Bienenhaltung ist komplizierter geworden
Imker aus der Region berichten, was sie an ihrer Arbeit schätzen und welche Schwierigkeiten sie zu meistern haben. Auch der Golfclub Ulm produziert Honig.
Babenhausen Im Garten der Jugendbildungsstätte in Babenhausen bilden Schneeglöckchen und Krokusse sowie andere Frühlingsboten die ersten bunten Farbtupfer. Die Weidenkätzchen am Rand des Geländes sind schon fast verblüht. Aus einer windgeschützten Ecke hört man an diesem sonnigen Tag ein Summen und Brummen. Sebastian Morbach, Leiter der Umweltstation, nutzt die milden Temperaturen zur Durchsicht seiner Bienenvölker. „Es sieht ganz gut aus“, stellt er mit Blick auf die von emsigen Insekten umschwirrten Waben fest.
Die Arbeiterbienen sind gerade dabei, Pollen von den ersten Frühjahrsblühern einzutragen. Zu erkennen sei das an den „Pollenhöschen“, die bunt und kugelförmig an ihren Hinterbeinchen klebten, erläutert der Imker. „Das ist ein gutes Zeichen, ein Indiz dafür, dass mit der Königin und dem Volk alles in Ordnung ist.“Die Honigbienen benötigten das eiweißhaltige Pollenfutter für die Entwicklung ihrer
Larven. „Vor Wintereinbruch hatten wir insgesamt 14 Bienenvölker, jetzt zum Frühlingsbeginn sind es noch elf“, resümiert Morbach. Der Verlust von rund 20 Prozent liege im Durchschnitt. Temperaturschwankungen, der Klimawandel, Futtermangel, Krankheiten sowie Umweltgifte und nicht zuletzt die Varroamilbe machten es den Honigbienen schwer.
Bienenvölker halten keinen Winterschlaf, sagt Morbach. Aber auch wenn sie in der kalten Jahreszeit nicht zu sehen seien, hätten sie Aufgaben zu erledigen. Vor allem müssten sie den Futterstrom aufrechterhalten. Wenn die Außentemperatur unter acht Grad Celsius liege, bilden die Insekten in ihrem Stock um die Königin eine Art Traube, in der sie sich gegenseitig wärmen. Um die Brut so gut wie möglich gegen die Kälte zu schützen, müssen sie dem Imker zufolge die Temperaturen im Stock hochfahren. Das koste zusätzlich Energie und zehre erheblich an den Honigvorräten. Für schwache Bienenvölker könnten diese Kälteeinbrüche auch im zeitigen Frühling noch existenzbedrohend sein. Erst bei Wetter, das sich für die Bienen zum
Fliegen eignet – also Sonnenschein und Temperaturen über zehn Grad Celsius – starten sie wieder zu ihren Sammeltouren.
Bei der Bienenhaltung in der Jubi-Umweltstation spielt der Honigertrag nicht die entscheidende Rolle. „Vielmehr wollen wir zu einem achtsamen und sensiblen Umgang mit der uns umgebenden Natur anregen. Durch unsere Imkerei vermitteln wir Schulklassen und Gästegruppen Einblicke in die faszinierende Welt dieser heimischen Insekten“, sagt Morbach. Man greife Ängste und Vorurteile im Umgang mit diesen fleißigen Blütenbestäubern auf. „Dadurch wollen wir der immer weiter voranschreitenden Naturentfremdung in unserer Gesellschaft entgegenwirken“, betont der Leiter der Jubi-Umweltstation.
Bienen gibt es auch im Golfclub Ulm in Illerrieden. Seit 2011 nimmt dieser am Umweltprogramm „Golf & Natur“des Deutschen Golf Verbandes (DGV) teil, wurde inzwischen schon mehrfach mit der höchsten Zertifizierungsstufe in Gold ausgezeichnet. Im Zuge des Projekts „Lebensraum Golfplatz“wurden zum Beispiel an mehreren
Stellen des Platzes mehrjährige Blühstreifen als Bienenweiden angelegt. Damit soll die Artenvielfalt gefördert werden. Obendrein sind am Gebäude der Greenkeeper fünf Bienenvölker heimisch. „Ein Imker aus dem Dorf kümmert sich darum“, erzählt Head Greenkeeper Thomas Ströbele. Der praktische Nebeneffekt: Im Shop des Golfclubs gibt es regelmäßig frischen Honig zu kaufen – selbst produziert. Als der Golfclub Ulm 2023 sein 60-jähriges Bestehen feierte, gab es Honig als Geschenk für die Gäste. „Einmal im Jahr veranstalten wir sogar ein ’Bienen-Turnier’. Die Startgelder kommen dann den Bienenprojekten und dem Imker zugute“, berichtet Ströbele.
Seit fast 30 Jahren hält Andreas Mayer aus Ritzisried im Nebenerwerb Bienen „Derzeit so um die 60 Völker“, erzählt der leidenschaftliche Imker. In den zurückliegenden zehn Jahren sei es immer schwieriger geworden, die Völker durch den Winter zu bringen. Aufgrund der milden Temperaturen im Januar und Februar sei die Vegetation heuer mindestens um vier Wochen voraus. Wenn das Frühjahr zu schnell beginne und Weiden, Haselnuss,
Löwenzahn und Raps in rascher Folge hintereinander blühten, kämen die Insekten mit dem Sammeln von Nektar und Pollen nicht nach und gerieten in Stress, fügt Mayer hinzu. Aufgrund des spürbaren Klimawandels habe sich vieles in der Natur verändert. „Es ist alles komplizierter geworden“, sagt er.
Weil er erst seit fünf Jahren Bienen hält, zählt sich Bernhard Kolb aus Babenhausen noch zu den Jungimkern. „Dieses Hobby ist für mich ein bereichernder Ausgleich für den stressigen Alltag“, verrät er. Ganz nebenbei decke er auch den Honigbedarf seiner Familie. Im Laufe der Jahre hat er erfahren, dass die Imkerei das ganze Jahr über spannend und vor allem in den Sommermonaten arbeitsintensiv ist. Aber das ist für ihn kein Problem. „Ich erlebe die Natur und den Wechsel der Jahreszeiten ganz bewusst.“Bei der Bestäubung von Apfel-, Birn- und Kirschbäumen sowie Raps, Rotklee, Ackerbohnen und Buchweizen spielen Bienen eine wichtige Rolle, weiß Kolb. Er sagt: „Wir Imker leisten einen wichtigen Beitrag für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.“