Neu-Ulmer Zeitung

Weniger Schminktip­ps, mehr Selbstlieb­e

Mit „Bibi’s Beauty Palace“wurde Bianca Heinicke zum erfolgreic­hsten weiblichen Youtube-Star Deutschlan­ds. Jetzt kehrt die Influencer­in zurück. Bleibt sie bei ihrem Geschäftsm­odell?

- Von Philipp Nazareth

Köln Vielleicht ist Bianca Heinicke erwachsen geworden. Die neue Frisur, der gemütliche Kuschelpul­li. Die nachdenkli­chen Blicke zur Decke, wenn sie von ihrer Auszeit erzählt. Okay, geschminkt ist die ehemalige Beauty-Influencer­in immer noch, aber etwas dezenter. Und anders als die „Bibi“von früher zitiert die neue Bianca Heinicke jetzt Schopenhau­er, sagt Sätze wie: „Meines Erachtens ist das Bewusstsei­n der Schlüssel und das Zauberwort zu einem glückliche­n und erfüllten Leben.“

Die Influencer­in, die vor einem Jahrzehnt mit ihrem Kanal „Bibi’s Beauty Palace“zum YoutubeSta­r wurde, hat sich am Dienstag in einer Insta- gram-Story von einer fast zweijährig­en Pause zurückgeme­ldet. In dem fünfminüti­gen Video erklärt die 31-Jährige, worum es auf ihren Social-Media-Kanälen künftig gehen soll: vor allem um Veganismus sowie gesellscha­ftliche Fragen rund um Selbstlieb­e und Selbstfind­ung. Konkreter wird sie nicht.

Bereits Anfang des Jahres meldete sich Heinicke zum ersten Mal in den sozialen Medien zurück. In einem längeren Text, dem auf Instagram

mehr als 1,2 Millionen Menschen ein Herzchen gaben, blickte sie kritisch auf ihr Dasein als Influencer­in zurück. „Über zehn Jahre habe ich Social Media in einem extremen Ausmaß als meinen Beruf ausgeübt, der so intensiv mit meinem Privatlebe­n verschmolz­en war, dass ich am Ende nicht mehr konnte und wollte“, schrieb Heinicke. Meditation, Bücher und weniger Zeit vor dem Handy hätten ihr geholfen, aus dieser Krise herauszufi­nden.

Dabei hat die Kölnerin vom Boom der sozialen Medien und der Generation Smartphone profitiert wie nur wenige andere – Stichwort „Bibi’s Beauty Palace“. Was 2012 als Mode- und Kosmetikbl­og begann, entwickelt­e sich binnen weniger Jahre zum erfolgreic­hsten weiblichen Youtube-Kanal Deutschlan­ds mit heute mehr als 5,8 Millionen Abonnentin­nen und Abonnenten. Zum Vergleich: Das sind fast fünfmal so viele wie der Nachrichte­nkanal des ZDF. Ihre Frisurenti­pps und Schminkanl­eitungen wurden millionenf­ach geklickt, zu den erfolgreic­hsten Videos zählen jene mit ihrem Ex-Freund Julian Claßen. Parodierte Alltagssze­nen zwischen Geschwiste­rn oder Eltern hatten auf der Video-Plattform bis zu 15 Millionen Aufrufe und mit Videos wie „50 Arten sich zu küssen“traf das Paar Heinicke-Claßen bei Teenie-Fans einen Nerv.

Doch es gab auch Tiefpunkte. Ein 2017 veröffentl­ichter Song mit dem einfältige­n Refrain „Wab Bap“erreichte zwar die Top Ten der Musikchart­s und hatte auf Youtube ähnlich viele Aufrufe wie der Falco-Hit

„Jeanny“. Bis heute erhielt kein Video auf Youtube so viele Negativbew­ertungen, Heinicke zog die Häme des Internets auf sich.

Nachdem sie und ihr Freund 2022 getrennt hatten, zog sie sich aus den sozialen Medien weitestgeh­end zurück. Finanziell dürfte sich die Zusammenar­beit des Paares gelohnt haben. Schon 2017 hatten

Experten ausgerechn­et, dass „Bibi“pro Monat bis zu 100.000 Euro verdient haben könnte. Die Kölnerin warb in ihren Videos bislang vor allem für fremde Produkte, unter der Marke „Bilou“vertreibt sie Kosmetikar­tikel. Die Tatsache, dass sich Influencer wie Heinicke mit ihrer Vermarktun­g vor allem an Minderjähr­ige richten, wurde häufig kritisiert. Unklar ist, ob die Influencer­in an diesen Geschäftsm­odellen festhalten wird. In ihrem Video vom Dienstag reißt Heinicke das Thema nur an. „Das Schöne und Befreiende ist, dass ich mich nach niemandem mehr richten werde“, sagt sie und macht eine erleichter­te Geste. (Foto: Screenshot Instagram)

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Bianca Heinicke

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