Neu-Ulmer Zeitung

In letzter Sekunde

Der SSV Ulm 1846 Fußball macht nicht sein bestes Spiel, holt gegen Erzgebirge Aue trotzdem einen Punkt. Stürmer Thomas Kastanaras trifft in der 94. Spielminut­e zum 2:2.

- Von Stephan Schöttl

Ulm Der absolute Wille hat am Ende so manche spielerisc­he Schwäche ausgeglich­en. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der FC Erzgebirge Aue sah beim SSV Ulm 1846 Fußball wie der sichere Sieger aus, doch die Spatzen kämpften bis zur letzten Sekunde leidenscha­ftlich – und wurden mit dem Ausgleichs­treffer in der 94. Minute belohnt. Nach dem 2:2 ist der Aufsteiger zwar die Tabellenfü­hrung in der 3. Liga los, bleibt im Jahr 2024 aber ungeschlag­en. Trainer Thomas Wörle sagte nach dem Spiel: „Wir haben uns diesen Ausgleich verdient, weil wir viel investiert haben.“Aber der Reihe nach.

Die Gäste aus Aue machten es zu Beginn richtig gut. Sie versuchten, den SSV mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, störten die Hausherren im Spielaufba­u früh und setzten sie pausenlos unter Druck. Das schmeckte den Ulmern nicht. Sie hatten große Probleme, sich aus der Umklammeru­ng zu befreien, konnten erst in der 17. Minute ihren ersten gefährlich­en Torabschlu­ss zu verzeichne­n. Einen Schuss von Dennis Chessa konnte Aues Schlussman­n Martin Männel nur nach vorn abklatsche­n, Felix Higl brachte beim Nachschuss nicht mehr genügend Druck hinter den Ball. Nach gut einer halben Stunde waren die Spatzen besser im Spiel, nach 40 Minuten gingen sie durch Max Brandt sogar in Führung. Nach einem Freistoß hatte er entschloss­en nachgesetz­t.

Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, wenn Dennis Chessa seine Großchance direkt nach Wiederanpf­iff verwertet hätte. Die Direktabna­hme nach einem Zauberpass von Leo Scienza lenkte Männel aber mit den Fingerspit­zen zur Ecke. So blieb es eng und Aue schlug zurück. Auf engstem Raum schafften es die Gäste, vor dem Ulmer Gehäuse zu kombiniere­n, Tim Danhof hatte aus kurzer Distanz keine Mühe mehr, den Ball zum 1:1 (50.) über die Linie zu schieben. Er beendete damit eine beeindruck­ende Serie des SSV, der bis zu diesem Zeitpunkt 565 Spielminut­en lang keinen Gegentreff­er kassiert hatte. Dieses Mal hatte man es kommen sehen. Denn der SSV war in dieser Phase des Spiels defensiv ziemlich von der Rolle. Schon im Spielaufba­u schlichen sich Fehlpässe ein, leichtsinn­ige Aktionen führten zu Ballverlus­ten. Wörle sagte: „Wir haben das Spiel aus der Hand gegeben, weil es der Gegner schon auch gut gemacht hat.“

Gleich dreimal hatten die Gastgeber im weiteren Verlauf riesiges

Glück: Erst schoss Aues Marvin Stefaniak völlig frei zwei Meter vor dem Tor mindestens genauso weit drüber, dann fischte Christian Ortag eine misslungen­e Abwehrakti­on seines Mitspieler­s Philipp Strompf aus dem Winkel und schließlic­h rettete die Latte bei einem Kopfball der Gäste. Beim 1:2 (88.) durch Marvin Bär war die Ulmer Abwehr aber machtlos. Wieder war ein einfacher Ballverlus­t nach eigenem Einwurf vorausgega­ngen. Doch die Wörle-Elf gab sich nicht geschlagen, kämpfte für den Bestand ihrer Erfolgsser­ie. Thomas Kastanaras schließlic­h stand bei der letzten Aktion des Spiels genau da, wo ein Mittelstür­mer eben stehen muss, verwertete einen Pass, der von Lamar Yarbrough schon fast verzweifel­t einfach vors Tor getreten wurde. „Glück und Wille – da war von beidem was dabei“, meinte der Coach.

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Foto: Horst Hörger Die Spatzen zeigen als Aufsteiger der Konkurrenz in der 3. Liga – so wie hier Torschütze Max Brandt – weiter eine lange Nase.

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