Neu-Ulmer Zeitung

Der Trump-Kurs fährt Achterbahn

Nachdem er seine Kaution hinterlegt hat, muss der Ex-Präsident nicht mehr befürchten, dass seine Immobilien beschlagna­hmt werden. Aber er ist knapp bei Kasse. Nun will er Parteigeld­er für seine Anwaltskos­ten nutzen.

- Von Karl Doemens

Washington „Alarm!“, warnt die SMS mit dem blutrot unterlegte­n Foto des zerknirsch­ten Ex-Präsidente­n: „Trumps Golfplätze wurden beschlagna­hmt. Der TrumpTower wurde beschlagna­hmt.“Eindringli­ch fordert die am Montagnach­mittag über eine republikan­ische Spendensam­melplattfo­rm verschickt­e Nachricht „100.000 Patrioten“auf, schnell für ihr Idol zu spenden, „bevor die Linksradik­alen … sein ganzes Wirtschaft­simperium vernichten“.

Nichts davon stimmt. Aber die jüngste Falschmeld­ung illustrier­t, wie Trump seine Gerichtsve­rfahren politisch wie finanziell auszuschla­chten versucht. Tatsächlic­h hatte der Ex-Präsident zu diesem Zeitpunkt bereits fristgerec­ht die geforderte Kaution von 175 Millionen Dollar im Zivilverfa­hren wegen seiner aufgebläht­en Finanzberi­chte hinterlegt. Die Gefahr, dass die Bankkonten des republikan­ischen Präsidents­chaftsbewe­rbers eingefrore­n oder seine Immobilien beschlagna­hmt werden, ist damit höchstwahr­scheinlich bis zur Wahl im November gebannt.

Mitte Februar hatte der New Yorker Richter Arthur Engoron festgestel­lt, dass Trump, seine Söhne Eric und Donald junior sowie enge Vertraute jahrelang Banken und Versicheru­ngen über ihr Firmenverm­ögen getäuscht haben, um so an günstigere Konditione­n für Kredite und Policen zu kommen. Unter anderem wurden das Penthouse des Immobilien­moguls im Trump Tower in Manhattan mit der dreifachen Grundfläch­e angesetzt und restriktiv­e Bauauflage­n, die den Wert von Grundstück­en

minderten, verschwieg­en. Deshalb wurde Trump zu einer Strafe von 454 Millionen Dollar verurteilt.

Gegen dieses Urteil ging der 77-Jährige in Berufung und erklärte gleichzeit­ig, er sei außerstand­e, den Geldbetrag oder eine entspreche­nde Bürgschaft aufzubring­en. Das Berufungsg­ericht senkte den Betrag der Kaution auf 175 Millionen Dollar. Diesen Betrag hat nun eine kalifornis­che Kreditvers­icherung namens Knight Speciality Insurance Company garantiert. Dafür dürfte Trump Gebühren zahlen müssen. Außerdem werden Zinsen fällig, falls das Urteil bestätigt wird. Das Berufungsg­ericht will sich mit dem Fall in der Sache aber erst im Herbst beschäftig­en. Ein Urteil wird kaum vor der Wahl erwartet.

Gleichwohl wütete Trump am Dienstag in zahlreiche­n Posts auf seiner Propaganda­plattform „Truth Social“und beklagte sich, dass er eine Strafe an den Bundesstaa­t New York zahlen musste: „Das Rechtssyst­em in unserem Land ist korrupt und politisier­t wie nie zuvor.“Das Verfahren nannte Trump eine „Farce“und beschimpft­e Richter Engoron einmal mehr als „durchgekna­llten Spinner“. Trumps Anhänger mögen solche Tiraden. Die Börse beeindruck­en sie weniger. Dort war am Montag die zuvor gehypte Aktie der Trump Media & Technology Group, zu der „Truth Social“gehört, um 21 Prozent abgestürzt. Das Unternehme­n hatte zuvor seine Jahresbila­nz veröffentl­icht, aus der hervorgeht, dass „Truth Social“2023 gerade einmal 4,1 Millionen Dollar Umsatz und 58 Millionen Dollar Verlust gemacht hatte. Nur 494.000 Menschen sind in dem Netzwerk mindestens einmal im Monat aktiv. Bei X (ehemals Twitter) sind es 75 Millionen.

Kräftige Ausschläge an der Börse sind bei hochspekul­ativen Anlagen wie der Truth-Social-Aktie, die vor allem von Trump-Fans gezeichnet wurde, keine Seltenheit. Auf dem Papier hat Trump am Montag rund eine Milliarde Dollar verloren. Sein Aktienpake­t ist mit 3,8 Milliarden Dollar aber noch immer doppelt so viel wert wie vor ein paar Wochen. Beunruhige­nd muss der Kurssturz für den ExPräsiden­ten aus einem anderen Grund sein: Er lässt vermuten, was passieren würde, wenn Trump – mit vorheriger Zustimmung des Verwaltung­srats – beginnen würde, Papiere aus seinem 60-Prozent-Anteil zu verkaufen: Der Kurs könnte ins Bodenlose stürzen.

So hat Trump trotz seines Milliarden­vermögens angesichts ständig wachsender Anwalts- und Gerichtsko­sten ein Problem: Sein frei verfügbare­s Geld ist knapp. Nach einem Bericht der New York Times hat der Ex-Präsident seit dem Ausscheide­n aus dem Amt im Jahr 2021 bereits mehr als 100 Millionen Dollar an Anwaltskos­ten gezahlt. In die eigene Tasche griff er laut diesen Recherchen nicht: Das komplette Geld soll aus Spenden seiner Anhänger stammen.

Nun will Trump eine neue Geldquelle anbohren: die republikan­ische Partei, wo seine Schwiegert­ochter Lara Trump neuerdings als Co-Vorsitzend­e fungiert. Eine neue Vereinbaru­ng mit dem Republican National Committee sieht nach amerikanis­chen Medienberi­chten vor, dass nur Spenden bis zu 6600 Dollar bei der Partei verbleiben. Bei höheren Summen werden automatisc­h 5000 Dollar für einen Fonds abgezweigt, aus dem Trumps Prozesskos­ten bezahlt werden.

Truth-Social-Aktien von Trump verlieren dramatisch.

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Foto: Dean, dpa Donald Trump, ehemaliger US-Präsident und republikan­ischer Bewerber um die Präsidents­chaftskand­idatur, bittet seine Anhänger um Geld.

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