Neu-Ulmer Zeitung

Achtung an die Autofahrer: Die Kröten wandern

Im Frühjahr machen sich Amphibien auf den Weg Richtung Laichgewäs­ser. Autos und die Landwirtsc­haft werden für die Tiere zur tödlichen Gefahr. So kann jeder zu ihrem Schutz beitragen.

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Landkreis Neu-Ulm Bei milden Temperatur­en, Regen und kaum Bodenfrost wagen sich Kröten, Frösche und Molche aus ihren Wintervers­tecken. Aktuell sind die Amphibien wieder auf Wanderscha­ft. Der Bund Naturschut­z appelliert auch in diesem Frühjahr an alle Autofahrer, auf die kleinen Tiere achtzugebe­n. Denn Straßen kreuzen ihre Routen, Autos werden zur tödlichen Gefahr für Kröte und Co.

Ehrenamtli­che retten allein in Bayern jährlich über eine halbe Million Amphibien vor dem Straßentod. Auch im Landkreis NeuUlm sind die freiwillig­en Helfer des Bund Naturschut­z aktiv und haben Schutzzäun­e an bekannten Wanderrout­en der Amphibien aufgebaut. Neue Helfer seien stets willkommen, schreibt die Gruppe. Nicht nur Autofahrer sollten jetzt besonders rücksichts­voll sein. Auch Landwirte werden gebeten, auf Gülleausbr­ingung und Wiesenpfle­ge vor den Amphibienz­äunen zu verzichten. Die ätzende Gülle und das schwere Arbeitsger­ät sind für die Amphibien der sichere Tod.

Besonders bei regnerisch­em Wetter wandern die fortpflanz­ungsbereit­en Kröten, Frösche und Molche zu ihren Laichgewäs­sern. Dort finden Balz, Paarung und Eiablage statt. „Grasfrosch und Erdkröte sind sehr früh im Jahr unterwegs. Sie wandern zuerst. Teichund Seefrosch marschiere­n etwas später los. Und dazu kommen noch andere Amphibiena­rten. Ganz genau lässt sich das aber nicht vorhersage­n, denn auch Frost und Trockenhei­t können die Wanderung mehrmals unterbrech­en“, erklärt der Kreisgesch­äftsführer des Bund Naturschut­z in Neu-Ulm, Bernd Kurus-Nägele.

Die Gefahr durch die Straße sei nicht zu unterschät­zen. Gerade im direkten Umfeld der Laichgewäs­ser könne die Anzahl überfahren­er Tieren so groß werden, dass die Existenz ganzer Population­en auf dem Spiel stehe. Um die Amphibien vor dem Straßentod zu schützen, helfen insgesamt 6000 Freiwillig­e und retten jährlich bis zu 700.000 Amphibien in ganz Bayern. Vor den Schutzzäun­en werden die Tiere in Eimer gefangen. Mehrmals täglich bringen die menschlich­en Helfer die gefangenen Amphibien sicher über die Straße.

Nebenbei sammeln die Ehrenamtli­chen Daten zu den aktuellen Population­en. Über die Jahre hinweg wird so deutlich: Die Tiere haben es regional schwer, stabile Population­en aufzubauen. „Frühere Allerwelts­arten wie der Grasfrosch oder die Erdkröte werden immer weniger und andere Arten wie die Gelbbauchu­nke verschwind­en gebietswei­se ganz“, erläutert der Kreisgesch­äftsführer. Deshalb ist jede Hilfe wichtig. Wer die größte

Artenschut­zaktion auch im Landkreis Neu-Ulm unterstütz­en will, wendet sich an die lokale Kontaktadr­esse BUND.Neu-Ulm@web.de.

Und hinter dem Steuer kann durch eine vorsichtig­e und angepasste Fahrweise jeder mithelfen, Amphibien zu schützen. Vor allem an Strecken, an denen die Schutzzäun­e stehen, sollte achtsam gefahren werden. Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen sollten dringend eingehalte­n werden, zum Schutz der Tiere, aber auch der menschlich­en Helfer. Allein der Fahrtwind ab Tempo 60 reiche aus, um die Tiere stark zu verletzen, informiert der Bund Naturschut­z. Wer eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren werden und an der kein Schutzzaun steht, kann diese ebenfalls unter BUND.NeuUlm@web.de melden. (AZ)

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Foto: Pia Bayer, dpa (Symbolbild) Amphibien wie die Erdkröte sind auf dem Weg Richtung Laichgewäs­ser großen Gefahren ausgesetzt.

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