“
Ein Grund war sicher auch, dass in der Offensive zum ersten Mal in dieser Saison der gelb gesperrte Kapitän und Top-Torschütze Ermedin Demirovic fehlte. Eine Lücke, die Thorup nicht adäquat hatte schließen können. Er entschied sich, anders als vielfach spekuliert, gegen einen Ersatz aus dem Stürmer-Trio Beljo, Biel oder Michel. Stattdessen zog er Ruben Vargas an die Seite von Philipp Tietz in den Sturm. Eine Lösung, die die Erwartungen nicht gänzlich erfüllen konnte. Das Mittelfeld ergänzte neben Arne Maier diesmal Elvis
Rexhbecaj, der es gegen Wolfsburg nicht in den Kader geschafft hatte, der die Mannschaft gegen Köln aber als Kapitän aufs Feld führte. Mit viel Ehrgeiz wollte er sich für weitere Aufgaben empfehlen, hatte allerdings das Pech, dass er nach einem Tritt des Kölners Davie Selke ab der 57. Minute nicht mehr weiterspielen konnte.
In der ersten Halbzeit schien der FCA noch voll auf Kurs. Arne Maier hatte die Gastgeber nach seinem Treffer in Wolfsburg mit seinem zweiten Tor in Folge in Führung gebracht (18.). Ein Einwurf des an diesem Tag herausragend agierenden Außenverteidigers Kevin Mbabu erreichte Tietz, der auf Vargas weiterleitete, der den Ball flugs in die Füße von Maier schnippte. Eine äußerst gelungene, einstudierte Kombination, die prompt zum Erfolg führte. Denn Maier in bester Schussposition zog erfolgreich ab.
Allerdings dauerte die Freude über die 1:0-Führung nicht lange. Nach einer Unachtsamkeit der Augsburger fiel der Ausgleich aufgrund eines blitzschnell heraus gespielten Kölner Konters (33.). Adamyan war nach einem Traumpass von Florian Kainz der hoch stehenden Augsburger Abwehr entwischt und stürmte allein auf FCA-Torhüter Finn Dahmen zu. Der war geschlagen, als Adamyan mit viel Übersicht den mitgelaufenen Davie Selke bediente, der aus kurzer Distanz zum 1:1 vollstreckte.
Als in der zweiten Halbzeit Chance um Chance auf ein weiteres Augsburger Führungstor wirkungslos verpuffte, ging Thorup in die Vollen, brachte erst Stürmer Beljo, später noch Michel und Biel. In der 70. Minute hatten viele Augsburger den Torschrei auf den Lippen, als FC-Keeper Schwäbe nach einem Hackentrick von Beljo schon geschlagen war, doch der Kölner Thielmann kratzte den Ball in höchster Not von der Linie. Es folgte ein offener Schlagabtausch, der hier wie dort die Zuordnungen aus den Angeln hob und für gefährliche Torraumszenen sorgte.
„Wir haben zu viele Umschaltmöglichkeiten des Gegners zugelassen, da hätten wir das Spiel am Ende auch verlieren können“, bemängelte Thorup die Hektik in der Schlussphase, in der der Lucky Punch nicht mehr gelang. FCASportdirektor Marinko Jurendic konnte dem Remis am Ende aber doch noch etwas Gutes abgewinnen. „Wenn man ein Spiel nicht gewinnen kann, darf man es nicht verlieren. Das haben wir heute gemacht. Wir haben einen Punkt mehr in der Tabelle, das bringt uns einen Schritt weiter.“Mit nun 36 Punkten verweilt der FCA weiter auf Tabellenrang sieben – durchaus in Schlagdistanz zu den europäischen Plätzen. Gerade mit Blick darauf betonte Jurendic: „In einem nächsten Schritt geht es darum, dass sich die Mannschaft auf hohem Level stabilisiert und noch einmal weiterentwickelt, dass man auch so ein Spiel gewinnt.“