In der Ulmer Fußgängerzone tut sich was
Das erste Puzzlestück der „Midstad Ulm“in und um den aufgestockten P&C in der Bahnhofstraße ist eingefügt. Und ein paar Meter weiter bereitet die Telekom ihren neuen „Flagship-Store“vor.
Ulm Die Klinker an der Fassade sind weiß gestrichen und der erste neue Mieter ist in der Einzelhandelsimmobilie in der Bahnhofstraße 8 eingezogen. Aber nur im Erdgeschoss. In den neuen, oberen Stockwerken werden erst die Fenster eingesetzt.
Grob ist der Umbau samt der Erweiterung um drei zusätzliche Büroetagen auf dem Bestandsgebäude abgeschlossen: Das Gebäude erstreckt sich nun über sieben Etagen und bietet insgesamt knapp 12.500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Einige wenige Quadratmeter davon im Erdgeschoss werden seit Kurzem von einem neuen Ladengeschäft belegt: Calzedonia, der italienische Spezialist für Strumpfwaren sowie Bademode, hat hier jüngst ein Geschäft eröffnet. Eine weitere neue Ladenfläche ist ebenfalls innerhalb der Peek-&-Cloppenburg-Filiale in der Mühlengasse neu entstanden. Hier läuft noch der Ausbau.
Im Einzelhandel liegt aber nicht das Hauptaugenmerk des Umbaus der unter dem Namen „Midstad Ulm“vermarktet wird. Unter dem Namen Midstad hat der Textilhändler bereits in Karlsruhe, Frankfurt und Mannheim Immobilien mit ganz ähnlicher Gemengelage umgewandelt. Das erklärte Ziel des Immobilienunternehmens dahinter, der Düsseldorfer James Cloppenburg Real Estate Holding, ist die Schaffung multifunktionaler Gebäude, die Raum für vielseitige und flexible Nutzungen bieten und gleichzeitig die Attraktivität der Innenstädte steigern.
Die Universität Ulm wird zu einem der neuen Hauptmieter. Ab dem zweiten Quartal 2024 wird sie auf knapp 2500 Quadratmetern Bürofläche in den vierten und fünften Etagen des Gebäudes die Psychotherapeutische Hochschulambulanz betreiben. Ein Umzug ist nach Informationen der Einrichtung für Anfang August dieses Jahres geplant.
Gleichzeitig wird die Firma Plasmavita mit knapp 900 Quadratmetern in die dritte Etage einziehen und dort ein medizinisches Plasmaspendezentrum betreiben. Ein Eröffnungstermin steht offenbar nicht fest.
Ganz im Gegensatz zum zweiten derzeit laufenden Großprojekt in der Ulmer Fußgängerzone: dem Umbau der Ex-S.Oliver-Immobilie am Übergang von der Hirsch- zur Bahnhofstraße. Das Eröffnungsdatum
ist bereits plakatiert: Am Freitag, 10. Mai, soll die neue Telekom-Niederlassung eröffnen. „Wir sind mit dem Umbau im Zeitplan“, sagt Georg von Wagner, TelekomPressesprecher auf Anfrage.
Der Shop werde viele Details aus dem kürzlich eröffneten Flagshipstore in Hamburg enthalten. Das Ziel dahinter ist ambitioniert. „Wir wollen im neuen Ulmer Shop unsere Kunden zu Fans machen.“Daher sei es besonders wichtig, dass die Kundschaft sich wohlfühle. „Kunden, die auf einen Termin warten, können bei uns im Shop arbeiten oder auch einfach nur die gute Atmosphäre genießen.“Das heißt: In einer „Magenta-Zuhause-Lounge“zeigt die Telekom die neuesten Technologien für Heimvernetzung, Smarthome und MagentaTV. An der Reparatur-Bar werde das Smartphone instandgesetzt und eine Kaffee-Bar lade zum Verweilen ein. Während Eltern beraten werden, können Kinder in den eigens eingerichteten Kids-Ecken spielen. In der Gestaltung der Fläche werde Wert auf Regionalität gelegt. Viele Wahrzeichen der Stadt sollen sich so im Interieur des Shops wiederfinden.
Die dritte große Baustelle in der Ulmer Fußgängerzone ist nur eine juristische: Galeria Kaufhof hatte Anfang Januar die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren eingereicht. Für die insolvente Warenhauskette sind offenbar vier verbindliche Kaufangebote eingegangen. Mit zwei Interessenten wolle das Unternehmen nun über einen Kauf verhandeln, das teilte der vorläufige Insolvenzverwalter, Stefan Denkhaus, am Dienstag mit. Die 100 verbliebenen Beschäftigten in Ulm dürften das mit Interesse verfolgen. Joachim Will, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Ecostra und Autor mehrerer Studien und Marktberichte im Bereich Einzelhandel, hatte sich jüngst gegenüber unserer Redaktion zuversichtlich geäußert, dass dieser etablierte Standort als Einzelhändler auch in Zukunft Bestand habe.
Ein vierter Part kommender Neuerungen spielt sich in der Hirschstraße 1 ab. Bis zur Pleite verkaufte das Textil-Unternehmen Hallhuber im ehemaligen Hettlage-Gebäude neben dem Textil-Riesen H&M Kleidung. Beide Geschäfte am Beginn der Ulmer Fußgängerzone stehen leer.
Wer in das Doppel-Gebäude, das sich im Besitz einer bekannten Ulmer Juwelier-Familie befindet, einzieht, ist auch bei der Ulmer City-Marketing unbekannt. Auf den gängigen Immobilienportalen sind die Flächen nicht zu finden, der Grund liegt auf der Hand: In derartiger 1-a-Lage gegenüber dem Münster dürften die Interessenten Schlange stehen.