Neu-Ulmer Zeitung

So geht es bei Gummi-Welz weiter

Betriebsbe­sichtigung in ungewisser Situation: OB Katrin Albsteiger entscheide­t sich im Neu-Ulmer Werk, das zum Verkauf steht, für die optimistis­che Sicht.

- Von Thomas Vogel

seiner Führung sei 1968 „durch den Zusammensc­hluss zahlreiche­r selbststän­diger südwestdeu­tscher Heimatzeit­ungen die damals größte Zeitungsko­operation auf lokaler und regionaler Ebene“entstanden. 1974 sei dann der Zusammensc­hluss der Südwest Presse mit der NWZ Neue Württember­gische Zeitung zur Neuen Pressegese­llschaft (NPG) erfolgt. Ebner war bis 1982 Geschäftsf­ührer der NPG und blieb bis 2018 Beiratsvor­sitzender. Zur NPG gehört heute unter anderem auch die Lausitzer Rundschau.

Zudem war Ebner den Angaben zufolge Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Stuttgarte­r Südwestdeu­tschen Medien Holding SWMH sowie Mitglied des Herausgebe­rrates der Süddeutsch­en Zeitung. (dpa, Foto: Lars Schwerdtfe­ger, dpa)

Neu-Ulm Beim Traditions­betrieb Gummi-Welz sind die Verkaufsge­spräche angelaufen. Der Betriebsra­t sieht in einem geordneten Übergang „eine Chance für die Zukunft“. In der Belegschaf­t laufen Fortbildun­gen, um sie möglichst gut darauf vorzuberei­ten. So ist die Situation, wie Neu-Ulmer Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU) sie bei ihrem Betriebsbe­such vorfand. Ein Schwebezus­tand, auf den sie sich selbst erst einmal einen Reim machen musste. Schlussend­lich überwog bei ihr die positive Sicht: „Es ist auch eine Chance.“Dann nämlich, wenn eine „zukunftssi­chere Nutzung“gefunden und damit „langfristi­ge Stabilität“für den Betrieb erreicht werden könne. Von einem wankenden Betrieb hätte Neu-Ulm nämlich bestimmt nichts.

Anfang Februar hatte die in Kassel ansässige Hübner-Unternehme­nsgruppe bekannt gegeben, dass sie sich von ihrem Neu-Ulmer

Schwesterb­etrieb Gummi-Welz trennt. Angestrebt werde eine Lösung, welche die Interessen der über 80-köpfigen Stammbeleg­schaft mit einbezieht. Nicht allein die Immobilie, sondern auch sie solle von dem Investor mitübernom­men werden. Eine Paketlösun­g. „Wirklich komplett?“, hakte Albsteiger etwas ungläubig nach. Anwesend war auch Ingolf Cedra, der Geschäftsf­ührer der HübnerGrup­pe. Er nickte.

Gesucht werde ein Unternehme­n, das am Standort in der OttoRenner-Straße eine Produktion aufzieht und dabei ähnlich wie Hübner „tickt“, also sich zu sozialer Verantwort­ung bekenne, „Das recherchie­ren wir gründlich“, beteuerte er gegenüber unserer Redaktion. Inwieweit sich die Übernahme „im Paket“vertraglic­h festzurren lässt, vor allem wie lange eine Beschäftig­ungsgarant­ie gültig wäre, wird sich wohl erst in der Zukunft erweisen. Ende Juli, so kündigte es Cedra an, sollen die Sondierung­en mit den Interessen­ten abgeschlos­sen sein.

Wann der Übergang dann tatsächlic­h stattfinde­t, könne beim jetzigen Stand noch nicht gesagt werden. Die Stimmung am Tiefpunkt, diese nahe liegende Vermutung versuchte Standort-Geschäftsf­ührer Tobias Windrich wortreich zu zerstreuen. Alle, auch die Führungskr­äfte, seien bislang an Bord geblieben. In den Hallen konnte der kleine Tross aus dem Rathaus Teams bei der Arbeit besuchen und sprechen.

Sehr viel wird in reiner Handarbeit erledigt, nur so sei die nötige Präzision zu erreichen, hieß es. „Ich bin sehr stolz, hier zu arbeiten“, bekannte Sergej Kauz, Teamleiter bei der Rahmenfert­igung, „qualitativ sind wir im führenden Bereich“. Betriebsra­tsvorsitze­nder Enrico Wemme hob „die gute Kommunikat­ion“mit der Geschäftsf­ührung hervor. Die Verkaufsab­sicht sei zwar „keine schöne Nachricht“gewesen, aber auch er sehe darin nun „eine Chance für die Zukunft“.

In dieser werden die Komponente­n, die derzeit noch Neu-Ulm liefert, an anderen, günstigere­n Hübner-Standorten gefertigt. Darunter sind die „Ziehharmon­ikas“(im technische­n Begriff „Übergangss­ysteme“) in Gelenkbuss­en und in Zügen. Gummi-Welz-Produkte landen komplett im rollenden Material auf der Schiene und in Bussen. Dazu zählen ebenso Gummiprofi­le an Fenstern und Türen, letztere ausgerüste­t mit Einklemm-Schutzsyst­emen.

Einer der Abnehmer ist das nur ein paar hundert Meter entfernt liegende Werk von Evobus.

„Wir haben zu viele Standorte für das Gleiche“, führte Cedra als einen der Gründe für den Schnitt an. Erneut kritisiert­e er den nach seiner Ansicht „zu geringen Abstand“zwischen Bürgergeld und den Lohntarife­n im „niederqual­ifizierten Bereich“. Daher sei es immer schwerer, ausreichen­d Personal zu finden. Rund 40 Leiharbeit­er

seien derzeit noch an Bord. Für sie ist die Wahrschein­lichkeit höher, dass ihr Einsatzort künftig woanders liegt.

In der Rückschau ist GummiWelz ein Musterbeis­piel dafür, wie sich aus einem kleinen Handwerksb­etrieb ein hoch spezialisi­erter Produzent und Zulieferer auf dem internatio­nalen Markt entwickelt hat. Gummi-Welz war ebenfalls bereits eine Gruppe mit mehreren Standorten und rund 500 Beschäftig­ten, als sie 2019 von Hübner übernommen wurde. Ihre Wurzeln liegen im Ulm der frühen Nachkriegs­zeit. Lange gab es sogar ein Ladengesch­äft, das Artikel aus Gummi führte, darunter logischerw­eise Gummistief­el. 2006 kam es zum Verkauf an die Equimax AG, zwei Jahre später zum Umzug von der Magirusstr­aße in der Ulmer Weststadt ins Neu-Ulmer Industrieg­ebiet. Unter dem Dach der Hübner-Gruppe sind nach Unternehme­nsangaben derzeit rund 3500 Beschäftig­te, der Jahresumsa­tz wird mit etwa 500 Millionen Euro angegeben.

Rund 40 Leiharbeit­er sind noch beschäftig­t.

 ?? Foto: Thomas Vogel ?? Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger besuchte das Neu-Ulmer Unternehme­n Gummi Welz in einer Zeit des Umbruchs.
Foto: Thomas Vogel Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger besuchte das Neu-Ulmer Unternehme­n Gummi Welz in einer Zeit des Umbruchs.

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